Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...Wie also reagieren, wie konkurrieren? Die einzige Antwort ist ein eher altmodisches Wort, das ich sehr gerne mag: Rechtschaffenheit. Seriös berichten, genau sein – und möglichst objektiv. Genauigkeit ist so wichtig, wenn man Fehler vermeiden will. Und natürlich sind Fehler gemacht worden. Kritisch sein. Und selbstkritisch. Gängige Interpretationsmuster immer wieder hinterfragen. Wir haben die Wahrheit nicht gepachtet, aber wir suchen nach ihr. Wir korrigieren Fehler, wenn wir sie machen. Und wir nehmen Kritik sehr ernst - wenn sie sachlich ist. Und ehrlich.
Und noch eines: seriös zu berichten, das bedeutet für eine Reporterin, einen Reporter im Krieg nicht selten, das Leben zu riskieren. Weil man beide Seiten sprechen will - und muss. Wer seinen Job so versteht, der hat kein Verständnis dafür, wenn in Sachen Russland Kleinmut in Redaktionen und Sender einkehrt. Wenn aus der Kritik die falschen Schlüsse gezogen werden: nicht der der notwendigen Selbstüberprüfung – und Selbstüberprüfung ist dringend nötig, immer wieder. Sondern den der kleinmütigen Vorsicht. Catrin Kahlweit, eine der Kolleginnen, die immer wieder in der Ostukraine unterwegs sind, kritisiert zu Recht die neue Angst davor, es den Kritikern nicht recht zu machen – jenen, schreibt auch sie, die sich ihre Meinung doch längst gebildet haben. Und die Kollegin Katrin Eigendorf fragt, ob sie denn die Realität in Donetsk etwa in Anführungszeichen setzen solle, um bloss nicht anzuecken.
Statt ängstlich sollten wir selbstbewusst sein. Nicht selbstgerecht. Aber mutig. In Sachen Ukraine heisst das: die Dinge weiter beim Namen nennen. Aber auch hinfahren, sich die mit eigenen Augenansehen Sich nicht als Reporter selbst neue, falsche Grenzen setzen. Oder setzen lassen. Kritische, fundierte und mutige Auslandsberichterstattung ist verdammt nötig. In einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen scheint braucht es gute Reporter und ehrliche Analysen.
Aber – und damit komme ich zum Schluss: Objektiv zu berichten heisst nicht, keine Haltung zu haben. Das ist mir sehr wichtig. Mein letztes Zitat heute Abend stammt vom amerikanischen Kollegen David Cay Johnston: Wenn jemand behauptet, die Erde sei eine Scheibe, dann kann das journalistische Fazit nicht sein, dass die Form der Erde nach wie vor umstritten ist.
Politik ⇒ Rede anlässlich der Verleihung des Internationalen Friedenspreises an „Reporter ohne Grenzen“, Bonn, 18.11.2014. Ina Ruck
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- Sonnenblume
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Rede anlässlich der Verleihung des Internationalen Friedenspreises an „Reporter ohne Grenzen“, Bonn, 18.11.2014. Ina Ruck
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Re: Rede anlässlich der Verleihung des Internationalen Friedenspreises an „Reporter ohne Grenzen“, Bonn, 18.11.2014. Ina Ruck
Treffend, quer-denkend, ohne Schnick-Schnack.
Ganz einfach super!
Chapeau Frau Ruck,
es gibt einem den Glauben an das zurück, was ich als "gesunder Menschenverstand" bezeichne.
Und bezeichnend ist auch das (beklommene?) Schweigen zu diesem Artikel!
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