Werbeblocker entdeckt: Unsere Website wird mit der Anzeige von Werbung finanziert. Bitte überlege, ob du den Werbeblocker auf unserer Website nicht vielleicht ausschaltest.
Forum für Hinweise auf Beiträge (Artikel, Videos ...) in in- und ausländischen Onlinemedien mit Bezug zur ukrainischen Politik
Forumsregeln
Bitte keine Vollzitate aus Zeitungen, außer wenn diese es ausdrücklich gestatten. Zudem achtet bitte auf die Seriösität der Quelle. Keine Verschwörungs- oder Hassseiten!
Bei Links mit unüblichen Zeichen (z.B. []) bitte einen Linkkürzer wie Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ... oder Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ... nutzen ....
Denkt bitte an korrektes Zitieren, um die Lesbarkeit zu erhöhen.
Format: [quote="name"] Zitat [/quote]. Näheres hier: zitierfunktion-t295.html
Videos werden in der Regel automatisch eingebunden. Falls nicht bitte den media-Tag versuchen. Format:
[media] Link [/media].
Näheres hier: videoeinbindung-t308.html
Der prominente russische Oppositionsführer Boris Nemzow ist in der Nacht auf Samstag in Moskau ermordet worden. Er wurde von Schüssen getroffen, die ein Attentäter nach Angaben von Behörden aus einem fahrenden Auto abgab. Die Tat ereignete sich keine 500 Meter vom Kreml entfernt, auf einer Brücke in der Nähe des Roten Platzes.
Nemzow soll in Begleitung einer jungen Bekannten aus der Ukraine gewesen sein. Mehrere Zeugen hätten die Tat beobachtet, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf die Polizei.
Mit dem Mord an Boris Nemzow bricht für Russlands Oppositionelle eine neue Ära an, eine Ära der Angst. Nemzow, 55, war ein scharfer Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der Ermordete zählte zu den Organisatoren einer Oppositions-Demonstration, die am Sonntag am Stadtrand von Moskau stattfinden soll. Die Veranstalter haben angekündigt, statt einer Kundgebung einen Trauermarsch abhalten zu wollen.
Ein Mord mehr in Russland, der viel Raum für Spekulationen bietet. Egal ob es ein Auftragsmord war oder nur ein verwirrter Nationalist herumgeballert hat - eines kann man deutlich feststellen. Ein Mord mehr, dessen Ursachen in der fanatischen und wirklichkeitsfremden Propaganda russischer Medien zu suchen ist.
Malcolmix hat geschrieben:-- Raum für Spekulationen??? --
Die Täter werden nie gefunden werden - - die Hintermänner werden nie aufdeckt -- und der feige Mord aus den Reihen russischer Ultranationalisten und Präfaschisten ist eine weitere brutale Warnung an alle diejenigen die Kremlpolitik und russischen Neoimperialismus kritisieren.
Nemzow hat sicher den Nerv getroffen - seine Forderungen sind :
Korrupte Politiker vor Gericht stellen, Halbierung des Militärbudget, Bildungsbudget aufstocken: Der einstige Gouverneur und Architekt der liberalen Wirtschaftsreformen der 1990er Jahre machte in dem Interview kurz vor dem brutalen Mord viele Vorschläge, um Russland zu modernisieren.
In erster Linie aber warb Nemzow für eine Demonstration gegen die Regierung, zu der auch andere Oppositionspolitiker aufgerufen hatten.
"Dieser Marsch fordert den sofortigen Stopp des Krieges mit der Ukraine, er fordert, dass Putin seine Aggression einstellt", sagte er. Der für Sonntag geplante Marsch wurde inzwischen als Reaktion auf das Attentat abgesagt. Stattdessen sollen die Moskauer nun am 1. Mai zu einem Gedenkmarsch für Nemzow ins Stadtzentrum kommen.
Putins Vorgehen im Konflikt mit dem Nachbarland sei auch für die schwere Wirtschaftskrise in Russland verantwortlich. "Die Sanktionen, dann die Kapitalflucht: all das wegen Putins unsinniger Aggression gegen die Ukraine." In dem Interview wiederholte Nemzow auch den Vorwurf, Moskau unterstütze die prorussischen Separatisten in der Ostukraine mit eigenen Truppen, was der Kreml stets zurückgewiesen hat.
Nemzows Mord zeigt nicht nur wo Putin und seine präfaschistischen Idioten derzeit die rote Linie für Opositionspolitiker setzen - sondern dieses ruchlose Verbrechen zeigt auch ab welchem Punkt der Kreml die Arbeit der Opposition als Gefahr einschätzt:
Wer derzeit in Russland die Lügen des Kremls über die russische Initiierung des Einmarsches in die Ukraine entzaubert, wahrheitsgemäss darstellt und das öffentlich macht begibt sich in Lebensgefahr.
Ich - an Putins Stelle - würde jetzt "ein bißchen" ermitteln,den SBU verantwortlich machen,um in die Ukraine einzufallen und dort für Ruhe zu sorgen...
Dann muß sich niemand mehr falsche Gedanken machen...
FEINDFLIEGER hat geschrieben:-- bißchen ermitteln --
Idiot.
Putin wird noch nicht einmal so tun als wenn er ermittelt - seit wann gibt es denn einen Zusammenhang zwischen Putins verlogenen öffentlichen Stellungnahmen und seinen politischen und militärischen Aktivitäten?
Ansonsten - Feindflieger ist dabei nicht nur seine Maske sondern auch seine Unterhosen fallen zu lassen.
Steht da ohne Unterhose - und ruft zum Krieg auf.
Der ehemalige georgische Präsidenten Michail Saakaschwili charakterisiert den feigen Mord an Nemzow bislang am treffendsten:
Nach Saakaschwili hatte Nemzow an einem Bericht über die russische Verstrickung in den Krieg in der Ostukraine gearbeitet. Er habe die russische Öffentlichkeit über die Lage informieren wollen. Die Ermordung Nemzows sei für ihn keine Überrschung:
"Ich bin nur überrascht, dass er nicht schon früher getötet wurde."
Scheint ganz so zu sein, als ob es noch keine Anweisung gibt, wie man mittels "cui bono" nachweisen kann, daß die Ukraine oder die USA bzw. die russische Opposition den Mord begangen haben. Die Videos müssen wohl erst gedreht werden...
lev hat geschrieben:Wenn Putin ermitteln lassen würde, stände wohl im Abschlussbericht:
Selbstmord - hat sich mit vier Schüssen in den Rücken geschossen.
Das merkt dann aber auch der letzte Konsument russicher Medien.
Ich würde eher sagen, das die russischen Medien einen gescheiterten Drogenhandel konstruieren werden ... wirkt einfach glaubwürdiger in dem Umfeld .
Die entsrechenden Pressemeldungen und das Drehbuch liegen bestimmt schon bereit.
Aber die Aktion ist der nächte Pyrus-Sieg für Putin ... wenn er schon so agieren muß, geht ihm einiges auf Grundeis.
Mal schauen, wie die Trauer-Feier/Beerdigung für Nemzow abläuft und der 1.Mai.
Malcolmix hat geschrieben:Scheint ganz so zu sein, als ob es noch keine Anweisung gibt, wie man mittels "cui bono" nachweisen kann, daß die Ukraine oder die USA bzw. die russische Opposition den Mord begangen haben. Die Videos müssen wohl erst gedreht werden...
Also der CAI würde man das nicht in die Schuhe schieben. Da würde man ja zugeben, dass die im Ausland besser arbeitet, als der FSB zu Hause. Schließlich geschah der Mord am bestüberwachtesten Platz Russlands.
Ich schätze mal, in Kürze wird man uns erklären, ein Ukrainer aus Lviv war das, der sich in Nemzows Freundin verliebt hat.
Auch im Falle desermordeten Oppositionsführers Boris Nemzow verbreitet der Kreml eine Reihe kruder Theorien. Nach Angaben von Alexander Bastrykin, Chef des staatlichen Ermittlungskomitees und Studienfreund von Wladimir Putin, ermitteln die Behörden in die folgenden vier Richtungen:
- Ziel des Mordes sei eine "Provokation zur Destabilisierung der politischen Lage im Land". In diesem Falle, so Chef-Ermittler Bastrykin, sei Nemzow "zu einer Art sakralem Opfer geworden für jene, die vor nichts Halt machen, um ihre politischen Ziele zu erreichen". Mit anderen Worten: Nemzow wurde getötet, um den Mord Putin in die Schuhe zu schieben. Verantwortlich wären dafür entweder Nemzows eigene Mitstreiter aus den Reihen der Opposition - oder westliche Geheimdienste.
