Allgemeines DiskussionsforumAntwort auf die Rede eines Linken im Bundestag zur Situation in der Ukraine am 31.01.2014

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Kurt Simmchen - galizier
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Ukraine

Antwort auf die Rede eines Linken im Bundestag zur Situation in der Ukraine am 31.01.2014

Beitrag von Kurt Simmchen - galizier »

Antwort auf die Rede eines Linken im Bundestag zur Situation in der Ukraine am 31.01.2014


Deutscher Bundestag
Mitglied des Bundestages
Herrn Wolfgang Gehrke

Platz der Republik 1
D-11011 Berlin

wolfgang.gehrcke@bundestag.de


Sehr geehrter Herr Gehrke, 09.02.2014

Sie reden mit dem Brustton der Überzeugung von der Ukraine wie der Blinde von der Farbe.
Sagen Sie mir vorab, wann und wie oft waren Sie wo in der Ukraine und mit welchen Kreisen sind Sie zusammengetroffen.
Sie belegen Ihren Kollegen von der SPD mit dem Vorwurf der „Zündelei“. Mit dem was er da von sich gab, ist kein Feuer zu entfachen, maximal kann er sich die Finger verbrennen, aber nur leicht.
Ihre Position und die Ihrer Partei fassen Sie wie folgt zusammen:

Ich möchte nicht, dass in der schwierigen Situation, in der sich die Ukraine befindet - mein Kollege Thönnes hat es gesagt -, vom Deutschen Bundestag aus gezündelt wird, dass von hier Funken ausgehen, die die Situation mit zum Explodieren bringen können. Sich zurückhalten und ausgleichen, das ist das Gebot der Stunde; dieses Signal muss vom Bundestag in dieser Stunde ausgehen.

Sich zurückhalten und ausgleichen, mit diesem Anteilnahme und Mitgefühl heuchelnden Haltung können Sie allesamt nicht „zündeln“, Funken sprühen schon gar nicht, damit können Sie sich Platz in vorderer Reihe bei der Beerdigung der Ukraine als unabhängiger Staat sichern.

Da sind Sie sich auch völlig einig mit Ihren Kollegen von der Kommunistischen Partei im Oberen Rada in Kiew.
Für viel Geld haben diese angemalten Linken das Volk verraten und sind ohne Not den Oligarchen, einem Kinderschänder und einem kleinen Major, der aus Angst vor dem Zorn der Dresdner 1989 bei Nacht und Nebel aus Deutschland geflohen ist, in den Allerwertesten gekrochen.

Sind das die Werte für die Sie und ihre Fraktion stehen? Ich hätte das nie gedacht, aber Sie haben ja für Ihre Fraktion am Pult gestanden.

Welche Situation wollen Sie sich nicht zuspitzen lassen? Haben Sie immer noch Angst um das Land in dem sich die Stadt der „Weltrevolution“, befindet, der Heimat Ihres großen Lenins, einem bezahlten Spitzel des deutschen Kaisers.
Russland ist so weit von den hehren Zielen entfernt, die, die Väter der Sowjetunion einmal verwirklichen wollten und es nie geschafft haben, auch nicht in Ansätzen.
Also welche Rücksichten?
Wen wollen Sie schützen?
Ich lebe hier seit 10 Jahren und erlebe die zweite Revolution. Das zweite Mal stehe ich auf der Seite der Opposition. Auch aus der Zeit meines Hierlebens erlaube ich mir in Anspruch zu nehmen, dass ich das Leben der Leute hier kenne, ihre Sorgen und Nöte. Schlechter als es der Mehrheit, und das ist ja wohl ihre Klientel, kann es niemanden gehen. Hier im Westen der UA verdienen Arbeiter und Verkäufer maximal den Mindestlohn von ca. 1300 -1500 Grivna. Der aktuelle Kurs liegt bei 1:12 und ist im Sinkflug.
Jetzt mal ein paar Preise.
Weißbrot, 500 gr 4,00 Grivna
Mischbrot, 550 gr. 4,00
Speck, 1 kg 28,00
Fettes Schweinefleisch, Bauch 47,00
Blanke Knochen 10,00
Zucker 8,00
Mehl 12,00
Butter, 82 % 1kg 100,00
Margarine 70,00
Schnittkäse, anolog 60,00
Alles andere bei analoger Qualität unseren Discounterpreisen in D ähnlich
Miete u.a. noch nicht beleuchtet. Aus Kostengründen sind Wohnungen überbelegt.

