Nur eingeloggte Mitglieder sehen alle Links ...Die Angst der Ukrainer vor dem russischen Imperium
Bei seinem Besuch spricht der Moskauer Patriarch von geistiger Einheit - zur Freude des Kreml
von Gerhard Gnauck
Warschau - Rote Teppiche, ein Fabrikbesuch, ein Termin beim Präsidenten, eine Ehrendoktorwürde: Die acht Tage dauernde "Pastoralreise" des orthodoxen Patriarchen Kyrill I. von Moskau durch die Ukraine, die heute zu Ende geht, wirkte wie ein Staatsbesuch.
Bereits zum dritten Mal, seit der Geistliche vor 18 Monaten sein Amt als Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche übernahm, reiste Kyrill in das Nachbarland. Sein Vorgänger hatte es in 18 Jahren nur zweimal geschafft. Zugleich tagte diese Woche die Synode der gesamten Kirche auswärts - in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Damit sollte deutlich werden: Das Nachbarland mit seiner großen Zahl von Orthodoxen genießt für die Kirche in Moskau - wie auch für den Kreml - oberste Priorität. Gerade jetzt, da nach fünf Jahren der Westorientierung in Kiew im Frühjahr der russlandfreundliche Präsident Viktor Janukowytsch ins Amt gekommen ist.
In Odessa weihte Kyrill eine nach ihrer Zerstörung in der Stalinzeit wieder aufgebaute Kathedrale ein; sie wird seiner Kirche unterstehen. Im prächtigen Opernhaus der Stadt fesselte er seine Gäste mit einer Ansprache, in der er vor engstirnigem Nationalismus ebenso warnte wie vor einem "Multikulturalismus", der den "religiösen Faktor" im Leben ausschalten wolle, vor Hedonismus und "neuem Heidentum". Er stellte sich, wie im orthodoxen Sender Glas zu sehen war, sogar den Fragen der Zuhörer. Gestern schließlich feierte der 63 Jahre alte Patriarch am Ufer des Dnjepr in Kiew mit einigen Tausend Menschen einen Gottesdienst. Der Ort war symbolisch: Hier hatte die Kiewer Rus, das mittelalterliche Reich, das heute die Ukraine und Russland als ihren staatlichen Vorläufer ansehen, im Jahre 988 die Taufe empfangen. Kyrill betete für "unser ganzes Land, die heilige Rus". Das Evangelium, das er verlas, handelte vom guten Hirten und vom Mietling, der sich um seine Schafe nicht kümmert. "Lang lebe unser Patriarch", riefen die Gläubigen in organisierten Sprechchören und drängten sich danach, ihm die Hand zu küssen.
Die politischen Akzente des Besuchs waren nicht zu übersehen, und sie waren auch nicht verwunderlich, begreift sich die Orthodoxie in Russland doch als Staatskirche. Der Patriarch lobte die jüngste "Stabilisierung" im Land, was wie ein Lob für Präsident Janukowytsch klang. Diesem verlieh er den höchsten Orden seiner Kirche. Er sprach von einer "brüderlichen Zusammenarbeit" zwischen Russland und der Ukraine und führte stets das Wort "Einheit" im Mund.
Kirchenpolitisch ging Kyrill in der Ukraine, wo er seit dem Zerfall der Sowjetunion mit der orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats unter ihrem Oberhaupt Filaret konkurrieren muss, noch weiter. Er bezeichnete die Anhänger des Kiewer Patriarchen als "Spalter" der Kirche. Dem Moskauer Patriarchen unterstehende Geistliche lassen keinen Zweifel daran, dass es ihnen um die Einverleibung dieser von ihnen nie anerkannten Teile der Orthodoxie geht.
