Der Schweizer Kaffeeunternehmer Peter Wermuth, die Kinderärztin Swetlana Bespalowa und der Erfolgsautor Andrej Kurkow leben in der Ukraine. Der Film ergründet ihre Hoffnungen und Zweifel und fragt nach den Hintergründen der aktuellen Krise. Ein Einblick voller Überraschungen in das so schöne, zerrissene Grenzland zwischen Ost und West. Filmemachrin Helen Stehli Pfister lernte die Kinderärztin Swetlana 1992 während einer Reportage kennen.
Damals, zu Beginn ihrer Unabhängigkeit, war die Ukraine ein weißer Fleck auf der Landkarte. Kaum jemand wusste, wo sie liegt. Seither machte der junge Staat immer wieder Schlagzeilen. Nach den Massendemonstrationen auf dem Majdan-Platz in Kiew und der russischen Annexion der Krim brach im Frühling 2014 der Krieg im Donbass aus. Wie lebt Swetlana, wie leben die Menschen heute in der Ukraine, in Zeiten der Krise? Und wie wurzelt die aktuelle Krise in der Vergangenheit? Im Mittelpunkt stehen drei Menschen, deren Schicksal mit der Ukraine verwoben ist. Peter Wermuth lebt seit über 20 Jahren in der Ukraine. Der Berner Bauernbub und gelernte Mechaniker hat dort ein Kaffee-Imperium aufgebaut, das heute 2.500 Angestellte beschäftigt. Immer wieder war der "Kaffeekönig", wie ihn seine Freunde manchmal nennen, im Würgegriff der Behörden. Er hat aber gelernt, sich durchzusetzen. Entsprechend pointiert ist seine Meinung zu Chefbeamten, Regierungsvertretern und zur allgegenwärtigen Korruption. Über deren Ausmaß ist er aber doch entsetzt, als er sich beim erstmaligen Besuch der Villa des Expräsidenten Janukowitsch mit dessen Prunksucht konfrontiert sieht. Ob die neue Regierung von Präsident Petro Poroschenko echte Reformen durchsetzen wird, daran zweifelt der Schweizer Unternehmer, nicht aber, dass er trotz allem sein Geschäft in der Ukraine weiterführen will. Die ukrainischen Herausforderungen sind sein Lebenselixier wie auch sein geliebter Cappuccino. Der ukrainische Erfolgsautor Andrej Kurkow hat seine Erlebnisse und Beobachtungen während des Euromajdans in Kiew in seinem "Ukrainischen Tagebuch" publiziert. Im Film erläutert er, was die Ukrainerinnen und Ukrainer geprägt hat, was sie bewegt und weshalb er in dieser Zeit voller Konflikte nicht in der Lage ist, Romane oder Erzählungen zu schreiben. Die Kinderärztin Swetlana Bespalowa wurde 1986 nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl mit Mann und Kind aus der neben dem Reaktor gelegenen Stadt Pripjat evakuiert. Die Kinderärztin leitete in einer Kiewer Klinik die Abteilung für die Kinder von Tschernobyl und ist dort heute für deren Kinder und Enkel zuständig. Erstmals seit 30 Jahren besuchte Swetlana mit dem Film-Team wieder ihre alte Wohnung in der Stadt Pripjat - in der verstrahlten Sperrzone, wo sie einst jung und glücklich war. Trotz der Atomkatastrophe und der aktuellen Krise hat Swetlana ihren Optimismus und Glauben an die Zukunft der Ukraine nicht verloren.
DI 12.4., 22:25 Uhr, 3sat
MO 25.4., 13:15, 3sat
Termine ⇒ Dienstag, 12.04.2016, 3SAT: "Ukraine trotz allem: Unterwegs mit dem Schweizer Kaffeekönig, der Kinderärztin und dem Schriftsteller"
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