Überleben ist für viele möglich, weil sie auch als Städter in den Heimatdörfern helfen Kartoffeln und Getreide in Handarbeit anzubauen.
Nicht leben, nur überleben.
Und dann sagen Sie:
Ich halte überhaupt nichts von der Androhung oder Verhängung von Sanktionen. Das wird nichts lösen, sondern die Situation noch zuspitzen.

Bekommen Sie auch Geld von den Moskaufreunden, damit Sie Schönwetter predigen.
Den Menschen helfen Sie mit Ihrer Haltung überhaupt nicht.

Wem nützt es was Sie tun?

Wenn ich das Folgende aus Ihrem Text anschaue, begreife ich, dass Sie die Ukraine überhaupt nicht kennen. Vielleicht sollte Sie mal auch begreifen, dass selbst im Osten erkannt wird, dass man die Depressionen aus 70 Jahren Sowjetdiktatur nicht mit Ertragen der postkommunistischen Oligarchie und ihrer kriminellen Gefolgschaft loswird.
Es ist wenig, was da eine Familie hat, aber man lebt und man kämpft sich durch. Das versucht man sogar zu vertuschen, aber die gesellschaftliche Perspektivlosigkeit für sich und vor allem für die Kinder, ist der Hauptgrund.
Es waren die Studenten und Schüler, die die Proteste am 22.11.13 begannen und nicht die Politiker.
Das hat Tradition, das die Jugend für ihre Heimat einsteht und nicht für das Verlassen der Heimat.
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Lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, was eigentlich die Ursachen dafür sind, dass in der Ukraine Hunderttausende auf die Straße gegangen sind. Zu den Ursachen - das muss man doch begreifen! - gehört die verzweifelte soziale Lage vieler Menschen in der Ukraine, die sich nicht mehr ernähren können, die erfrieren und verhungern in diesem Land.

(Xaver Jung (CDU/CSU): 80 Jahre Sozialismus!)

Zu den Ursachen gehört auch, dass viele ihre Zukunft nicht mehr im eigenen Land gesehen haben, sondern darauf gehofft haben, dass sich ihnen in Europa Perspektiven eröffnen. Vielleicht sind sie auch betrogen worden,

(Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Vor allem von Janukowitsch sind sie betrogen worden!)

was die Realität in Europa angeht, was die ehrliche Bereitschaft angeht, der Ukraine einen vernünftigen Zugang zu Europa zu öffnen.


Ja, da gebe ich Ihnen recht, Europa, die Organe der EU haben versagt, aber sie haben nicht betrogen. Das verstehen die Jungen auch, schließlich verstehen sie Englisch und Deutsch und haben Internet
Der Betrug begann bereits mit dem Wirken der Frau Timoschenko. Wer wirklich nach Europa wollte und nicht nur Klientelpolitik für seinen Dnepropetrowsker Clan wollte, hätte das Claim EU-Integration schon besser abstecken können. Und der kleinkriminelle Janukowitsch als Ziehkind des Kremls setzte dem die Krone auf und führte die EU am Nasenring durch Kiew und konnte sich der korrupten ukrainischen Berufskommunisten sicher sein, das Volk zu verdummen.

