Eigentlich sollte es eine Vortragsreihe in der Ukraine organisiert von Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ... werden, doch den Swoboda-Nazis sei dank, hat keine Institution in der Ukraine mehr den Mut gehabt eine Veranstaltung abzuhalten.
Zudem wurde gestern eine Demonstration mit 50-70 Leuten vor der deutschen Botschaft abgehalten. Der Vortrag selbst fand statt. Das gestrige Thema lautete: "Степан Бандера: життя українського революційного ультранаціоналіста та пам'ять про нього, 1909-2009 рр./Stepan Bandera: Das Leben eines ukrainischen revolutionären Ultranationalisten und das Gedenken an ihn, 1909-2009"
Der Vortrag selbst war schlecht strukturiert und erschien etwas ziellos - was sollte eigentlich rübergebracht werden? Zudem waren immer wieder sprachliche Ungenauigkeiten zu vernehmen, die wohl dem geschuldet sind, dass die Dissertation selbst in englischer Sprache geschrieben wurde und deutsch für den Vortragenden nicht die Muttersprache ist. Diese Ungenauigkeiten werden sich dann in der Simultanübersetzung noch um einiges verschlimmert haben. Bei diesem sensiblen Thema sollte man das eigentlich vorher bedenken. Gravierendes Beispiel war für mich, dass Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ... immer vom "Hitlergruß" sprach. Was man für die deutschen Nazis verwenden kann, was jedoch bei den ukrainischen Nazis/Nationalisten einfach falsch ist. Sie grüßen sich bzw. haben sich ja nicht mit "Heil Hitler" gegrüßt. Korrekt wäre hier "faschistischer Gruß" bzw., wenn man das Wort Faschismus vermeiden will, der "römische Gruß" gewesen.
Dementsprechend aufgebracht waren dann auch die Banderafans im Publikum im Frageteil. Es ging soweit, dass dem Vortragenden die Wissenschaftlichkeit abgesprochen wurde, ihm unterstellt wurde persönlich engagiert zu sein (Pole, muss ja antiukrainisch sein) oder ihm - typisch ukrainisch - unterstellt wurde eine Auftragsarbeit erstellt zu haben. Der Vorwurf der Nichtwissenschaftlichkeit bezog sich teilweise auch darauf, dass im Vortrag kaum Dokumente/Belege/Quellen aufgeführt wurden. Frage muss dann aber sein, wie jemand in etwa 2h komplettes Quellenmaterial vorlegen und nachweisen könnte, wenn er über 100 Jahre Geschichte referiert und vorher drei Jahre in Archiven verbracht hat.
Mein Eindruck war auch, dass viele der Fragestellenden sich ihre Meinung schon vorher gebildet hatten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. OUN und Bandera dürfen nicht mit dem Faschismus in Verbindung gebracht werden. Alles andere ist Sowjetpropaganda. Die Beteiligung der OUN als Organisation an Judenpogromen wird verneint, die Beteiligung von Ukrainern am Holocaust generell anzuerkennen wird abgelehnt. Über kritische Momente in der gesamten OUN/UPA Zeit und dem Bandera-Kult darf nicht einmal geredet werden. Was Rossolinski-Liebe genau schreibt, dürfte den wenigsten bekannt gewesen sein. Die Dissertation erscheint auch erst im nächsten Jahr.
Klassisch "Lost in Translation" war eine aufgebrachte Anhängerin der griechisch-katholischen Kirche, die - wohl der Übersetzung geschuldet - gehört haben will, dass Rossolinski-Liebe die Griechisch-Katholische Kirche als faschistische Organisation bezeichnet. Im Vortrag ging es lediglich darum, dass ein Großteil der OUN Führung aus Priesterfamilien kam und daher sich im Regelkanon der OUN auch viele quasireligiöse Elemente finden lassen.
Ich glaube nicht, dass der Vortrag etwas geändert hat. Die meisten werden weiter in ihren Welten leben. Zudem offenbarten sich deutliche Unterschiede in der akademischen Kultur der Ukraine (Ex-Sowjetunion) und im Westen. Die Herangehensweise unterscheidet sich sehr deutlich: die einen suchen die "einzige Wahrheit", die anderen versuchen sich dem was geschehen ist anzunähern und alle Aspekte zu berücksichtigend, wohl wissend, dass es keine "einzige Wahrheit" gibt.
Schlimm ist, welchen Einfluss scheinbar "Swoboda doch hat und wieder zu sehen, wie verbreitet und normal nationalistische Einstellungen in der ukrainischen - akademischen - Elite sind.
Hier noch ein paar Videos von der Demo von Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ... ...
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In diesem Sinne: Herojam Slawa