- Islamisten hätten Rache an Nemzow genommen, weil er sich für das islamkritische Satire-Magazin "Charlie Hebdo" stark gemacht habe. Warum die Gotteskrieger unter Millionen Fans des Magazins allerdings ausgerechnet Nemzow in Moskau niederstrecken sollten, sagt Bastrykin nicht.
- Ukrainische Extremisten könnten hinter dem Mord stecken. Dort kämpften "auf beiden Konfliktseiten radikale Personen, die sich niemandem unterordnen", so Bastrykin.
- Nemzow habe womöglich undurchsichtige Geschäfte getätigt und sei "aus kommerziellen Gründen" ermordet worden.
Gegen russische Nationalisten wird erwartungsgemäß nicht ermittelt. Ansonsten ist es eine Ansammlung dessen, was sich kein Satiriker besser ausdenken könnte. Naja - ich hab schon die ersten getroffen, die genau an diesen Mist glauben. Heute in der Stadtbahn...
bohne_68 hat geschrieben:((Nicht nur ))Ort und Zeitpunkt lassen wenig Zweifel an den Tätern
Anna Stepanowna Politkowskaja gehörte zu den Journalisten, die während des Tschetschenienkrieges bewusst und kontinuierlich im Widerspruch zur offiziellen Darstellung aus der Krisenregion berichteten.
Die Reporterin deckte die Verbrechen der russischen Armee auf und der mit ihnen verbündeten paramilitärischen tschetschenischen Gruppen, über Folter, Mord und unrechtmäßige Bereicherung durch Raub, Korruption, Unterschlagung oder Veruntreuung im Kriegsgebiet. Sie nannte den Konflikt einen „schmutzigen Krieg“ und belastete mit ihren Publikationen unter anderem den Putin-Verbündeten Ramsan Kadyrow.
Genau wegen dieser Berichterstattung wurde Sie ermordet - eine Kugel traf sie in die Brust, eine weitere in den Kopf - wobei 4 Patronenhülsen im Flur gefunden wurden.
Boris Nemzow war nach Aussagen Poroschenkos dabei einen Report über die Verstrickung russischer Geheimdienste und des russischen Militärs in den Ukrainekrieg zu schreiben - der immer noch - trotzdem mittlerweile jeder ernst zu nehmende Journalist und Politiker in Europa weiß das Putins Ultranationalisten den Krieg mit Hilfe russischer Militärs vom Zaun gebrochen haben - einige politische Sprengkraft besitzen würde.
Das heißt: Der - oder diejenigen die Russlands neoimperiale Politik entzaubern und das russische Militär als willfähriges Werkzeug dieser Politik anklagen -- welches mit Folter, Mord und unrechtmäßige Bereicherung durch Raub, Korruption, Unterschlagung oder Veruntreuung in Kriegsgebieten ganze Landstriche verwüstet - wird schlichtweg ermordet.
Ob der Nemozow sein Material veröffentlicht hätte oder nicht, dürfte wohl keine Rolle spielen. Insbesondere bezüglich des Ukrainekonfliktes hat die russische Propagandamaschinerie schon längst alle möglichen und unmöglichen Versionen durchgespielt, sodass auch sein Material nur eine weitere Variante darstellen würde.
Genauso funktioniert die Propagandamaschinerie ja auch, nachdem Nemzow umgebracht worden ist. Mittlerweile haben meine Frau und ich wohl 1 Dutzend Spekulationen gelesen. Was wohl auch logisch sein sollte: Keine der russischen Spekulationen nannte den Kreml als schuldigen. Bedient werden eher Verschwörungstheorien mit den üblichen Verdächtigen.
Es wird für Putin und seinen Machtapparat ebenfalls kein Problem darstellen, dass man sich an 2 Fingern abzählen kann, wer an dem Mord schuldig ist. Werden diesbezüglich ein paar Stimmen zu laut, um Putin und seinen Machtapparat in den Fokus zu stellen, dann werden auch diese mittels russischem Recht und Gesetz zum Schweigen gebracht. Irgendwas wird sich schon finden lassen: Verstoss gegen das Steuerrecht, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Verstoss gegen Hygienevorschriften, etc., etc.. Naja, und wenn alles nichts hilft.....
P. S.: Heute lief, mal wieder, eine Dokumentation über Stalin in der Glotze. Es fanden sich reichlich parallelen zum jetzigen Zustand Russlands. Zugegeben, wäre es eine Dokumentation über Hitler, würde man sicherlich die gleichen Parallelen finden.
nuscha hat geschrieben:....die russischen Strafverfolgungsbehörden halten die Begleiterin von Boris Nemzow (Anmerkung= die den Mord miterlebt hat) zwangsweise in einer privaten Wohnung fest -- ohne konsularischen Beistand zu gewähren
Russland auf dem Weg -- zurück in den Stalinismus?
Vertuschung im Fall Nemzow? - Kreml-Kameras bei Mord außer Betrieb
Eigentlich ist das Gebiet um den Kreml, wo der russische Kreml-Kritiker Boris Nemzow erschossen wird, gut überwacht. Doch nicht zu dem Zeitpunkt der Tat: Viele Überwachungskameras des Kreml waren ausgeschaltet.
In jedem normalen Unternehmen, das ein Sicherheitssystem verwendet, ist dies doppelt ausgeführt (Renundanz), schon damit mal etwas repariert werden kann ...
Nach ein wenig überlegen kam ich zu dem Schluss, dass der Mord an Nemzow eine Warnung an die russische Bevölkerung darstellt. Natürlich hatte er Putin immer und immer wieder provoziert. Aber letztenendes haben seine Provokationen keinen sonderlich grossen Einfluss auf Putins Macht gehabt. Sie wurden allenfalls als lästig empfunden, und lieferten gleichzeitig den Beweis, dass es in Russland doch sowas wie demokratische Strukturen gibt.
Wovor Putin jedoch Angst hat, ist wohl der Umstand, dass der kommende Wirtschaftsabschwung nebst Einkommensverlusten für die Bevölkerung die Unzufriedenheit erhöhen wird. Vielleicht und vermutlich ist sie schon so gross, sodass die Bevölkerung Interesse an einer neuen Regierung haben könnte. Es ist ja schliesslich nicht das 1. Mal, dass sinkende Ölpreise nebst schwindenden finanziellen Möglichkeiten zum Sturz des amtierenden Präsidenten geführt haben. Putin will und möchte dieses Schiksal aus verständlichen Gründen nicht teilen. Schliesslich weiss er selber am besten, dass er ein krimineller Kleptokrat ist, welcher eigentlich nur überleben kann, wenn er an der Macht bleibt. Ergo wird an Nemzow ein Exempel statuiert.
Das dieser Mord nie richtig aufgeklärt wird, dürfte für mich ausser frage stehen. Ich tippe jedoch darauf, dass man trotzdem früher oder später eine ausländische Macht dafür verantwortlich machen wird, welche mithilfe dieses Mordes Russland destabiliseren wollte. Zum Glück passt die russische Mafia, ähm, Führung, auf, und konnte dieses Vorhanden nicht nur aufdecken, sondern obendrein auch noch die Bevölkerung vor der Destabiliserung und den daraus resultierenden Unruhen beschützen
Anuleb hat geschrieben:""....... dass es in Russland doch sowas wie demokratische Strukturen gibt?"" und ""Provokationen (haben) keinen sonderlich grossen Einfluss auf Putins Macht gehabt. Sie wurden allenfalls als lästig empfunden
Aus dem Mord an Nemzow abzuleiten das es doch noch demokratische Strukturen in Putins Russland gibt vermag ich nicht so richtig zu folgen.
Mord war in Russland in den letzten 25 Jahren immer ein Mittel oppositionelle Stimmen auszuschalten - was wir heute erleben ist die absolute Zuspitzung dieses Prinzips - weil es zum ersten Mal einen Politiker getroffen hat der nicht immer ein Gegner Putins gewesen ist.
Damit hat Putins Russland eine weitere rote Linie überschritten - nach den jahrzehntelangen üblichen Morden an Journalisten und das Kaltstellen von Oligarchen mit einer abweichenden Meinung in Gefängnisse ist das System Putin zum offenen Mord an Oppositionellen übergegangen.
Olga Romanowa -- eine enge Freundin von Boris Nemzow -- entwickelt eher ein apokalyptisches Szenario für Russland.
Russland steckt in einer chaotischen Sackgasse - unter anderem weil die finanziellen Rücklagen nur noch für weitere anderthalb Jahre reichen werden.
