VermischtesEin Festival der Flüchtlinge in Lemberg

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Handrij
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Ukraine

Ein Festival der Flüchtlinge in Lemberg

Beitrag von Handrij »

Etwa 11.000 Flüchtlinge leben im westukrainischen Lemberg, die von der Krim oder aus der Ostukraine geflohen sind. Weil das Zusammenleben nicht immer einfach ist, wird jetzt das "Festival für Umsiedler und Lemberger" veranstaltet.
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toto66
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Re: Ein Festival der Flüchtlinge in Lemberg

Beitrag von toto66 »

Ich wollte den Artkel gerade einstellen. Einigem darin möchte ich widersprechen: erstens denke ich das die Zahl 11000 viel zu niedrig ist. Das deckt sich nicht mit meinem Erleben und die Stadtverwaltung hat schon vor Monaten von 25000 bis 30000 gesprochen. Zweitens habe ich von einer "angespannten Stimmung" noch nichts bemerkt. Natürlich gibt es Vorbehalte und natürlich jenen im Artikel benannten ausgesprochenen oder unausgesprochenen Vorwurf. Aber das finde ich menschlich, auch ich kann mich oft nicht davon frei machen.
Überall gibt es Schwachköpfe, auch hier, aber allermeistens reden die Menschen miteinander. Malcolmix konnte das ja miterleben....

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Malcolmix
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Re: Ein Festival der Flüchtlinge in Lemberg

Beitrag von Malcolmix »

toto66 hat geschrieben:Ich wollte den Artkel gerade einstellen. Einigem darin möchte ich widersprechen: erstens denke ich das die Zahl 11000 viel zu niedrig ist. Das deckt sich nicht mit meinem Erleben und die Stadtverwaltung hat schon vor Monaten von 25000 bis 30000 gesprochen. Zweitens habe ich von einer "angespannten Stimmung" noch nichts bemerkt. Natürlich gibt es Vorbehalte und natürlich jenen im Artikel benannten ausgesprochenen oder unausgesprochenen Vorwurf. Aber das finde ich menschlich, auch ich kann mich oft nicht davon frei machen.
Überall gibt es Schwachköpfe, auch hier, aber allermeistens reden die Menschen miteinander. Malcolmix konnte das ja miterleben....
Ich ergänze mal Deine Einschätzungen. Die Zahl von 11000 Flüchtlingen halte ich auch für zu tief. Wobei da noch nicht einmal erwähnt ist, ob die Flüchtlinge aus der Krim dazugezählt werden. Letztere dürften aber eher eine überschaubarere Menge sein. Wobei ich durch meinen einwöchigen Aufenthalt wohl nur einen flüchtigen Eindruck erhalten haben dürfte. Dennoch: 11000 kann ich mir auch fast nicht vorstellen. Dafür habe ich einfach zu oft bei Zufallsbekanntschaften Menschen aus dem Donbas in Lviv getroffen.

Eine angespannte Stimmung habe ich auch nicht entdecken können. In allen drei Städten nicht, in denen ich im Juni war. Übrigens am wenigsten sogar in Lviv, aber wie schon gesagt: Die paar Tage... Da es ja den berühmten Taxifahrer in Kyiv gab: Denjenigen, den ich traf, habe ich unaufgefordert ziemlich über die "Separatisten" schimpfen gehört. Der kam aus Donezk.

Von Spannungen im letzten Jahr habe ich gehört. In Poltava. Der Anlaß waren negative Erfahrungen. So soll eine Flüchtlingsfamilie in einer größeren Wohnung in Poltava bei einer anderen Familie untergekommen sein und gleich mal die Flagge der "Separatisten" aufgehängt haben. Und laut Mundpropaganda sollen sie den Wohnungsinhabern Gewalt angedroht haben, wenn sie verlangen, daß die Flagge abgehängt wird. Ich habe keine Ahnung, ob diese Geschichte wahr ist. Aber sie wurde erzählt und man kann dieses vermutlich schon unter der Rubrik Vorbehalte etc. einordnen. Und das Vorurteil, alle Russen würden saufen, wurde auch auf die Bewohner des Donbas ausgeweitet. Letztendlich Dinge, die man unter der Rubrik kursierende Einzelfälle oder Vorurteile abhaken kann. Wobei ein Blick in die deutsche Vergangenheit auch zeigt: So reibungslos verlief das hier nach dem 2. Weltkrieg auch nicht ab. Genauer gesagt: Da war deutlich mehr an Spannungen zu beobachten. Die Flüchtlinge galten noch nach Jahrzehnten als "Rucksackdeutsche"...

Dann zum Thema "sie hätten sich gegen die Separatisten stellen sollen". Heutzutage wäre das wohl eher ein Himmelfahrtskommando, weshalb ich auch davon ausgehe, daß die Donbas-Junta (hier paßt der Begriff Junta nun wirklich, da dies ein bewaffneter Umsturz war) auch nicht so schnell gestürzt wird. Und da ist die Frage nach dem Zeitpunkt zu stellen. Der Zeitpunkt, an dem unsere gemeinsame Bekannte in Luhansk für die Ukraine im Frühjahr 2014 demonstriert hat? Damals dürften die meisten im Donbas zwar mit Janukovich & Co. unzufrieden gewesen sein, aber den Majdan eher mit der Orangenen Revolution verbunden haben. Die wollte man genauso wenig. Das Schreckgespenst der Faschisten aus der Kreml-Mottenkiste verfing auch mal wieder. Die sowjetische Darstellung der UPA wird nun einmal im Osten der Ukraine als die wahre Geschichtsschreibung angesehen, auch wenn die eindeutig eine falsche Darstellung ist. Nebenbei bemerkt ist die der reinen Freiheitskämpfer ebenso eine geschönte Darstellung, die aber wohl auf einige Einheiten tatsächlich zugetroffen haben könnte (sofern man dies überhaupt in dem ganzen Geflecht der beidseitigen Vorurteile sagen kann). Ich kann mich da immer nur wiederholen. Ich weiß, daß die meisten Ukrainer eher ein begrenztes Wissen über ihre eigene Geschichte haben, aber es gibt nicht wenige, die dennoch einen klaren Standpunkt zu diesem Thema besitzen. Anders gesagt: Es gelingt mir nicht sehr häufig, mit einem Ukrainer ein differenziertes Gespräch über dieses Thema zu führen. Noch anders gesagt: Der Kreml weiß schon sehr genau, welchen Knopf er drücken muß, um die Ukrainer zu entzweien.....

Der Zeitraum, in dem bewaffnete "Separatisten" im Donbas die Macht auf der Straße übernahmen, war relativ kurz. Und als die kamen, war Widerstand lebensgefährlich. In diesem Zusammenhang ist der andere von Handrij präsentierte Artikel nicht uninteressant:

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Das sollte sich jeder vor Augen führen, der unwillkürlich denkt "warum habt ihr euch nicht gewehrt"...

Aber solche Aktionen halte ich "Festivals für Umsiedler und Lemberger" für eine sehr wichtige Sache. Ich sage schon länger, die Ukrainer sollten sich untereinander viel mehr unterhalten...

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