Ich habe da mal eine Begebenheit aus unserem Dorf aufgeschrieben.
Das ist meiner Meinung nach symptomatisch für den Sachverstand der Amtsinhaber.
Könnt Ihr ähnliches berichten?
Sysyphos auf Ukrainisch
Vor vielen Jahren wurden die Glocken einer kleinen Dorfkirche in Galizien aus dem Glockenturm entfernt. Die einen sagen die Russen haben sie 1939 geklaut und in eine Kirche in Russland geschafft oder einfach verscherbelt, die anderen wollen wissen, dass Dorfbewohner sie vor den Deutschen in den Kober (Kirchteich) geworfen haben und wieder andere behaupten dass das vor der Rückkehr der Moskowiter geschah.
Diese Gerüchte hielten sich bis heute, aber Augenzeugen gibt es nicht.
Der Kober war zum Biotop gewandelt. Graureiher jagten in ihm ihre Fische, Feuersalamander und Rotbauchunken waren heimisch und eine vielfältige Vogelwelt erfreute den kundigen Betrachter.
Klar man hätte den Teich mal entschlammen müssen, aber ansonsten hatte er seinen Platz im Dorf.
Die Zeit wollte es und das Dorf bekam einen regionalen Russen als Bürgermeister. Eingeheiratet und so ohne kulturelle Wurzeln.
Nach dem er den Friedhof zu einer russischen Steppe verödet hatte, richtete sich seine Arbeitswut auf das Finden der Glocken. Immer in der Hoffnung mit dieser Großtat den Weg in die Herzen der Dörfler zu finden, ein kleiner Ilja eben, bei es zum Muramez nicht reichte.
Anregungen und Ratschläge der Anwohner waren zwar unentgeltlich, aber völlig umsonst. Ukrainische „Spezialisten“ mit eigenem Metalldetektor waren mit ihrem Hobbygerät berufen genug eine Riesenaktion zu starten. Da angeblich alte Munition im Schlamm verborgen sein sollte, wäre die Hinzuziehung von Kampfmittelberäumern sinnvoll gewesen, doch nicht bei „Zar Alexander“.
An einem Sonnabend ganz Feldherr war er der erste am Platz. Ganz Herrscher kümmerten ihn auch nicht Grundstücksgrenzen und Zäune.
Nicht etwa erwartungsfroh, nein siegessicher wies er seine Heerscharen in die Schlacht.
Obwohl der ehemalige Flusslauf nur etwa 1,60 m bis maximal 1,80 m tief gewesen sein soll, ließ er den Riesenbagger sich auf vier Meter in den Grund fressen. Und weiter und tiefer, aber die Schlammmassen wollten zurück in ihr Bett und so wurde jeder Kubikmeter zweimal ausgehoben.
Zum Schluss standen 5 Maschinenstunden, 2 LKW-Fuhren Schotter, ein zerstörtes Biotop, ein niedergerissener Zaun und eine zerstörte Landschaft im Sichtfeld eines Architekturdenkmals, unserer 350 Jahre alten Kirche, zu Buche.
Aber welches Ergebnis???
Die ganze Aktion hatte einen alten Teekessel zu Tage gefördert, aber von den Glocken weit und breit keine Spur. Aber Gott sei Dank auch keine Munition.
Muss man so regionale Entwicklungspolitik verstehen?
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- Kurt Simmchen - galizier
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Re: Realitäten aus der Provinz
Ja, in Bezug auf Umwelt, Natur und deren Erhaltung besteht echter Nachholbedarf. Und wie ich es sehe, bei Deiner Geschichte ging es wohl weniger um die Wiederbeschaffung der Glocken. Da ging es wohl eher um den Schrottwert? Hat da einer glitzernde Augen bekommen als er an das Gewicht der Glocken dachte? Immerhin zahlen uns Schrottsammler 2 Hriwna pro Kilo.
Apropo Umweltschutz. Eine Story von mir: Einmal im Monat kommt (bei uns natürlich Sonntags in aller Herrgottsfrühe) mit Hupen und Sirenen der Mülltraktor. Ist schon mal sehr löblich, dass es das im Dorf gibt! Da verzeiht man auch, dass das sonntägliche Ausschlafen empfindlich gestört wird. Es ist auch kein Problem, dass man die Säcke selbst auf den Wagen hoch geben muss, Morgensport ist angeblich gesund! [smilie=dance3.gif]
Nun, dieser Service kostete bisher 6 Hriwna pro Haus. Wie ich meine, selbst hier ein fairer Preis. Trotzdem wurmt es mich, wenn ich sehe, wie Menschen den Müll Säckeweise außerhalb des Dorfes wild verkippen, denen sind selbst die paar Hriwna zu schade. Eine Pflicht für die Müllablieferung gibt es ja leider nicht.
Als "ordentlicher Njemetz" habe ich natürlich fürs Jahr vorausbezahlt und bisher auch unsren Müll gesetzestreu entsorgt. Aber bei der letzten Abfuhr wollte man wieder Geld von uns, die geleistete Vorauszahlung wäre angeblich aufgebraucht.
Und der neue Bürgermeister möchte ja auch sein Schäfchen ins trockene bringen und ordnete an, dass der Müll nun 6 Hriwna pro Person kostet. Das macht für manche Familie eine Preissteigerung von mehreren 100% aus! Nun, die wilden Müllkippen werden so wohl nicht aussterben. Und wir werden an windstillen Abenden noch mehr stinkende Lagerfeuer ertragen müssen.
LG,
Jens
PS: Wir bleiben natürlich gesetzestreu, machen es aber wie die anderen. Wir geben unseren Müll nun aller 2 Monate ab, dann bleibt der Preis gleich.
Apropo Umweltschutz. Eine Story von mir: Einmal im Monat kommt (bei uns natürlich Sonntags in aller Herrgottsfrühe) mit Hupen und Sirenen der Mülltraktor. Ist schon mal sehr löblich, dass es das im Dorf gibt! Da verzeiht man auch, dass das sonntägliche Ausschlafen empfindlich gestört wird. Es ist auch kein Problem, dass man die Säcke selbst auf den Wagen hoch geben muss, Morgensport ist angeblich gesund! [smilie=dance3.gif]
Nun, dieser Service kostete bisher 6 Hriwna pro Haus. Wie ich meine, selbst hier ein fairer Preis. Trotzdem wurmt es mich, wenn ich sehe, wie Menschen den Müll Säckeweise außerhalb des Dorfes wild verkippen, denen sind selbst die paar Hriwna zu schade. Eine Pflicht für die Müllablieferung gibt es ja leider nicht.
Als "ordentlicher Njemetz" habe ich natürlich fürs Jahr vorausbezahlt und bisher auch unsren Müll gesetzestreu entsorgt. Aber bei der letzten Abfuhr wollte man wieder Geld von uns, die geleistete Vorauszahlung wäre angeblich aufgebraucht.
Und der neue Bürgermeister möchte ja auch sein Schäfchen ins trockene bringen und ordnete an, dass der Müll nun 6 Hriwna pro Person kostet. Das macht für manche Familie eine Preissteigerung von mehreren 100% aus! Nun, die wilden Müllkippen werden so wohl nicht aussterben. Und wir werden an windstillen Abenden noch mehr stinkende Lagerfeuer ertragen müssen.
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