Visaerleichterungen wie bei Joschka, dem freien Reisenden, sind es aber auch nicht. Millionen haben mit den Füßen abgestimmt. Sie sind heute in Spanien, Portugal, Italien und auch in Griechenland tätig.
Ja, es ist Ihre Aufgabe mal darüber nachzudenken, wie man den Menschen hier Europa und europäische Werte nahe bringt und sie Europa erleben lässt.
Wir tun schon etwas.
Hören Sie doch auch mal denen zu, die Ortskenntnis haben und durch Begegnungen mit Freunden und Familien erfahren haben, dass die Geschichtskenntnisse vieler Deutscher über die Zeit zwischen den Kriegen in Osteuropa schlichtweg verfälscht sind. Noch krasser wird das mit der Zeit nach dem Krieg.
Ihr Kollege Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) hat das auf den Punkt gebracht.
Freiheit, Demokratie und Menschenwürde sind das Ziel, das alle eint.

In gewissem Umfange hat ihr großer Lehrmeister Lenin das schon mal fixiert, aber Sie und auch die vor Ihnen haben das nicht erkannt. Nehmen Sie noch mal die zwei Taktiken zu Hand und lesen Sie nach.
Es war die Umkehrung dessen, das da geschrieben steht, was die Moskauer Vollstrecker zelebriert haben.
Man hat die Bevölkerung, die schon seit 1848 und erst recht ab 1919 bürgerliche Traditionen kennen lernen durften, systematisch unterdrückt und deportiert. Das war hier im Westen der Ukraine.
Im Osten hatte man ja wie in Russland überhaupt Sklaven des Zaren und der Bojaren nahtlos in die Leibeigenschaft der KPdSU überführt und hatte dann aber noch das Problem der Kosaken. Denen kam man via Holodomor bei und war sie los. Problemlösung auf kommunistisch(links).
Deshalb liegt dort der Deckel etwas länger auf dem Kessel, aber jetzt dampft es dort genauso gewaltig, aber nicht wegen dem Hunger, wegen der Menschenrechte und der Freiheit.

Und wieder ein Beweis, dass sie die Ukraine nicht kennen.

Sie haben mir doch zugehört: Ich habe die prekäre soziale Lage genannt und die Verzweiflung, die daraus erwächst. Daraus resultiert der Wunsch gerade vieler junger Menschen, Zugang zu Europa zu erhalten, um das, was sie im eigenen Land nicht realisieren konnten, in anderen Teilen Europas zu realisieren.

Man musste Ihnen leider zuhören, wenn man des Pudels Kern in Ihrer Rede erkennen will. Zugang heißt nicht hinfahren und anfassen, Zugang ist auch das Gefühl gewollt zu sein, ein Teil des Ganzen zu sein.
Egal wie die EU bis jetzt laviert hat, eine Million und mehr Flüchtlinge, die mit einem Schritt auf EU-Boden stehen könnten, verkraftet Europa nicht

Wenn wir etwas tun wollen - das sage ich hier ganz ernsthaft; das ist in etwa eine Nagelprobe -, dann lassen Sie uns sofort für die Visafreiheit für Menschen aus der Ukraine eintreten.

Und genau das hilft nicht. Dann hätte Europa der jetzigen Regierung geholfen die Opposition loszuwerden.

Sie als „Linker“, sollten doch aber ein wachsames Auge auf soziale Probleme haben. Wenn Sie mal nachdenken für wen Sie Reisefreiheit fordern, dann weiß ich um den Kreis Ihrer Bekannten und Freunde.
Hier noch mal Ihre Worte:
Wir dürfen nicht drumherum reden und dürfen diese Menschen nicht wieder vertrösten. Ähnlich wie Sie, Herr Sarrazin, habe ich viele Freunde in der Ukraine. Ich war in verschiedenen Teilen der Ukraine unterwegs und habe sehr unterschiedliche Bilder vor Augen. Der Wunsch, ungehindert in andere, auch westeuropäische Länder reisen zu können, ist überall manifest. Warum fangen wir nicht damit an, ihnen das zu ermöglichen?