Interessant an Ihrer Aussage ist wie sie das Schicksal der Ukraine mit dem von Russland verknüpft:
Alles hängt von der Entwicklung in der Ukraine ab. Verliert sie, haben auch wir (Russland) keine Chance. Gelingt ihr wenigstens etwas: Kann sie den Krieg anhalten, der EU näher rücken, den Wirtschaftsbankrott abwenden oder die Korruption bekämpfen, haben auch wir noch den Hauch einer Chance. Ich rufe den Westen daher auf, der Ukraine zu helfen. Dort entscheidet sich das Schicksal Russlands, Europas, am Ende das der ganzen Welt. Wir sprechen von Diktatur und einer endgültigen Zerlegung des internationalen Rechtsgefüges. Wenn die Ukraine das nicht abwehrt, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.
Das bedeutet schlichtweg das 1. die Ukraine auf dem richtigen Weg ist und 2. wenn Demokratie in der Ukraine gewinnt wird diese über kurz oder lang auch nach Russland abfärben.
Anuleb hat geschrieben:Nach ein wenig überlegen kam ich zu dem Schluss, dass der Mord an Nemzow eine Warnung an die russische Bevölkerung darstellt. Natürlich hatte er Putin immer und immer wieder provoziert. Aber letztenendes haben seine Provokationen keinen sonderlich grossen Einfluss auf Putins Macht gehabt. Sie wurden allenfalls als lästig empfunden, und lieferten gleichzeitig den Beweis, dass es in Russland doch sowas wie demokratische Strukturen gibt.
Die "Beseitigung" von Nemzov hätte er viel einfacher und unauffälliger haben können.
Warum ausgerechnet nach einem Interview und kurz vor der Demonstration gegen die Politik der Regierung und gegen Putin selber ??
Warum ausgerechnet dieser Ort, der unter völliger Kontrolle des FSB steht, mit oder ohne Kameras?
Wenn die Entscheidung bewußt getroffen wurde und keine Affekthandlung auf das Interview war, was er kurz vorher gegeben hatte, steckt etwas anderes dahinter.
Anuleb hat geschrieben:
Wovor Putin jedoch Angst hat, ist wohl der Umstand, dass der kommende Wirtschaftsabschwung nebst Einkommensverlusten für die Bevölkerung die Unzufriedenheit erhöhen wird. Vielleicht und vermutlich ist sie schon so gross, sodass die Bevölkerung Interesse an einer neuen Regierung haben könnte. Es ist ja schliesslich nicht das 1. Mal, dass sinkende Ölpreise nebst schwindenden finanziellen Möglichkeiten zum Sturz des amtierenden Präsidenten geführt haben. Putin will und möchte dieses Schiksal aus verständlichen Gründen nicht teilen. Schliesslich weiss er selber am besten, dass er ein krimineller Kleptokrat ist, welcher eigentlich nur überleben kann, wenn er an der Macht bleibt. Ergo wird an Nemzow ein Exempel statuiert.
Ich denke, das die wirtschaftliche Krise lange vor der Tür stand, auch ohne fallenden Ölpreis. Der Staatshaushalt war schon lange auf über 100USD/Barrel ausgelegt und einigermaßen alles bezahlen zu können. Da ist nicht mehr viel Luft nach oben ... Und die Begehlichkeiten aller Mitstreiter und "Bedürftigen" sind stetig gewachsen. Hinzu kommen notwendige Ausgaben, nur um die bestehende Substanz zu erhalten - in ganz Russland. Es hatte sich auch schon vieles Verbessert ...
Das einzigste, was in Russland wirklich "wirtschaftlich" ist, ist die Gas-, Öl- und Rustungs-Industrie. Alle drei scheinen an ihrer Kapazitätsgrenze zu arbeiten.
Man ist kaum in der Lage ausreichend Nahrungsmittel für die eigene Bevölkerung zu erzeugen.
Und in dieser Situation sagt die kleine Ukraine - einer der effektivsten Wirtschaftsstandorte der Sowjetzeit (die auch nicht völlig auf Rüstung ausgerichtet ist) - auch noch "Winke" "Winke" ... wir schließen uns Europa an. Sicherlich spielt bei der Entscheidung auch die bevorstehende selbstgemachte Kriese Russland's eine Rolle, in die man nicht mit reingezogen werden wollte.
Und in einer solchen Lage, braucht Putin (das Regime) dringend Erfolge und Ablenkung für's Volk ... soetwas wie Brot und Spiele.
Das System an sich ist schon eine ganze Weile am Kippen. Anders lassen sich die Entscheidungen der Regierung in den vergangenen Jahren kaum erklären. Ich denke hier an das NGO-Gesetz, oder die Pressefreiheit.
Anuleb hat geschrieben:
Das dieser Mord nie richtig aufgeklärt wird, dürfte für mich ausser frage stehen. Ich tippe jedoch darauf, dass man trotzdem früher oder später eine ausländische Macht dafür verantwortlich machen wird, welche mithilfe dieses Mordes Russland destabiliseren wollte. Zum Glück passt die russische Mafia, ähm, Führung, auf, und konnte dieses Vorhanden nicht nur aufdecken, sondern obendrein auch noch die Bevölkerung vor der Destabiliserung und den daraus resultierenden Unruhen beschützen
Wenn man den Mord aufklären wollte, hätte man kurz nach der Tat hochauflösende Fahndungsfotos veröffentlicht und die Täter am nächsten Tag gestellt. Die Tat wurde im Revier des FSB begangen ... wo Abends fast jeder Passant ein Mitarbeiter der Organisation ist, wo es von Überwachsungssystemen nur so wimmelt.
Es immerhin einer "fremden Macht" gelungen in unmittelbahrer Nähe des Kreml eine Waffe abzufeuern. Es bestand also Gefahr für die Regierung ...! Oder nicht ?
gunny hat geschrieben:Das bedeutet schlichtweg das 1. die Ukraine auf dem richtigen Weg ist und 2. wenn Demokratie in der Ukraine gewinnt wird diese über kurz oder lang auch nach Russland abfärben.
Ja, was denn sonst? Vor allem deswegen riskiert Putin ja, den Ruf Rußlands und seine Reserven zu zerstören. Nichts ist gefährlicher für ihn, als eine positive und erfolgreiche Entwicklung in der Ukraine.
Anuleb hat geschrieben:""....... dass es in Russland doch sowas wie demokratische Strukturen gibt?"" und ""Provokationen (haben) keinen sonderlich grossen Einfluss auf Putins Macht gehabt. Sie wurden allenfalls als lästig empfunden
Aus dem Mord an Nemzow abzuleiten das es doch noch demokratische Strukturen in Putins Russland gibt vermag ich nicht so richtig zu folgen.
Mord war in Russland in den letzten 25 Jahren immer ein Mittel oppositionelle Stimmen auszuschalten - was wir heute erleben ist die absolute Zuspitzung dieses Prinzips - weil es zum ersten Mal einen Politiker getroffen hat der nicht immer ein Gegner Putins gewesen ist.
Damit hat Putins Russland eine weitere rote Linie überschritten - nach den jahrzehntelangen üblichen Morden an Journalisten und das Kaltstellen von Oligarchen mit einer abweichenden Meinung in Gefängnisse ist das System Putin zum offenen Mord an Oppositionellen übergegangen.
Olga Romanowa -- eine enge Freundin von Boris Nemzow -- entwickelt eher ein apokalyptisches Szenario für Russland.
Russland steckt in einer chaotischen Sackgasse - unter anderem weil die finanziellen Rücklagen nur noch für weitere anderthalb Jahre reichen werden.
Interessant an Ihrer Aussage ist wie sie das Schicksal der Ukraine mit dem von Russland verknüpft:
Alles hängt von der Entwicklung in der Ukraine ab. Verliert sie, haben auch wir (Russland) keine Chance. Gelingt ihr wenigstens etwas: Kann sie den Krieg anhalten, der EU näher rücken, den Wirtschaftsbankrott abwenden oder die Korruption bekämpfen, haben auch wir noch den Hauch einer Chance. Ich rufe den Westen daher auf, der Ukraine zu helfen. Dort entscheidet sich das Schicksal Russlands, Europas, am Ende das der ganzen Welt. Wir sprechen von Diktatur und einer endgültigen Zerlegung des internationalen Rechtsgefüges. Wenn die Ukraine das nicht abwehrt, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.
Das bedeutet schlichtweg das 1. die Ukraine auf dem richtigen Weg ist und 2. wenn Demokratie in der Ukraine gewinnt wird diese über kurz oder lang auch nach Russland abfärben.
Ich habe diesen Bericht auch woanders am Wochenende gelesen. Und er ist einer der Gründe, warum ich langsam anfange, die Russen zu verachten. Wenn sie Demokratie haben wollen, sollen sie ihren eigenen Maidan veranstalten und Putins Mafiaclan aus dem Kreml zu jagen.
