Ukraine-Forum: Infos, Tipps und Diskussionen zur Ukraine

In der Ukraine hat eine politisch heterogene Protestbewegung, in der die vielbeschworenen Rechten eine Minderheit
waren und deren geringer gesellschaftlicher Rückhalt in den ukrainischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen offenbar wurde, ein autoritäres Regime gestürzt, dessen Führer sich schamlos selbst bereichert hatten. Putin legitimierte die militärische Intervention in Russlands Nachbarland mit völkisch-nationalen Argumenten und tut alles, um eine demokratische Ent-
wicklung sowohl in der Ukraine als auch in Russland zu verhindern. Für Linke, so müsste man meinen, gäbe es in der Ukraine einiges zu entdecken, in Russland derzeit eher wenig. Trotzdem verhielt es sich genau umgekehrt.
Gerade die publizistische Linke erwies sich als durchaus bereit, eher die »westliche« Politik einer Fundamentalkritik zu unterziehen und mit Russland sehr viel nachsichtiger zu sein.22 Auch hier figurierten die Ukraine und Russland letztlich als Projektionsflächen für die politische Auseinandersetzung mit der Europäischen Union, der Nato, der deutschen Regierung und den verhassten Vereinigten Staaten von Amerika. Der Widerspruch, der darin steckt, im Gestus des Kritikers eines westlichen »Imperialismus« die
Ukraine zu einem bloßen Objekt im Widerstreit der echten Global Player zu degradieren, scheint dabei den Wenigsten aufgefallen zu sein.

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Sonnenblume hat geschrieben:Franziska Davies schreibt das die deutsche Linke mit Russland sehr viel nachsichtiger sei

Eigentlich ist es noch viel schlimmer - die Linke ist völlig blind und geistig abwesend gegenüber der Tatsache das Putin die Grundlagen europäischer Friedenspolitik ab 1945 zerstört hat - und zwar durch einen neoimperialen Militarismus den die Linke in den letzten 25 Jahren immer kritisiert hat. Die Linke hat diese antiimperialistische Haltung natürlich immer gegen die USA vertreten - aber das Sie von dem Zeitpunkt in dieser Hinsicht an völlig einknickt an dem Putin offen agressiv gegen die Ukraine vorgeht macht die gesamte Linke nur noch unglaubwürdig.

Ansonsten glaube ich wenn man sich Eppler oder Schmid durchliest das diese alte Kriegsgeneration die an WW2 beteiligt waren ein Problem mit der Ukraine haben. Das was diese Generation an unsäglichen Schrecken, Grauen und Vernichtung in der Ukraine angerichtet haben scheint sich heute in Demutsgebärden gegenüber Putins Russland zu entladen. Verkappte und verdrehte Schuldgefühle - oder was ist es?

Eine andere Erklärung scheint es für Schmids fehlerhaften und im übrigen selbstbestimmten Zweifel ob die Ukraine eine eigene Nation sei nicht zu geben. Wie er diese Aussage als Politiker mit dem Völkerrecht vereinbart - und vor allem mit der Errungenschaft der französischen Revolution die eindeutig die unterschiedlichen in Frankreich lebenden Ethnien gleichberechtig unter das nationale Banner "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" gestellt hat - bleibt sein Geheimnis.

Es fallen dann ratlos machende Sätze wie dieser: "Die Totalität des Maidan, sein Hinausgehen über die Grenzen des dreidimensionalen Raumes, ließ keine Möglichkeit, ihn irgendwie vollwertig zu benennen" (Kateryna Mischenko). Das ist die Sprache der existenzialistischen Revolte. Wieder drückt sich darin ein gewaltiger, lange angestauter Veränderungs- und Selbstverwirklichungswille aus, aber auch eine Verzweiflung und ein Rückzug in eine politikverachtende Innerlichkeit.

Doch in einem haben die skeptischen Maidan-Aktivisten sicher Recht: Die neue politische Führungsriege – die im Westen aus außenpolitischen Gründen geschätzt wird – wird den in sie gesetzten Erwartungen nicht gerecht. Sie konzentriert sich fast vollständig auf den Kampf mit Russland und auf Hilfsgesuche gen Westen, vernachlässigt aber nach allem, was zu hören ist, die innere Instandsetzung der Ukraine.

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FEINDFLIEGER hat geschrieben:

Doch in einem haben die skeptischen Maidan-Aktivisten sicher Recht: Die neue politische Führungsriege – die im Westen aus außenpolitischen Gründen geschätzt wird – wird den in sie gesetzten Erwartungen nicht gerecht. Sie konzentriert sich fast vollständig auf den Kampf mit Russland und auf Hilfsgesuche gen Westen, vernachlässigt aber nach allem, was zu hören ist, die innere Instandsetzung der Ukraine.

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Die neue politische Führungsriege macht sicher viele Fehler und sie kann ganz bestimmt auch ein wenig dafür, wenn die Redakteure der "WELT" nichts von den inneren Instandsetzungen mitbekommen. Das Marketing der ukrainischen Regierung ist wirklich grauenhaft. Das heißt aber nicht, dass keine Veränderungen in Angriff genommen wurden. Dafür sorgt schon die Zivilgesellschaft, die sich beim Maidan gebildet hat und deren Vertreter im Parlament.
Es ist wie immer, wer sehen will, sieht und wer ukrainisch und/oder russisch spricht, ist klar im Vorteil.

Sonnenblume hat geschrieben: Es ist wie immer, wer sehen will, sieht und wer ukrainisch und/oder russisch spricht, ist klar im Vorteil.

Also für meine Leute kann ich sagen,daß sie für sich keine Vorteile sehen - weder früher,und jetzt schon gleich dreimal nicht!
Ein dreifaches "Slava" für solch bemerkenswerte Sätze!

FEINDFLIEGER hat geschrieben:

Sonnenblume hat geschrieben: Es ist wie immer, wer sehen will, sieht und wer ukrainisch und/oder russisch spricht, ist klar im Vorteil.

Also für meine Leute kann ich sagen,daß sie für sich keine Vorteile sehen - weder früher,und jetzt schon gleich dreimal nicht!
Ein dreifaches "Slava" für solch bemerkenswerte Sätze!

q.e.d.