Wer sind denn die manifest reisen Wollenden?
Das ist eine an ihre grenzen stoßende kleine Mittelschicht. Diese Leute mit Geld reisen auch mit Visum sehr bequem und oft.
Die Mehrheit der Ukrainer kann sich auch ohne Visumszwang eine einfache touristische Reise nicht leisten und ist mit oder ohne Reisefreiheit von Europa ausgeschlossen. Ohne das Zutun Europas.
Die ökonomischen Folgerungen aus Ihrer Art von Hilfe werden die Folgen der Joschka-Freiheit bei weitem in den Schatten stellen.
Schauen Sie nach Spanien, Portugal und Italien. Die Probleme der Arbeitslosigkeit sind dort hausgemacht. Dort sind so viele legale und illegale Ukrainer tätig, schwarz oder nicht schwarz beschäftigt, dass ihre Zahl in etwa der, der Arbeitslosen entspricht.
Und dann wollen Sie und Ihre Linken den Hoffnungslosen ein Mekka bieten, in dem sie ihre einzige Ware realisieren können um damit den Profiteuren die Taschen noch mehr zu füllen.

Ich bin nicht gegen eine Erleichterung der Reisemöglichkeiten, ich bin aber für eine Schaffung von vielen kleinteiligen Kontakten zu Städten und Vereinen unterhalb der Ebene der Funktionäre und Fettaugen.
Geändert werden müssen die bisherige Methodik der Förderung und die Auswahl der förderfähigen Projekte. Das gilt auch für die zu begünstigenden natürlichen und juristischen Personen.

Viele der bisherigen Förderungen haben nur den Oligarchen und ihren Vasallen geholfen.
Das hier darzustellen würde den Rahmen eines Briefes sprengen.

Aber nun endlich zu einem weiteren Hinweis auf Ihre Unkenntnis der Verhältnisse in der Ukraine.
Natürlich würde in Deutschland keine Partei zum Sturm von Staatsgebäuden aufrufen und ich glaube, keine ernsthafte politische Kraft würde sich genötigt sehen auf dem Alex Barrikaden zu errichten.
Also machen Sie sich den Spaß im stillen Kämmerlein.
Hier Ihre Worte:
Ich will mir nicht den Spaß erlauben, darüber zu debattieren, was in Deutschland passieren würde, wenn hier Ministerien besetzt würden - ich träume manchmal davon, dass es passiert - und wie man hier reagieren würde.

In der europäischen Demokratie hat jede Kraft den Weg durch unabhängige Gerichte bis zum EUGH.
Es gibt unabhängige Gewerkschaften mit gesetzlich garantierten Rechten wie Streik etc.
Haben das die Menschen und Parteien in der Ukraine?
Wir haben in diesem Land auch keine demokratischen Gewalten.

Noch ein Hinweis auf Ihre eingeschränkten Geschichtskenntnisse. Sie verurteilen die Demonstranten und kennen sie gar nicht.
Machen Sie doch mal deutlich wer das rechtsradikale, nationalistische Pack ist, damit ich Ihren Gedanken folgen kann. Nennen Sie Ross und Reiter!
Hier zur Erinnerung Ihre Worte:
Ich möchte hier in aller Deutlichkeit sagen: Ich benutze nicht für alle Demonstranten den Begriff Freiheitskämpfer. Ein Teil der Demonstranten ist rechtsradikales, nationalistisches Pack, mit dem ich mich nicht verbünde, sondern gegen das ich dagegenhalte.

Dann halten Sie mal kräftig gegen Moskau. Dort demonstrieren Hakenkreuz geschmückte Kolonnen unter Polizeischutz.
Nun zur Ukraine und den Maidanen in Kiew und in den Gebieten und Städten. Ich habe da keinen Rechtsradikalen gesehen. Ich habe auch kein nationalistisches Geschrei gehört, dass sich Ukrainer über andere erheben. Das müssen Sie belegen.

Es sind Russen, bekennende Russen, die ukrainisch als Kälbersprache verunglimpfen und sich über andere Völker des Vielvölkergefängnisses SU/RF erheben.