Aber sich da hinzustellen, und von der Ukraine zu verlangen, dass sie noch mehr Opfer erbringen, noch mehr Tote zu beklagen haben, noch mehr Stillstand in der Wirtschaft haben, und von dem Westen zu erwarten, dass er die Ukraine unterstützt, um dann selber abzuwarten, was denn da in Kiev, Zapo, Odessa, L'viv etc. passiert, ob sich der Wunsch der ukrainischen Bevölkerung verwirklicht, dass ist einfach nur das Hinterletzte. Wo bleibt denn die Unterstützung jener russischen Demokratiebewegung für die Ukraine. Wo bleibt das Behindern von Waffen und Munitionslieferungen, wo bleibt das Behindern von Rekrutierungsbüros für die Söldner, wo bleiben die Care-Päckchen für die Ukrainer, wo bleiben die guten russischen Demokraten, um die Separatisten an ihrem Schändlichen Tun zu hindern???? Richtig, zu hause, auf der warmen Couch, ständig betend, dass doch bitte schön andere Leute die heissen Kartoffeln für sie aus dem Feuer holen. Und das es auch morgen noch genügend Pelmeni auf dem Teller geben wird.
Anuleb hat geschrieben:Ich habe diesen Bericht auch woanders am Wochenende gelesen. Und er ist einer der Gründe, warum ich langsam anfange, die Russen zu verachten. Wenn sie Demokratie haben wollen, sollen sie ihren eigenen Maidan veranstalten und Putins Mafiaclan aus dem Kreml zu jagen.
Aber sich da hinzustellen, und von der Ukraine zu verlangen, dass sie noch mehr Opfer erbringen, noch mehr Tote zu beklagen haben, noch mehr Stillstand in der Wirtschaft haben, und von dem Westen zu erwarten, dass er die Ukraine unterstützt, um dann selber abzuwarten, was denn da in Kiev, Zapo, Odessa, L'viv etc. passiert, ob sich der Wunsch der ukrainischen Bevölkerung verwirklicht, dass ist einfach nur das Hinterletzte. Wo bleibt denn die Unterstützung jener russischen Demokratiebewegung für die Ukraine. Wo bleibt das Behindern von Waffen und Munitionslieferungen, wo bleibt das Behindern von Rekrutierungsbüros für die Söldner, wo bleiben die Care-Päckchen für die Ukrainer, wo bleiben die guten russischen Demokraten, um die Separatisten an ihrem Schändlichen Tun zu hindern???? Richtig, zu hause, auf der warmen Couch, ständig betend, dass doch bitte schön andere Leute die heissen Kartoffeln für sie aus dem Feuer holen. Und das es auch morgen noch genügend Pelmeni auf dem Teller geben wird.
Das ist wirklich das Hinterletzte.
Naja - das klingt mir eher nach tiefen Depressionen und Verzweiflung. Ich halte ihre Schlußfolgerung, keine Waffen an die Ukraine zu liefern, auch für falsch, weil sie keine Antwort liefern kann, wie die Ukraine sich denn sonst gegen marodierende Terroristen zur Wehr setzen soll. Aber das Interview ging einerseits um die Frage nach der Situation in Russland, zum anderen wurde nicht nachgefragt, warum es keine Waffenlieferungen an die Ukraine geben soll.
Anuleb hat geschrieben:....Und er ist einer der Gründe, warum ich langsam anfange, die Russen zu verachten. Wenn sie Demokratie haben wollen, sollen sie ihren eigenen Maidan veranstalten - und Putins Mafiaclan aus dem Kreml jagen.
Dein Frust ist verständlich und nachvollziehbar - nach 6.000 getöteten Ukrainern und dem Leid welches Putins Russland in der Ukraine angerichtet hat - inklusive der diffamierenden Propaganda aus allen Rohren.
Allerdings bezieht sich Olga Romanowa auf die gegenwärtigen Machtverhältnisse in Russland : In Moskau haben gestern 50.000 Russen + X von 12 Millionen Moskowitern demonstriert - neben Demonstrationen in zwei anderen russischen Städten. Von 140 Millionen Russen haben also Zehntausende demonstriert.
Kasparow - der aufgrund der Repressionen 2014 aus Russland geflüchtet ist - beschreibt die momentanen russischen Verhältnisse so:
Mit der Ermordung des Putin-Kritikers Boris Nemzow schwindet nach den Worten des russischen Oppositionellen Garri Kasparow die Hoffnung auf einen friedlichen politischen Übergang in seiner Heimat. Der im US-Exil lebende Ex-Schachweltmeister sagte, es könnte eines Tages "einen gewaltsamen Aufstand der Massen" in Moskau geben. Derzeit sei es für Russland aber nicht möglich, friedfertig von der "brutalen Diktatur" des Präsidenten Wladimir Putin wegzukommen.
Der Mord an Boris Nemzow ist eine Warnung Russlands an Opposition.
Es gebe keine erfolgversprechende Strategie gegen das Regime.: "Dies ist keine Schachpartie. Im Schach gibt es Regeln, in Russlands Politik nicht.", so Kasparow im Interview mit Reuters. Auf den Mord an Boris Nemzow angesprochen antwortete Kasparow: "Für diejenigen, die in der Opposition tätig sind, ist es ein Signal, dass die Situation unberechenbar ist", so Kasparow
Das bedeutet: Wer in Russland momentan wirksam Opposition betreibt - und besonders zum Thema Ukraine - riskiert sein Leben. Beide - also Romanowa und Kasparow beschreiben die russischen Verhältnisse so das gegenwärtig die Opposition wenig Chancen hat. -
Realität ist und bleibt das die Ukraine der Schlüssel für Reformen in der Region ist. Denn die Erfahrungen und Eindrücke die von der russischen Opposition kommen hören sich schon sehr nach Stalinismus an. Russische Generäle haben übrigens die russische Intervention in der Ukraine als zu früh charakterisiert - denn die Modernisierung der russischen Armee sei erst 2018 bis 2020 abgeschlossen.
Das zeigt doch -- neben vielen anderen Beispielen -- den Ernst der Lage.
Das bedeutet: Wer in Russland momentan wirksam Opposition betreibt - und besonders zum Thema Ukraine - riskiert sein Leben. Beide - also Romanowa und Kasparow beschreiben die russischen Verhältnisse so das gegenwärtig die Opposition wenig Chancen hat. -
Realität ist und bleibt das die Ukraine der Schlüssel für Reformen in der Region ist. Denn die Erfahrungen und Eindrücke die von der russischen Opposition kommen hören sich schon sehr nach Stalinismus an. Russische Generäle haben übrigens die russische Intervention in der Ukraine als zu früh charakterisiert - denn die Modernisierung der russischen Armee sei erst 2018 bis 2020 abgeschlossen.
Das zeigt doch -- neben vielen anderen Beispielen -- den Ernst der Lage.
In Russland hatte es die Opposition, wer oder was das auch immer sein mag, schon immer schwer. Sie haben schon immer unter Einsatz ihrer Freiheit, Gesundheit und ihres Lebens gehandelt.
Ich kann auch durchaus nachvollziehen, dass sie sehnsüchtig Richtung Ukraine schauen, in der Hoffnung, dass dort wenigstens Teile der Wünsche und Forderungen der Demokratiebewegung umgesetzt werden. Nur, und das gilt insbesondere, wenn sie sich für Russland ähnliches wünschen, dann sollten sie diese ukrainische Demokratiebewegung auch nach Kräften unterstützen, und nicht nur, in der Hoffnung, dass die Ukraine und der Westen die Sache schon schaukeln werden, die Hände in den Schoss legen und abwarten.
Zeig mir doch mal eine Nation, wo in den letzten, sagen wir mal 200 Jahre, sich die Demokratie ohne grosses Blutvergiessen, oder wenigstens vieler Opfer gegen eine Diktatur durchsetzen konnte. Hm, in der Neuzeit wollen mir da nur Spanien und Griechenland einfallen, wobei Spanien mit ach und Krach und des Königs Unterstützung einen Militärputsch verhindern konnte. Aber, auch in diesen Ländern hatte die Bevölkerung ihr Schiksal, Ihre Gesundheit und ihr Leben in die Hand genommen, und gegen die Diktatur aufbegehrt.
Wenn sowas in Russland nicht möglich ist, dann sollen die dortigen "Aktivisten" die Schnauze halten, und eben die Regierung in kauf nehmen, welche sie letztenendes selber wollen und dementsprechend auch verdienen. Und schon gar nicht sollen sie darauf hoffen, dass andere (ehemalige Sovjetrepubliken) den Vorreiter spielen. Letzteres ist schliesslich schon in Lettland, Litauen und Estland passiert, und könnte durchaus als Blaupause gelten. Dort hatte man z. B. durch singen den Umschwung herbeigeführt.
