Das war der Plan und Realität war dies:
Los ging es mit dem vollgepackten Womo bei strahlendem Sonnenschein Richtung Polen. Ab Dresden fing es an zu Regnen und hörte bis Czenstochow (ca. 650 km) nicht wieder auf. War echt nervig, aber am späten Abend hatten wir unser Ziel erreicht und siehe da, der Regen hörte endlich auf und es zeigte sich ein schöner Sternenhimmel.
Die Straßen von Opole nach Czenstochow sind mal ganz ok, dann wieder in einem schrecklichen Zustand. Besonders die letzten Kilometer sind eine Schlaglochpiste und das in einem der bekanntesten Pilgerorte Europas.
Wir haben uns für die Stadt und dem Kloster Jasna Hora zwei Tage Zeit genommen und waren sehr beindruckt von diesem Ort.
Weiter ging es über Kraków zur ukrainischen Grenze. Eigentlich wollten wir noch in Polen nahe der Grenze übernachten, meine Frau meinte dann aber, es wäre besser noch über die Grenze und dann einen Schlafplatz zu suchen. Ich stimmte zu. Mittlerweile war es Mitternacht und ich war mir sicher, dass es schnell gehen würde, es fing ja auch gut an. Bei den Polen nur ein Auto vor uns und alles schien bestens. Dann kam ein “ besonders freundlicher“ Grenzer und meinte wir sind einen halben Meter über die noch kaum sichtbare Haltelinie gefahren und er bekomme dafür 300 Zloty (ca. 75 €). Erst dachten wir er macht Spaß, aber dem war nicht so. Ich sollte aussteigen und mir mein Vergehen anschauen. Meine Frau übernahm dann geschickt das Ruder, sie spricht recht gut polnisch und entschuldigte sich für mich, er ist schon 1000 km am Steuer und ein wenig müde, es kommt nicht wieder vor. Er schwenkte um und es gab die Pässe und - eine gute Fahrt. Die Nerven waren schon ein wenig angespannt und es ging zur ukrainischen Passkontrolle. Alles ok und weiter zum Zoll. Hier standen zwei tschechische Wohnmobile vor uns und der „nette Beamte“ sprang wild mit einer Digicam umher und machte sinnlose Bilder von außen und von innen. Ich fragte welchen Zweck diese haben bzw. wofür sie notwendig sind. Seine Antwort: schweigen und Ignoranz! Wir zum Zollhäuschen und warten auf die Dokumente, da fragte er wo geht es hin, ich sagte Lviv er rechnete was mit dem Taschenrechner dann heißt es lapidar sie müssen ca. 10 Euro zum Wohle der Ukraine zahlen. Wir fragten wofür, keine Antwort nur ein Zettel in die Hand und die Bemerkung, gehen sie zum Schalter vier im Keller des Grenzgebäudes und zeigen diesen Zettel. Wir darunter zeigten diesen Zettel einer jungen attraktiven Dame (endlich mal ein Lichtblick). Sie füllte am Computer eine ganze Seite aus und sagte damit zur Kasse der Bank im ersten Stock. Wir da hoch, dort eine verschlafene Frau, die mit unserem deutschen Namen nicht klar kam (hat nur vier Buchstaben )! Bezahlt und wieder zurück in den Keller, wo bestätigt wurde, dass wir bezahlt haben. Zurück zum Zöllner der immer noch Fotos machte und mit der Kamera nicht klar kam. Ich hielt ihm den Einzahlungsbeleg entgegen, er ignorierte und ging in sein Häuschen. Nach einer ganzen Weile machte er Dienst nach Vorschrift und wir bekamen neben unseren Dokumenten auch ein Papier, worauf stand wofür die Gebühr ist. Es ist eine Art Straßennutzungsgebühr für größere Fahrzeuge, bestehend aus einer Grundgebühr von 5 € + 0,02 ct./km (wir gaben ja an: Ziel Lviv macht 200 km Hin- und Rückfahrt).
Hätten wir als Ziel die Krim angegeben wären wohl 40 € fällig gewesen.