Es ist der Nationalismus des Moskauer Schirinowski, der eine „Heim ins Reich“-Politik propagiert und die Rückgliederung der Ostoblaste mit ihren Industriezentren in die Föderation der Moskauer Okkupanten fordert.

Siehe auch das Dumagesetz, das Russland das Recht hat allen Russen, egal wo sie in der Ukraine oder anderen GUS-Staaten leben zu helfen, auch mit militärischer Gewalt.

Wo sind den nun Ihre Nationalisten zu Hause?

Natürlich sind Sie blind der Moskauer Propaganda gefolgt, die alles als nationalistisch verteufelt, was früher und heute für eine unabhängige Ukraine einsteht.
Gestatten Sie mir einen kleinen Hinweis auf die letzten 100 Jahre Geschichte der Ukraine.
Die Ukrainische Volksrepublik die nach den Zerfall des Zarenreiches entstand wurde von zwei Mächten begehrt und meuchlings okkupiert.
Von Moskau kam Trotzki mit seinen Bolschewiken und sie kamen nicht nur mit roten Fahnen und wurden natürlich nicht mit solchen empfangen. (Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ... )

Vom Westen kamen die Horden der Entente. Polen, finanziert von den Entente-Mächten okkupierte am Ende die Westukrainische Volksrepublik, die, nach der Okkupation des Ostens durch die Moskowiter, in Lemberg ausgerufen worden war.
Ein Volk, das nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft erstmals einen Staat hatte, war wieder unter fremder Herrschaft. Patrioten sammelten sich und begannen gegen die polnische Fremdherrschaft zu kämpfen.
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Weiteres überlasse ich Ihren Lesekünsten.
Können Sie sich noch erinnern, dass in den 60er Jahren unzählige Bürger jüdischen Glaubens die SU verlassen wollte und haben?

Warum wohl, weil die sowjetische Gesellschaft so judenfreundlich oder so antisemitisch war?
Die Gesellschaft der Sowjetunion war zutiefst antisemitisch und insgesamt fremdenfeindlich.

Schauen Sie sich die Nachkriegsgeschichte von Babi Yar, Kiev, Ukraine an und sagen Sie mir, was daran nicht antisemitisch ist.

Hier in der Stadt Ivano-Frankivsk wurde der jüdische Friedhof zum Platz für Volksfeste, die Gräber wurden geschliffen, nicht umgebettet. Nicht nach 1991 in der Unabhängigkeit der Ukraine, nein nach dem Krieg, dem großen Vaterländischen Krieg. Nicht mal tot gönnte man den Juden in der SU ein Vaterland.

Das Erbe dieser Ideologie begegnet uns heute im Nationalismus Russlands in besonders ausgeprägter Form. Derartige Erscheinungen finden Sie aber auch noch auf der Facebook-Seite der Berkuteinheiten.
http://ukraine-nachrichten.de/offener-b ... 66_politik

Warum ist Ihnen das nicht aufgefallen? Passt nicht ins Bild oder wie?
Haben Demonstranten einen Berkutmann nackend gedemütigt und in faschistoider Art und Weise gefoltert?
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Aber vielleicht hat sich Bulatov selbst verstümmelt?