Nur so, wie sich die Russen präsentieren, viel Fordern aber nichts riskieren und nur wenig unternehmen, haben sie einfach nur meine tiefste Verachtung verdient. Davon abgesehen: In der Ukraine gab es schon 2 Maidane, wobei der 1. eigentlich am meisten gebracht hatte. Er hatte schliesslich schon die Diktatur gestürzt und durch eine wackelige Demokratie ersetzt.
Der Mord an Nemzow sollte Anlass sein mal ein paar Sekunden innezuhalten und nachzudenken.
Wieder hat ein Kritiker des System Putin sein Leben verloren, wurde umgebracht. Nicht der erste, wahrlich nicht, sicher auch nicht der letzte.
Kam der Befehl aus dem Kreml ? Eher nicht. Ist der Kreml schuld am Tod des Politikers ? Natürlich.
Es ist dieses System und die tagtägliche Propaganda, die solche Bluttaten als nahezu logische Folge erscheinen lassen.
Hass, Intoleranz, Gewalt, Geschichtsfälschung, Nationalismus, religiöser Fanatismus sind die wesentlichen Bestandteile des kruden Mixes mit dem die Putinisten den Sozialismus als Ideologie ersetzt haben. Eine Politik, eine Ideologie die so etwas wie ein "russisches Herrenvolk" begründet.
Nemzow war einer der die Dinge beim Namen nannte. Der den krieg gegen die Ukraine einen Krieg nannte. Der die Urheber im Kreml sah. Der deshalb diesen Krieg einen Krieg Russlands gegen die Ukraine nannte.
Wir müssen Nemzow verstehen. Und wir müssen diesen Krieg verstehen. Es ist nicht nur ein Krieg gegen die Ukraine. Es ist ein Krieg gegen Europa und die europäische Nachkriegsordnung. Es ist das Rematch, um die "grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts" zu korrigieren. Es ist ein Krieg gegen die Freiheit, gegen die Liberalität und das Recht.
Es trifft uns Europäer unvorbereitet. Wir dachten und denken nicht an Krieg. Er wird in der Ukraine mit Kalashnikows geführt, in Ungarn mit dem Gekungel mit einem autoritären, kleptokratischen Regierungschef und seiner Partei, in Frankreich mit der Unterstützung der ultrarechen Le Pen, in Deutschland mit den Gehrckes und Wagenknecht und vor allem im Internet mit den Horden von Blind-und Feindfliegern.
Die Orks sind unterwegs und wir erfreuen uns noch am Grün des Auenlandes...
Die Tage hat eine Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung zur Ukraine begonnen. Ich möchte euch das eine oder andere daraus nahebringen:
Was auf dem Spiel steht
Rede zur Eröffnung der internationalen Konferenz „Die Ukraine, Russland und Europa“.
Es ist in diesen Tagen unmöglich, über die Ereignisse in Russland und der Ukraine zu sprechen, ohne an Boris Nemzow zu erinnern. Sein gewaltsamer Tod ist signifikant für die tragische Entwicklung, die Russland in den letzten Jahren genommen hat.
Wer sich für die demokratische Opposition in Russland interessierte, kam an Nemzow nicht vorbei. Auch ich bin ihm das eine oder andere Mal begegnet, auf Konferenzen oder am Rande von Protestkundgebungen in Moskau. Er wirkte jungenhaft, voller Energie und unerschrocken in seinem fast aussichtslosen Kampf gegen das 'System Putin'. Er wusste genau, was er riskierte, als er sich dem chauvinistischen Delirium des Ukraine-Kriegs entgegenstellte.
Jetzt, da er tot ist, bedauern alle diesen Verlust. Wer aber wollte den lebenden Nemzow hören, wenn er davon sprach, dass Russland in einen Mafiastaat verwandelt wurde, in dem Parlament, Justiz und Fernsehen zu reinen Instrumenten der Macht degeneriert sind?
Um es mit dem russischen Schriftsteller Lew Rubinstein zu sagen: "Ich weiß nicht, wer Boris umgebracht und wer das angeordnet hat. Aber wir wissen, wer die gesellschaftliche Atmosphäre schafft, in der solche Morde nicht nur möglich, sondern sogar unausweichlich sind." - Nemzow wurde in den letzten Jahren mehr als ein Dutzend Mal verhaftet, noch am Wochenende vor dem Attentat wurde er auf der Moskauer Anti-Maidan-Kundgebung - wie andere Oppositionelle - als Vaterlandsverräter angeprangert.
Es sind die Politingenieure um Putin, die ein Klima des Hasses auf alle Andersdenkenden und "Westler" geschaffen haben. Schon bereitet die Staatsanwaltschaft das nächste Schurkenstück vor und spricht von der "ukrainischen Spur", die sie bei ihren Ermittlungen verfolgt.
Am Abend vor dem Mord saß ich mit Irina Scherbakowa zusammen, Historikerin und langjährige Mitarbeiterin bei Memorial. Es war ein Gespräch zwischen Pessimismus und der verzweifelten Hoffnung, dass doch noch nicht aller Tage Abend ist. Sie sprach von der Hasspropaganda in den Massenmedien, von psychologischer Kriegsvorbereitung, die sich wie ein Gift in die Köpfe der Bevölkerung frisst, und von der Ausgrenzung jeder internen Opposition als "Fünfte Kolonne des Feindes". Das machtpolitische Auftrumpfen des Kremls nach außen entsprach einer zunehmenden Aggressivität nach innen. Man versteht die heutige russische Politik nur, wenn man beides zusammendenkt.
... Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...
Eine Reaktion auf die Reformen im postsowjetischen Raum
Russland hat genau verfolgt, wie sich die ehemaligen Sowjetrepubliken entwickelt haben. Der mögliche Erfolg eines europäischen Wegs in der Ukraine wäre zu einer großen Gefahr für das Regime geworden.
Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre stand der riesige osteuropäische Raum, der sich unter der Kontrolle der Sowjetunion befunden hatte, vor einer historischen Herausforderung, nämlich das alte, bankrotte institutionelle Erbe loszuwerden. In allen Ländern dieses Raumes, vom vereinigten Deutschland bis Russland, wurde verkündet, dass die Entscheidung für einen europäischen Weg ohne Alternative sei. 25 Jahre später lässt sich konstatieren, dass dieser Weg in jedem einzelnen der Länder sehr unterschiedlich war.
.. Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...
Die Überlebensstrategie des Kreml: Vorwärts in die Vergangenheit
Das politische System Russlands erweist sich als erstaunlich überlebenfähig. Seit Beginn der 90er Jahren hat es sich mehrmals angepasst. Doch die Tatsache, dass sein Führer nun auf Krieg setzt, zeigt, dass es ihm an anderen Mitteln zur Selbsterhaltung fehlt.
Das personenbezogene Machtsystem Russlands (in der Folge auch „das Russische System“ genannt), welches im Widerspruch zum Rechtsstaat steht, erweist sich als erstaunlich überlebensfähig – selbst bei weit fortgeschrittenem Verfall. Der Kreml versucht sich am Leben zu erhalten, indem er auf eine Politik der Eindämmung setzt, bestehend aus, erstens, einer „konservativen Revolution“ im Inneren, zweitens, der revanchistischen Infragestellung der internationalen Ordnung, und, drittens, indem man versucht, eine anti-westliche Internationale ins Leben zu rufen, die sich bewusst gegen liberale Werte stellt. Es ist nicht schwer vorherzusagen, dass diese Überlebensstrategie langfristig zum Scheitern verurteilt ist. Nicht abzusehen aber ist, welchen Preis Russland (und der Rest der Welt) für dieses unvermeidliche Scheitern und seine Folgen zahlen wird.
Russland und der Westen – von der Nachahmung zur Eindämmung
Der Überlebenskampf des Russischen Systems hat sich so manchem Erklärungsversuch entzogen und gezeigt, dass das System in der Lage ist, auf neue Herausforderungen zu reagieren, ohne dabei sein Wesen zu ändern. Anfang der 1990er Jahre überlebte dieses System, indem es den alten sowjetischen Staat aufgab, sich vorgeblich zu liberalen Werten bekannte und bereit war, mit dem Westen zusammenzuarbeiten. Heute ist solche Maskerade ein Ding der Vergangenheit, und Russlands staatliche Organe setzen einmal mehr auf eine strikt autoritäre Politik und versuchen, sich so als Widerpart des Westens zu präsentieren.
In den Jahren 2012/13 änderte der Kreml, um zu überleben, seine Taktik und bekannte sich zur „Putin-Doktrin“, durch die eine autoritärere Form der Herrschaft im Inneren und ein festeres Auftreten nach außen legitimiert werden sollte.
... Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...
