mbert hat geschrieben:Mal umgekehrt gefragt - gab es von 2005 bis 2009 derartig groteske Politverfahren?
Ja, eben jene gegen Kuschnarjow und Kolesnikow wegen Separatismus. Die wurden nicht umsonst eingestellt. Insofern sind "die Orangen" wirklich inkonsequenter und mit mehr Skrupeln ausgestattet.
mbert hat geschrieben:
Dass die Gerichtsbarkeit nicht unabhängig war und ist, ist ja nichts neues. Dass es an allen möglichen anderen Ecken krankt, auch nicht. Aber ich finde, Du unterschlägst hier, dass seit 2010 die Repression zunächst in Dimensionen der Zeit bis Ende 2004 und dann bald sogar noch ein gutes Stück darüber hinaus zunahmen.
Das unterschlage ich nicht, mein Punkt ist nur, dass die Regionalen in ihren Handlungen letztendlich konsequenter sind. Die "Orangen" hätten das auch gern durchgezogen und ich bin mir sicher, dass Timoschenko als Präsidentin eben jene Nummer auch mit Janukowitsch und Co. durchgezogen hätte (ja, Konjunktiv) und falls sie nochmal in die Politik zurückkehren würde, eben dieses Justizsystem für ihre eigenen Zwecke benutzen würde, ohne Änderungen.
Ich bestehe nur darauf, dass man sich auf die vorliegenden Tatsachen konzentrieren sollte und nicht irgendwelche bescheuerten Krankheiten ausdenken. Die Wirklichkeit ist absurd genug, da braucht man nichts hinzuzuerfinden.
Nehmen wir doch nur die blauen Flecken. Vor kurzer Zeit wurde uns überall erzählt, dass Timoschenko unerklärliche blaue Flecken habe, die womöglich auf eine Vergiftung zurückzuführen sind. Sind das die blauen Flecken von heute?
Jewgenija Timoschenko erzählt vor allem in Deutschland etwas von einem verschleppten Leistenbruch.
Kann man nicht einfach bei den Fakten bleiben? Timoschenko ist wegen einer politischen Entscheidung verurteilt worden und hier gibt es keinerlei persönliche Bereicherung, Punkt aus.
Die Timoschenkoseite kann auch nicht mit Unschuld und fehlender Korruption argumentieren, da sie wissen, wie viel Dreck sie wirklich am Stecken haben. Die Regionalen nehmen die wirklichen Korruptionsnummern anscheinend nicht, da sie genau nach diesen Schemen ihr Geld verdienen. Luzenko hätte man wegen Vorteilsnahme bei seiner Frau (das Unternehmen seiner Frau bekam den Auftrag für technische Ausrüstungen der Miliz) in den Knast stecken können und nicht wegen dieser Lächerlichkeiten.
mbert hat geschrieben:
Handrij hat geschrieben:Hast du auf deinem Zettel der selektiven Strafverfolgung auch die Strafverfahren gegen Kuschnarjow, Kolesnikow oder die Steuerhinterziehungsvorwürfe (als ob da nichts anderes gewesen wäre) gegen Achmetow?
Ist Akhmetov jemals eingesperrt worden?
Nein. Was ist mit Danilischin, Timoschenkos Mann, Arsen Awakow? Alle geflüchtet ...
mbert hat geschrieben:
Und darüber hinaus - ich finde, die Steuerhinterziehungsvorwürfe gegen ihn haben etwas von den Steuerhinterziehungsvorwürfen gegen Al Capone, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man den mal eingeknastet hätte, hätte man wenigstens mal nicht immer nur das Fußfolk verfolgt. "Selektiv" kann ich höchstens mal insofern nachvollziehen, dass Akhmetov natürlich auch ein politischer Gegner war. Aber es darauf zu reduzieren, ist doch ein wenig zu einfach.
Das gleiche Argument kann man auch bei den "Orangen" bringen. Sie sind eben auch Businessgegner. Du glaubst doch nicht wirklich, dass man Achmetow damals wegen "Unregelmäßigkeiten bei der Steuer" ans Leder wollte? Achmetows Finanzierung ist zum Großteil die Rückkehr von Janukowitsch zu verdanken.
mbert hat geschrieben:
Handrij hat geschrieben:Nach der sogenannten Orangen Revolution wurde genauso selektiv gegen den politischen Gegner vorgegangen,
Naja, das Maß, in dem vorher Wahlbetrug und Repression geherrscht hatten, legt nah, dass es
wirklich genug Gründe gab, diverse Leute vor Gericht zu bringen.
Ja, eben, aber was ist passiert? Man hat ein paar Leute wegen Separatismus verfolgt! Ich bitte dich ...
mbert hat geschrieben:
Da gerade diese Punkte sich zwischen 2005 und 2009 deutlich gebessert hatten, mag ich das Wort "selektiv" hier nicht so richtig als passend betrachten. Der Punkt war da aus meiner Sicht eher ein anderer: Durch die Deals, die hinter den Kulissen eine friedliche Machtübergabe and Juschchenko ermöglicht hatten, waren diejenigen, die eigentlich hinter Gitter gemusst hätten, wirksam vor jeder Verfolgung geschützt.
Das ist aber unerheblich. Die Verbesserung in den Wahlen halte ich aber auch für ein Propagandainstrument. Wenn du dir die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen (2004 vs. 2010) anschaust, dann hat sich nicht soviel geändert. Die Regionalen haben in Donezk und auf der Krim auch weiterhin ihre Karussels gedreht, genauso wie "Unsere Ukraine" und der BJuT. Hat man wirklich überhaupt auch nur ansatzweise an der Errichtung einer unabhängigen Justiz gearbeitet? Das ist doch das Hauptproblem an dem ganzen Laden hier ...
mbert hat geschrieben:
Mir ist vollkommen bewusst, dass Tymoshenko nicht geeignet ist, um moralische Entrüstung zu produzieren. Darum geht es aber überhaupt nicht. Vielleicht schon eher darum, dass die Opposition sie braucht.
Das Problem ist ja, dass es überhaupt keine Opposition gibt. Jazenjuk und Co. sind ja eigentlich froh, dass sie ohne Julia agieren können und wirkliche Änderungen streben auch sie nicht an. Selbst Klitschko mit "seiner Partei" geht den gleichen Weg. Erst der Leader und das "Projekt" und dann darum eine Partei aufbauen ....
mbert hat geschrieben:
Und egal, wie wenig Du sie magst, ich bleibe dabei, dass sie damals wie heute das weit kleinere Übel wäre. Jemand besseres ist leider nirgendwo in Sicht. Wollen wir weitere 10 Jahre warten, um die Donetsker Bande dorthin zurückzuschicken, wo sie herkommen (und das meine ich nicht nur geographisch)?
Hast du das gleiche bei der Dnepropetrowsker oder der Huzulenbande (Juschtschenkos Spezies) oder den "Russinen" (Baloga) gemeint. Das Pseudoargument, dass nur die Donezker eigene Leute nach sich ziehen denen sie vertrauen, kann ich nicht mehr hören. Beide Seiten agieren in Clans und der kleine Ukrainer denkt ebenso. Die ukrainische Gesellschaft ist so gestrickt. Die Frage wäre, wie man dieses Denken und Agieren auflösen kann und da helfen die Demokraten von Timoschenko & Co. nicht weiter.