Das ist gute alte NKWD-Schule.
Die Häscher und Mörder Ihrer Revolutionen, oder wie war das noch "Schild und Schutz der Partei".
Mit denen, den Mördern, haben Sie und Ihresgleichen Mitleid, weil sie ja gegen die Nationalisten stehen.
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In Deutschland hat man eine Phobie gegen das Wort „National“ und alle seine Abwandlungen entwickelt, jetzt.
Am Liebsten würden solche Sensibelchen wie Sie auch noch die National-Kassen verbieten oder umbenennen.
Gegen eine „Nationale Front der DDR“ gab es keine Einwände, auch nicht gegen die „Nationale Volksarmee“. Ich bleibe in Ihrem Fall bewusst bei Verwendungen in der DDR.
Dieses Wort "National" ist wie viele andere auch negativ belegt, in Deutschland!
Wie ist das aber in anderen Ländern?
In der Ukraine steht national für patriotisch. So erlebe ich es seit Jahren, denn genau 10 Jahre lebe ich hier.
Hier ist man stolz auf eine wieder freie Nation, die Nation der Ukrainer.
Darf ein Volk stolz sein auf seinen Sieg gegen Unterdrücker und Okkupanten, gegen Mörder die mit Deportationen und Hunger gemordet haben?
Ich denke ja. Wir hatten ja auch nichts gegen Nationale Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt.
Natürlich sind auch die Mitglieder der Svoboda Ukrainer und sehr viele sind noch in der SU geprägt worden, sie sind nicht schlechter und nicht besser als die anderen Ukrainer.
Was ich bei meinen ständigen Besuchen auf den Maidanen erlebt habe, hat nichts mit den von Ihnen unbewiesen behaupteten Vorwürfen zu tun.
Ich kenne Juden hier, die Ihre Religion offen zeigen und in Nichts gefährdet sind.

Erschrecken Sie immer vor Ihren eigenen Behauptungen?
Dass die jüdischen Gemeinden in Kiew einen empörenden und ängstlichen Brief geschrieben haben, dass sie sich am Holocaust-Gedenktag nicht mehr getraut haben, Veranstaltungen durchzuführen, weil sie unter Druck und Angst standen, das muss uns doch erschrecken.

Dann seien Sie vorsichtig mit dem was Sie so von sich geben.

Ich habe auch keine Nazifeier auf dem Maidan erlebt. Wenn dem so gewesen wäre, hätten sich die Medien des russischen „Brudervolkes“ schon ausgiebig daran geweidet. Wo sind Beweise?
Die Ukrainer sind lieber Einzelkinder als Nation und suchen sich gute Freunde, denn Freunde kann man sich aussuchen.

Uns müssen die Nazi-Feiern, die auch stattfinden, erschrecken. Wir müssen uns klar davon distanzieren und sagen, der Begriff „Demonstrant“ alleine sagt noch nicht aus, für was demonstriert wird. Wir wollen mit allen zusammenarbeiten, die gewaltfrei eine andere, eine bessere Ukraine wollen, die ein anderes Europa wollen. Ich will aber nicht mit Rechtsradikalen zusammenarbeiten. Das ist der Preis nicht wert. Das möchte ich hier ganz deutlich machen.

Sollte Sie mal die Muse haben sich die Videos von der Gruschewskoho nicht nur anzusehen, sondern auch unter taktischen Gesichtspunkten studieren, würde Ihnen klar werden, was Frau Beck für die Propaganda dargestellt hat und erst recht für den Kampf auf dem Maidan gilt.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Kollege Gehrcke, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass es in westlichen Medien massive Propagandaaktivitäten des FSB gibt, durch die zum einen das Argument, der Majdan sei schon rechtsradikal unterwandert, immer stärker verbreitet wird, und durch die andererseits die Einsatzkräfte von Berkut mit der Information, dass der Majdan jüdisch unterwandert sei, derzeit heiß gemacht werden?

Provokateure in enger Abstimmung mit den Schwarzen Reihen der Berkutmörder haben alles getan die Demonstranten ans Messer zu liefern und deren Ruf zu beschädigen.
Gehen Sie doch mal auf den Platz und erklären Sie den Leuten, warum Ihre Brüder im Geiste den Diktator auf dem goldenen „Thron“ stützen und als wahre Kommunisten, Linke nicht auf dem Maidan stehen?
Die Svoboda ist in diesen Wochen des Widerstandes gegen eine Diktatur von Putins Gnaden gewachsen und hat auch Schwachstellen ausgemerzt.

Es ist überhaupt eine unverschämte Anmaßung des Kremls in Gespräche zum Thema „Unabhängige Ukraine und Europa“ einbezogen zu werden. Insofern bin ich im Sinne des ersten Teils Ihres Satzes ganz bei Ihnen.
Russland ist Russland und wenn die Ukraine ihren vor 760 Jahren begonnenen Weg nach Europa als europäisches Land fortsetzen will (vor 760 Jahren bekam Fürst Danilo vom Papst die Königswürde verliehen), dann ist das ein ukrainisches Problem und wird in Kiew geklärt.