Am Schluss: es ist wirklich Zeit es zu verstehen. Es geht nicht um Städtchen oder Dörfer im Südosten der Ukraine. Es geht nicht darum, ob diese oder jene Reform vielleicht die richtige oder bessere ist. Es geht darum ob Europa ein freier und liberaler Kontinent bleibt oder ob diejenigen das sagen bekommen, die uns Weissrussland als "ordentliches Land" verkaufen wollen. Oder terroristische Elektriker als "Widerstand". Diejenigen, die uns Ausgrenzung und Extremismus predigen unter der Ausnutzung demokratischer Rechte. Und sie sind in der Mitte angekommen, wie uns PEGIDA zeigen müsste. Der Kreml, seine Propaganda, seine Trolle jagen uns vom 100. zum 1000. Aber das soll nur ablenken. Letztlich ist das immo alles egal. Es geht um die oder wir. Freiheit oder Diktatur. Jahrhundertelang erkämpftes Recht oder Mafiastaat. Und wenn die Losung dazu "Slawa Ukraina" sein soll, Handrij, dann ist es eben so. Es spielt keine Rolle. Wichtig ist das der Maidan dazu geführt hat das die faschistische, antidemokratische Macht in Russland die Maske fallenlassen musste.
Verwirrung in den Köpfen stiften“
Historiker Snyder: „Europa ist für Putin ein leichteres Ziel als die Ukraine“
Alle machen sich Sorgen um die Ukraine. Doch der bekannte amerikanische Geschichtsprofessor Timothy Snyder glaubt, dass der Kreml inzwischen ein neues Ziel hat: Die EU habe sich für Russland als leichteres Ziel erwiesen als die Ukraine. Nun versuche Putin, sie zum Einsturz zu bringen.
US-Historiker Snyder: In der Ukraine läuft es für Putin schlechter als gedacht.
„Als leichteres Ziel erwies sich Europa.“
Putin gehe es darum, die bestehende Ordnung zum Einsturz zu bringen.
Unter Stress ist es schwer, zu denken. Das gelte auch für Institutionen, sagt der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder. Ganz besondere Sorgen macht sich der Professor der Universität Yale derzeit um die Institutionen der Europäischen Union.
„Europa hat sich für Putin als leichteres Ziel erwiesen als die Ukraine“; sagte Snyder am Montag bei der internationalen Konferenz „Ukraine, Russland und die EU – Europa ein Jahr nach der Annexion der Krim“ der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.
„In der Ukraine lief es für Putin schlechter als gedacht“
Der Historiker glaubt, dass sich die Dinge in der Ukraine aus Sicht des Kremls schlechter entwickelt haben als angenommen. Es sei Russland nach der Annexion der Krim nicht gelungen, weitere Teile der Ukraine abzuspalten, das ukrainische Militär leiste den Separatisten und ihren russischen Helfern weiterhin Widerstand.
„Das lief schlechter als gedacht“, sagt Snyder, „aber es gab auch etwas, das viel besser lief als gedacht: die Propaganda.“ Das gelte nicht nur für die Wirkung auf die russische Bevölkerung, sondern auch auf die Europäische Union.
... Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...
Historiker Felschtinski: „Putin sagte, Nemzows Ermordung sei ein “Auftragsmord” gewesen, also wird man der Provokation den Hauptfeind beschuldigen- die Ukraine”.
Juri Felschtinski, der Autor von Bestsellern wie “Blowing Up Russia”, “The Corporation: Russia and the KGB in the Age of President Putin” und ein russisch-amerikanischer Historiker zieht in seiner Kolumne bei “gordonua.com” Parallelen zwischen dem Mord an Boris Nemzow und Anna Politkowskaja, beschreibt, wie der FSB den Verlauf der Ermittlungen leiten wird und warum Putins Beliebtheit nach diesen Ereignissen ansteigen wird.
Felschtinski ist nicht sicher, dass nach Nemzows Ermordung eine “neue Ära” kommen könnte…
Der in den USA lebende russische Historiker Juri Felschtinski hält den russischen Präsidenten Wladimir Putin für schuldig am Tod von Boris Nemzow. In seiner Kolumne schreibt er für “Gordon” darüber, zu welchen Veränderungen im öffentlichen Leben das führen wird.
“Aufträge” vergibt in Russland schon lange nur noch eine Person – der Präsident
Putin hat Boris Nemzow getötet. Das sagte er uns selbst kurz nach dem Mord. Putin teilte mit, der Mord habe einen Provokations- und Auftragscharakter. “Aufträge” vergibt in Russland schon lange nur noch eine Person – der Präsident. Der Rest führt diese “Aufträge” gehorsam aus. Ein Mord kann einen “provokativen” Charakter haben, wenn deine Feinde eine Provokation gegen dich organisieren.
Putins Hauptfeind heute ist die Ukraine. Putin und seine Helfer werden die Ukraine der “Provokation” beschuldigen. Über die Ukrainerin, die zum Zeitpunkt des Mordes an der Seite von Boris Nemzow war, wird man gekonnt einen Faden nach Kiew ziehen und uns wahrscheinlich “Ukrainer” zeigen – wahrscheinlich tot, mit einem ukrainischen Pass in der Tasche, und man wird sie zu Mördern-Provokateuren erklären.
FSB-Ermittler werden über ihre Agenten ein paar falsche bunte Versionen des Mordes in die Medien reinwerfen.
.... Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...
toto66 hat geschrieben:""Kam der Befehl aus dem Kreml ? Eher nicht. Ist der Kreml Schuld am Tod des Politikers? Natürlich.""
Putin hat den Befehl zur Annexion der Krim gegeben - und er setzt die Leitlinien des Kremls um die EU destabilisieren zu wollen. -Zusätzlich gab er den Startschuss zur russischen Intervention in der Ostukraine.
Der Mord an Boris Nemzow ist unlösbar verknüpft mit allen drei Ereignissen. Hätte er seinen Bericht über den russischen Einmarsch in die Ukraine veröffentlicht hätte der Kreml und Putin eine gewaltige Propagandaschlappe erlitten - denn Putin kämpft propagandistisch immer noch darum am Krieg gegen die Ukraine nicht als Kriegspartei beteiligt zu sein.
Aus diesem Grund macht der Mord an Nemzow - und zwar ausgelöst durch Putin und den Kreml - Sinn.
Person hat geschrieben:Hallo,
ist das nicht nett?:
Die Katze legt die erlegte Maus vor die Füße...
Anuleb kann ich zustimmen. Die eigene Revolution ist zu machen.
Die richtige Zeit und die richtige Persönlichkeit ...
Allerdings, wenn die richtigen Persönlichkeiten immer wieder getötet werden, kann es dauern...
Eine richtige Revolution steht und fällt nur selten mit einer Person. Sie ist vielmehr, wie zuletzt in der Ukraine gesehen, die Leistung einer Gesellschaft, welche sich 1. mit den bestehenden Zuständen nicht mehr abfinden wollen, und 2. das Herz in die Hand nehmen und auch persönlichen Schaden in kauf nehmen. Von mindestens einem dieser Punkte ist die russische Gesellschaft jedoch offensichtlich noch meilenweit entfernt. Von daher gesehen.....
Natürlich gab es auch andere "Revolutionen", welche an einer Persönlichkeit hingen. In der Vergangenheit fallen mir dazu Namen ein wie z. B. Lenin, Mao, Castro, Che Guevarra etc., etc..
Anuleb hat geschrieben: 1.. ""In Russland hatte es die Opposition, wer oder was das auch immer sein mag, schon immer schwer. Sie haben schon immer unter Einsatz ihrer Freiheit, Gesundheit und ihres Lebens gehandelt.""
2.. ""Ich kann auch durchaus nachvollziehen, dass sie sehnsüchtig Richtung Ukraine schauen, in der Hoffnung, dass dort wenigstens Teile der Wünsche und Forderungen der Demokratiebewegung umgesetzt werden. Nur, und das gilt insbesondere, wenn sie sich für Russland ähnliches wünschen, dann sollten sie diese ukrainische Demokratiebewegung auch nach Kräften unterstützen, .....""
zu 1..
Wladislaw Jurjewitsch Surkow wird gelegentlich als der „Kreml-Chefideologe“ oder auch als der „dritte Mann im Staat“ bezeichnet und galt als weitgehend verantwortlich für die russische Innenpolitik.
Von Ihm stammt der ideologische Überbau für die russische Kamikaze - Politik die gegenwärtig Putin betreibt. Die Europäer, so Surkow, seien zwar keine Feinde Russlands, jedoch Konkurrenten. Und dies wiege Surkow zufolge schwerer und sei noch viel kränkender als klare Feindschaft. Feindschaft sei letztlich besser als der Umgang mit ambivalenten Freunden, wie dies heute der Fall sei.
Anbei das bittere Fazit des Kremlphilosophen.