Zwar bezeichnet sich in der Ukraine, einer Umfrage des Kiewer Rasumkow-Zentrums zufolge, nach den Jahrzehnten der Sowjetherrschaft nur eine Minderheit von 38 Prozent der Bevölkerung als kirchlich gebunden. Doch in dieser Bevölkerungsgruppe rechnen sich 40 Prozent der Kirche des Kiewer Patriarchats zu und 29 Prozent der Kirche Kyrills. Anderen Quellen zufolge ist das Kräfteverhältnis umgekehrt. Sicher ist, dass sich mit den zwei großen orthodoxen Kirchen im Land zwei Patriarchen und zwei wichtige Machtfaktoren gegenüberstehen.
Der Kiewer Patriarch Filaret sagte in einem Interview zum Besuch des Moskauers vor seiner Haustür: "Er will ein neues russisches Imperium errichten." Hinter Kyrills theologischem Konzept einer "russischen Welt", zu der auch die Ukraine gehöre, und der alten Idee von Moskau als dem "dritten Rom" des Christentums stehe das Streben des russischen Staates nach einem Anschluss der Ukraine. Demonstranten, die mit Kyrill-Masken gegen den Moskauer Patriarchen protestierten, wurden festgenommen. Am Ende nahm Kyrill Stellung zur Kritik: "Wir stellen weder die Souveränität noch die nationale Selbstbestimmung infrage, wir verteidigen nur, was Gott gehört und was der Kirche anvertraut wurde."
Die Pastoralreise fand durch Fernsehübertragungen ein großes Echo. Experten in der Ukraine verwiesen darauf, wie erfolgreich Patriarch Kyrill als Prediger und Seelsorger im Land in ein weltanschauliches Vakuum gestoßen sei. Andere äußerten sich besorgt über die politischen Folgen und ein weiteres Abgleiten des Landes in das Fahrwasser Moskaus. Der zwischenkirchliche Streit im Land habe sich, verglichen mit Kyrills Besuch vor einem Jahr, "erheblich verschärft", resümierte die Moskauer "Nesawisimaja Gaseta". Nächsten Sommer will Kyrill die Ukraine wieder besuchen.
Auch wenn aus "Welt" etwas übertrieben schlechte Meinungsmache in Bezug auf Russland zu hören ist so haben sie nicht ganz unrecht. Auch wenn der Patriarch aus Moskau meint nur im Sinne von "Geist und Glauben" zu argumentieren, so ist die politische Botschaft hinter seinen Besuchen und Reden deutlich, wer das nicht erkennt der will es nicht erkennen oder ist politisch total gefärbt.
Genauso wie die Orthdoxoen Kirche des Kiewer Patriarchen so ist auch jene Kirche von Kyrill zu einem Konzern geworden. Ich denke die regionalen Unterschiede sind besonders bei den Gläubigern stark zu erkennen sein. Traditionell sind die Westukrainer dem Glauben an Himmel und Hölle am meisten verfallen und bei ihnen dominiert ohne Zweifel die griechisch-katholische kirche, während in der Zentralukraine der Kiewer Patriarch herrscht, ist in der Süd-Ost UA der moskauer Patriarch vorherrschend.
Wenn man die kulturelle Spaltung des Landes überwinden will so müssen auch die Gläubiger zu einander finden und sich gegenseitig respektieren und das ist noch schwieriger als das Sprachenproblem. Man bedenke das der Besuch von Kyrill dem nicht gut tut, auch der Papst aus Rom ist sich über einen Besuch im Jahre 2012 in UA schon fast sicher.
Die Frage wäre ob man einerseits die eigene Kirche (sprich die des Kiewer Patriarchen) unterstützen sollte oder ob man sich mehr Richtung Kyrill orientieren will und selbst wenn das geklät ist so bleibt immer noch die Frage wie man mit de merheitlich griechisch-katholischen Anhängern in West-UA umgehen soll.
Weiß einer von euch wie sich der Präsident zu diesen Fragen verhält?
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Ach ja, wer sich dafür interessiert hier ist eine Statistik über die Anzahl der Gläubigen in UA.
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Allerdings ist das mit etwas vorsicht zu genießen da bekanntlich einige von diesen schön gefärbt werden. Dennoch ist diese Statistik die offizielle.