Eine letzte Bemerkung. Wir müssen auch einen anderen Umgang mit Russland finden. Ich möchte eine neue Ostpolitik der Bundesregierung, in der nicht mit Russland über die Ukraine verhandelt wird,

Nun kommt Ihr Salto Mortale. Beeindruckend. Zuerst nehmen Sie an, dass ein Hegemon kooperativ sein kann und dann suchen Sie in dessen Sperrsystem nach gemeinsamen Interessen.
Schauen Sie nur ein paar Monate zurück. Hat die Ukraine Handelssanktionen gegen Russland verhängt oder keine Waren mehr geliefert, weil wegen Reichtum Export nicht mehr nötig war?

sondern in der die Kooperation gesucht wird und gemeinsame Interessen vertreten werden.

Natürlich muss man in der europäischen Politik immer mit Russland rechnen, es ist nun mal ein Teil des Kontinents, aber auch nicht wichtiger als die Ukraine oder Bulgarien, um nur zwei Beispiele zu erwähnen.
Was richtet sich den gegen Russland, wenn die Ukraine ihre Entwicklung mit der EU gestalten will?
Warum ist ein europäischer Weg der Ukraine ein Bollwerk gegen Russland?

Wir werden nie gute, stabile europäische Lösungen erreichen, wenn sie immer gegen Russland gerichtet sind und wir die Ukrainer als Bollwerk gegen Russland einsetzen.

Die Verbesserung wird durch Wortbruch bei den vereinbarten Krediten deutlich gemacht.

Nur mit Russland zusammen wird eine Verbesserung der Situation möglich werden. Das ist mein Anliegen.

Wegen dieser Quadratur des Kreises in Ihren letzten Sätzen, könnte ich mir erneut den Gedanken nicht verkneifen, nachzudenken auf wessen Gehaltsliste die aktiven Freunde Russlands stehen.

Dort auf dem Maidan stehen Menschen, die im Notfall alles riskieren, Eigentum und sogar das Leben.
Auf jeden Aktivisten auf dem Kiewer Maidan stehen in der Heimat Dutzende Menschen, die Geld sammeln, die Lebensmittel spenden und auch das Holz gegen die Kälte zum heimatlichen Maidan bringen und die alles über hunderte Kilometer nach Kiew transportieren.
Das ist Patriotismus pur, das ist guter und gesunder Nationalstolz.
Das ist auch der Kampf für etwas, für eine freie, endlich unabhängige Ukraine.
Das sind Menschen, die anders sind als Sie.

Materiell gesichert konnte man modernerweise links stehen. Immer gegen etwas sein. In ihrer Biografie fand ich nichts konstruktives, wofür sie gewirkt haben, immer gegen etwas zu sein bestimmte Ihr politisches Leben.

Deshalb auch hat mich Ihre Rede zum Widerspruch angeregt.
Da Sie öffentlich geredet haben und den Text für alle ins Internet gestellt haben, werde ich auch öffentlich antworten und den Brief auch Ihren Kollegen im Bundestag in geeigneter Weise zur Kenntnis bringen.


Mit freundlichen Grüßen


Galizier

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Re: Antwort auf die Rede eines Linken im Bundestag zur Situation in der Ukraine am 31.01.2014

Beitrag von Optimist »

Nun bin ich aber gespannt auf die Antwort.

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Sonnenblume
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Re: Antwort auf die Rede eines Linken im Bundestag zur Situation in der Ukraine am 31.01.2014

Beitrag von Sonnenblume »

Optimist hat geschrieben:Nun bin ich aber gespannt auf die Antwort.
Glaubst du echt, er bekommt eine? Wenn, dann nicht von dem Angesprochenen ;)
Eine echte Antwort erfordert nämlich verstehendes Lesen...

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