Surkows Ausführungen lassen keinen Zweifel daran, dass die Prägung des Begriffs der „souveränen Demokratie“ von all den Verletzungen herrührt, die das russische Selbstwertgefühl durch die orangene Revolution in der Ukraine erfahren hat.
Russland als selbstbestimmte Großmacht und ""einzigartige Zivilisation, die keiner Einmischung aus dem Westen und schon gar nicht irgendwelcher Lektionen in Sachen Demokratie bedarf"", ein Land, das sich vor ähnlichen infamen Verschwörungen und Unterwanderungen des Systems wie in der Ukraine zu schützen weiß, so lautet das Credo in Surkows Geheimrede.
Als wichtigste Maßnahme zur „Sicherung der Souveränität“ nennt er die Aufrechterhaltung der Kontrolle über das „nationale Kapital“, zumal über die Bereiche der strategischen Kommunikation, das Finanzsystem, die Medien und die nationalen Ressourcen an natürlicher Energie und Mineralien.
Surkow macht auch keinen Hehl daraus, dass der aktuelle Kampf um den „unabhängigen Staat“ einer weiteren Einschränkung der Demokratie in Russland bedarf. Er beteuert, dass man „diesen Prozess“ – gemeint ist die Demokratisierung – „nicht absichtlich aufhalten“ wolle, es sei nur so, „dass wir Angst haben“. Dieses Eingeständnis erhellt das eigentliche Motiv des Kremls. Surkow hält das Volk – wie schon andere politische Akteure zuvor – für nicht reif für den freien politischen Wettbewerb.
In der Konsequenz fordert er die strikte Unterbindung selbstständiger autonomer gesellschaftlicher Tätigkeit - was in der Konsequenz den Tod jeglicher zivilgesellschaftlicher Aktivitäten bedeutet. Die Gesetze über die NGOs und zur Bekämpfung des ""Extremismus"" sind Ausdruck dieser restriktiven Politik.
Hieraus folgt das die Unterdrückung der russischen Opposition mindestens seit 2003 -2004 eine ideologische Unterfütterung erfahren hat. Die Unterdrückung wurde knallhart mit den Mitteln der Polizei und Justiz durchgeführt - wie jeder weiß. Nicht nur Berlin - ""Charlottograd"" ist voll von Russen die in den letzten 12 Jahren geflüchtet sind. Hier hat ein Aderlass stattgefunden der fast nur noch mit dem des Stalinismus vergleichbar ist.
Darüberhinaus wird aus Sukows ideologischen Äußerungen deutlich woraus sich die zunehmende Repression gegen die innere russische Opposition gründet:
Aus den Erfolgen der ukrainischen Opposition ab 2004.
zu 2..
Nemzows Einlassungen zum Ukrainekonflikt - zuletzt geäußert 3 Stunden vor seinem Mord in einem russischen Radiosender waren in bezug auf die Ukraine eindeutig. Wer könnte daran zweifeln das Nemzos auch wegen seiner Kritik an der russischen Nomenklatura in bezug auf den Krieg den Russland gegen die Ukraine führt ermordet wurde.
Person hat geschrieben:Hallo,
ist das nicht nett?:
Die Katze legt die erlegte Maus vor die Füße...
Anuleb kann ich zustimmen. Die eigene Revolution ist zu machen.
Die richtige Zeit und die richtige Persönlichkeit ...
Allerdings, wenn die richtigen Persönlichkeiten immer wieder getötet werden, kann es dauern...
Eine richtige Revolution steht und fällt nur selten mit einer Person. Sie ist vielmehr, wie zuletzt in der Ukraine gesehen, die Leistung einer Gesellschaft, welche sich 1. mit den bestehenden Zuständen nicht mehr abfinden wollen, und 2. das Herz in die Hand nehmen und auch persönlichen Schaden in kauf nehmen. Von mindestens einem dieser Punkte ist die russische Gesellschaft jedoch offensichtlich noch meilenweit entfernt. Von daher gesehen.....
Natürlich gab es auch andere "Revolutionen", welche an einer Persönlichkeit hingen. In der Vergangenheit fallen mir dazu Namen ein wie z. B. Lenin, Mao, Castro, Che Guevarra etc., etc..
Ich bin überzeugt, dass die richtige Person an der Spitze zu Zeiten eines Umbruchs (die Zeit ist reif) unglaublich wichtig ist. Du nennst selbst einige. Ich füge mal Lech Walesa und hier bin ich nicht so sicher - Vaclav Havel hinzu.
In Ägypten fällt mir keine solche Persönlichkeit ein, da gab es zu viele, für meine Begriffe geht es dort weiter drunter und drüber, was nicht heißt, dass auch dort ein Weg nach viel Zeit zur besseren Staatsführung gefunden werden kann. Ohne glaubwürdige und vom Volk getragene Persönlichkeit kann der Prozess zu einer "Demokratie" schon sehr lange dauern und einige Umwege gehen.
In Polen und der damaligen Tscheslowakei war die Situation eine andere. Da war es das Volk, welches seine, wie auch immer geartete Freiheit, haben wollte. Da waren Havel, Walesa oder Horn (in Ungarn) "einfach" nur die Integrationsfiguren, denen das Volk vertraute, welche als integer und zielführend galten, und welche daher eine führende Rolle bei der Neugestaltung der Gesellschaften übernommen haben.
In Russland oder der Ukraine sucht man solcherlei wichtige Figuren vergebens.
Felschtinskies Warnungen vor einem äußerst agressiven Putler - den Toto66 - bereits in diesem Thread zitiert hat -- sind nun auch in D- angekommen.
""Putin hat Nemzow exekutieren lassen, durch den FSB. Wenn man alle mittlerweile bekannten Fakten zu diesem Unglück bedenkt, gibt es keine anderen glaubwürdigen Alternativen zu dieser Schlussfolgerung.""
""Es gibt ein Sprichwort. Wenn ein Vogel wie eine Ente aussieht, wenn er wie eine Ente läuft, wie eine Ente schnattert, dann ist es mit großer Wahrscheinlichkeit eine Ente.
Wer die Krim annektiert, Truppen in den Osten der Ukraine schickt, der lässt auch einen wichtigen Oppositionspolitiker direkt in Moskau umbringen. Sie müssen Ihre deutsche Perspektive verlassen, um die Morde an Politkowskaja, Litwinenko, Nemzow und vielen anderen zu verstehen.""
""...... In Putins persönlichen Reden spricht er offen von russischer Erde, russischen Genen, der russischen Welt und ähnlichem. Zweitens: Die Medien in Russland sind ähnlich kontrolliert wie einst in Deutschland. Drittens: Er will verschiedene Länder vereinen oder einnehmen, wie es Hitler tat. Viertens: Er nutzt vergleichbare Maßnahmen wie Hitler – erst militärische Besitznahme, dann Referendum. Fünftens: Hitler wurde in Deutschland erst demokratisch gewählt und hat dann seine Diktatur errichtet, Putin ebenso. Seit seiner Wahl hat er fast alle wichtigen Positionen im Staat mit seinen Vertrauten besetzt, meist auch mit Ex-KGB-Leuten. Ein wichtiger Unterschied bei diesem Vergleich ist der Antisemitismus. Unter Hitler war er weitaus bedeutender, Putin beschwört den Nationalismus, nicht den Antisemitismus.""
""Putin ist nicht Hitler, man kann beide vergleichen, aber nicht gleichsetzen. Das Problem ist, Putin glaubt, die EU werde seinem Land nicht den Krieg erklären. Eben weil die EU Angst vor dem Dritten Weltkrieg hat. Wenn Putin gewusst hätte, eine Invasion in der Ukraine führt zum Krieg gegen die Nato, hätte er diese Invasion nicht gestartet. Solange das so bleibt, wird er weitermachen.""
Putin will mehr als die Ukraine - die für Putin lediglich ein Zwischenstopp zu weiteren Eroberungen darstellt.
Was zwangsläufig die Frage nach sich zieht, ob es wirklich nur Putin ist, welcher dieses will.
Die Faktenlage schaut ja eher so aus, dass es da noch ganz andere Kaliber im Hintergund gibt, welche genau dieses und noch viel mehr wollen. Und weil Putin Strukturen geschaffen hat, durch welche das Land weitestgehend zentralisitisch beherrscht, ich sage bewusst nicht regiert, werden kann, ist auch er selber beliebig austauschbar.
Im übrigen finde ich es witzig, dass es zumindestens die "Zeit" für ausgeschlossen hält, dass der Mordaufrag an Nemzow aus dem Kreml kam. Ich selber halte die Wahrscheinlichkeit nach wie vor für ausgesprochen gross. Anders wäre die Situation, wenn der Nemzow irgendwo weit weg vom Kreml umgebracht worden wäre.
Kann gar nicht so viel zustimmen - so treffend finde ich Deinen Kommentar. Die Diskussion in D- kränkelt daran nicht genauer hinzuschauen was sich da momentan in Russland entwickelt. Die linksliberale TAZ schreibt heute das Alexander Dugin eine Einladung von einem deutschen rechten Verlag erhalten hat - und fordert zu Recht den schwachköpfigen Präfaschisten Dugin zu sanktionieren.
Und die "Zeit" - die sich als Kindergarten für stumpfsinnige und agressive Putinisten im Kommentarbereich aufführt und ausgesprochene Putinkritiker, die schon seit Wochen warnen was sich da in Russland zusammen braut aus den Kommentarbereich löscht - schwankt als angeblich liberale Wochenzeitschrift in der Einschätzung Russlands wie ein dürres Blättchen im Wind.
Nur was bedeutet der russische Präfaschismus und Neostalinismus für die Ukraine?
Sich noch stärker politisch an die EU zu binden - aber parallel mit gleicher Intensität die Kontakte zur USA ausbauen - auch damit sich die Ukraine so schnell wie möglich mit moderner Aufklärungs- und Militärtechnik schützen kann.
Ab diesem Jahr wird nach Jahrzehnten des Rückgangs der Militäretat in D- wieder steigen.
Dieser Umstand sollte auch dem letzten zeigen was eigentlich los ist.
"Früher oder später werden wir alle sterben"
Wer den Kreml kritisiert, lebte in Russland immer schon gefährlich.
Mit dem Mord an Boris Nemzow hat die Bedrohung ein neues Maß erreicht. Doch die Opposition verdrängt die Angst.
Auf dem Tisch vor Ilja Jaschin liegt ein Stapel Dokumente. Der russische Aktivist zeigt auf ein Blatt Papier ganz oben, darauf steht in schwungvoller Schrift: "Die Fallschirmjäger aus Iwanowo haben sich mit mir in Verbindung gesetzt. 17 gefallene Soldaten. Kein Geld bekommen. Aber sie haben noch Angst, zu sprechen." Dieser Zettel stammt von Boris Nemzow. Der russische Politiker schrieb die Nachricht an seine Kollegin, die in diesem Moment im Büro genau neben ihm stand. Nemzow wollte nicht laut sprechen, weil er befürchtete, sein Büro werde abgehört.
Wer heute in Russland nach Beweisen für die Beteiligung der russischen Armee am Krieg in der Ukraine sucht, der lebt gefährlich. Die Soldaten und ihre Familien werden eingeschüchtert, Journalisten überfallen, allzu kritische Abgeordnete verprügelt. Und wer noch neugieriger ist, so wie Boris Nemzow, der bezahlt dafür mit dem Leben. Vor einer Woche starb der Oppositionelle durch vier Kugeln vor den Mauern des Kremls. Nemzow hatte unter Hochdruck an einem Bericht mit dem Titel "Putin und der Krieg" gearbeitet. Nach Iwanowo, wo ihm die Fallschirmjäger von den russischen Verbrechen in der Ukraine erzählen sollten, ist er nie gefahren.
Früher drohten Kritikern Festnahmen, jetzt ist der Preis viel höher
Nemzows Tod hat die Opposition in Schockstarre versetzt. Nun dürfte den Letzten klar geworden sein, dass in Russland neue, alte Zeiten angebrochen sind. Früher drohten Regimekritikern Durchsuchungen, Festnahmen und fingierte Gerichtsprozesse. Wer davor Angst hatte, verließ das Land. Geblieben sind jene, die auch die Aussicht auf mehrere Jahre Haft nicht schreckten. Aber nun haben sich die Regeln verändert, der Einsatz ist höher. Viel höher. Die Atmosphäre in Russland ist hassgeladen und erinnert allmählich an die Stimmung vor dem großen Terror unter Stalin. Oppositionelle, regierungskritische Journalisten und Intellektuelle werden als Volksverräter verunglimpft, als "fünfte Kolonne" gebrandmarkt. Staatspropaganda und allgegenwärtige Einschüchterung treiben die Popularität des russischen Präsidenten Wladimir Putin weiter nach oben.
.... Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...
"Putin hat Nemzow exekutieren lassen"
Was Putin mit Hitler verbindet, und weshalb nur Russlands Präsident hinter dem Tod von Nemzow stehen kann: der Kreml-Experte Juri Felschtinsky über Putins Politikwandel.
ZEIT ONLINE: Herr Felschtinsky, fürchten Sie seit dem Mord an Boris Nemzow um Ihr Leben?
Juri Felschtinsky: Nein, und dafür gibt es einen Grund: Ich lebe in Boston. Das ist weit weg von Russland. Und ich weiß, wie weit ich gehen darf. Wenn ich nach Russland reisen würde, wäre das wie Selbstmord. Seit Putin Präsident ist, habe ich mein Heimatland nicht mehr betreten. 2001 lebte ich unter viel größerer Gefahr, da ich gemeinsam mit Alexander Litwinenko über Putins Verbindungen zum Ausbruch des Tschetschenien-Krieges geschrieben hatte. Damals waren wir die einzige Stimme, die darüber berichtete. 2007, als ich in meinem Buch beschrieb, wie der FSB durch Putin die Kontrolle über alle Staatsorgane in Russland übernimmt, war es ähnlich. Aber heutzutage bin ich wirklich nicht der einzige, der Putin mit Hitler vergleicht.
ZEIT ONLINE: Putin-Kritiker müssen innerhalb Russlands mit dem Tod rechnen?
Felschtinsky: Schauen Sie sich dieser Tage nach dem Tod von Boris Nemzow das russische Fernsehen an. Alle Menschen, die dort über den Mord reden, vermeiden das Wort Putin. Sie blenden einfach aus, dass er hinter dem Anschlag stehen könnte. Sie reden darüber, dass Teile der Regierung daran beteiligt gewesen sein könnten, sich das Klima der Gesellschaft in den vergangenen Jahren verändert haben könnte, Nemzow aus persönlichen Gründen erschossen wurde, ausländische Agenten aus der Ukraine oder aus den USA damit etwas zu tun haben könnten. Und so weiter und sofort. Aber all diese Menschen nehmen nie den Namen Putin in den Mund. Sie werden niemals öffentlich in Russland den mächtigsten Mann des Staates beschuldigen. Komisch, oder?
ZEIT ONLINE: Sie sind überzeugt: Putin gab den Auftrag, Nemzow umzubringen?
Felschtinsky: Putin hat Nemzow exekutieren lassen, durch den FSB. Wenn man alle mittlerweile bekannten Fakten zu diesem Unglück bedenkt, gibt es keine anderen glaubwürdigen Alternativen zu dieser Schlussfolgerung.
..... Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...
Mit einem Trauermarsch nimmt Moskau am Sonntag Abschied vom Oppositionspolitiker Boris Nemzow, der am Tag zuvor auf offener Straße im Zentrum der Stadt ermordet worden ist. Der von der Opposition...
Mit einem Trauermarsch nimmt Moskau am Sonntag Abschied vom Oppositionspolitiker Boris Nemzow, der am Tag zuvor auf offener Straße im Zentrum der Stadt ermordet worden ist. Der von der Opposition...
Einen Tag nach dem Mord an Boris Nemzow haben Zehntausende Menschen am Sonntag im Zentrum von Moskau mit einem Trauermarsch des Oppositionspolitikers gedacht.
Herkunft: RIA-Nowosti: Nemzow-Mord:...
Die Rechtsschutzbehörden Russlands müssen sich laut dem russischen Präsidenten Waldimir Putin mit verstärkter Aufmerksamkeit um die Aufdeckung von Verbrechen mit politischem Hintergrund, solchen wie...
Der Pressesekretär des Präsidenten Russlands, Dmitri Peskow, teilt nicht die Ansicht, dass der Mord am Kreml-Kritiker Boris Nemzow sich negativ auf das Ansehen der Staatsführung auswirken kann....
Letzter Beitrag
was soll danoch am Image kratzen:
Ist der Ruf einmal ruiniert, dann lebt's sich völlig ungeniert
Russlands Premier Dmitri Medwedew ist nach eigenen Worten vom brutalen und zynischen Mord am Oppositionspolitiker Boris Nemzow erschüttert, heißt es in einer Mitteilung auf der Webseite des...
Nach dem Mord am Oppositionspolitiker Boris Nemzow hat der russische Fernsehsender TVC ein Überwachungsvideo vom Tatort ausgestrahlt. Auf den unscharfen Bildern ist offenbar auch der Täter zu sehen....
Nach dem Mord an Oppositionspolitiker Boris Nemzow in Moskau zweifelt Ramsan Kadyrow, Chef der Nordkaukasus-Republik Tschetschenien, nicht daran, dass westliche Geheimdienste hinter der brutalen Tat...