Wir sind dann zur nächsten Tankstelle mit Parkplatz und suchten uns einen ruhigen Platz für die Nacht. Wir schliefen wie die Murmeltiere bis uns so gegen 7.00 Uhr ein extrem lauter Knall und heftiges Geschreie aus dem Bett holte. Ich machte ein Rollo hoch und traute meinen Augen nicht, eine Szene wie in einem Actionfilm. Eine Truppe von Polizei in Zivil, haben drei Männer auf eine besondere Art und Weise festgenommen. Sie blockierten ihr Auto, schlugen dann darauf ein zogen sie heraus und schlugen und traten in einer extremen Härte dann auf die Männer ein. Einer versuchte noch zu flüchten, aber er hatte keine Chance. Zuerst dachten wir, dass es sich eventuell um rivalisierende Banden handelt, da keiner uniformiert war. Nachdem sie völlig zusammengeschlagen waren klickten die Handschellen und es begann eine ca. zweistündige Untersuchung, wobei sie sich bei der schon heißen Frühsonne nicht rühren durften. Das ganze keine zwanzig Meter von uns entfernt. Wir saßen beim Frühstück praktisch in der ersten Reihe. Es war schon gruselig und wir waren froh, wo alles vorbei war und sie alle abzogen.
Dies war unsere „Begrüßung“ auf ukrainisch.
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Weiter ging es bei super Wetter nach Lviv. Erster Anlaufpunkt war der Friedhof, wo mein Schwiegervater begraben ist. Wir hatten uns größere Gestaltungsarbeiten vorgenommen und dafür den ganzen Tag eingeplant. Wir sind es gewöhnt, jedes mal mit dem Auto auf den Friedhof zu fahren (ist so üblich), aber mit dem Wohnmobil wussten wir nicht so recht, ob sie uns hinein lassen würden.
Da meine Frau leicht gehbehindert ist, die Wege sehr weit sind und wir auch Material mit hatten, ließ man uns schließlich auf den Friedhof fahren. Bei großer Hitze hatten wir bis zum frühen Abend zu tun. Völlig verschwitzt und auch etwas müde, machte ich meiner Frau den Vorschlag gleich hier zu übernachten und am nächsten Morgen zum Campingplatz zu fahren. Ich hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, kam die entsprechende Reaktion. Bist du verrückt um Gottes Willen…… Zugegeben, der Vorschlag war sicher ein wenig makaber.
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Wir sind dann zum Hotel Jockey mit angeschlossenem Campingplatz gefahren. Kein Camper weit und breit zu sehen nur ein völlig betrunkener ältere Herr der als Pförtner seine sicher kleine Rente aufbessert.
Als er uns die gesamte Infrastruktur mehrmals erläutert hatte und dann anfing vom Einmarsch der deutschen Truppen im Juni 1941 begeistert zu erzählen hatte meine Frau genug. Sie bedankte sich höflich und schickte mich zum anmelden zur Hotelrezeption. Da ging alles reibungslos, 100 Hriven pro Tag inklusive Strom. Wir hatten das Gefühl, dass seit der EM im letzten Jahr hier nur sehr wenige übernachteten. Das Sanitärgebäude ist so schlecht nicht, nur sicher etwas schnell gebaut und handwerklich, na ja. Wasser, kam erstmal aus keinem Hahn bzw. der Toilette, aber die Ursache hatte ich schnell gefunden. In einem Abstellraum der unverschlossen war fand ich mehrere größere Absperrhähne und einer war der fürs Wasser der gesamten Räume. Ich voller Freude holte gleich meine Duschutensilien und ab unter die Dusche. Nach einer schönen Abkühlung, wollte ich dann doch etwas warmes Wasser, aber es blieb kalt. Es stellte sich dann heraus, es gibt nur kaltes Wasser.
Die Dame an der Rezeption lächelte und bot uns an, für 20 Hriven/ Person ein Badezimmer mit Sauna zu mieten.
Ansonsten war es aber ok, wir fühlten sich sicher und die Pferderennbahn hatte man direkt vor der Nase, wo den ganzen Tag prächtige Rennpferde grasten. Die Bushaltestelle ist ebenfalls vor dem Platz, von wo aus man bis ins Zentrum fahren kann.
Dann sind wir zur Schiegermutter in die Stadt gefahren, wo wir gut eine Woche bleiben wollten. Von da wollten wir ja weiter auf unsere geplante Tour. Daraus wurde dann aber nichts. Sie bat uns länger zu bleiben und als wir dann starten wollten, fingen allabendlich schwere Gewitter mit extrem viel Regen an. Es wurde immerzu im Radio davor gewarnt, Fahrten ins Umland und insbesondere der Karpaten zu unternehmen. Da wir echt Angst hatten, mit dem Wohnmobil in schwere Unwetter zu geraten und uns auch die Zeit davon lief, entschieden wir uns auf den geordneten Rückzug. Wir waren schon etwas traurig, dass wir die schöne Tour nicht machen konnten, aber waren dann auch wieder froh, dass wir bzw. unser Womo die vielen Gewitter gut überstanden haben.
Wir haben auf der Rückfahrt noch mehrere Stationen gemacht. Zuerst waren wir in dem kleinen Örtchen Stradch, wo es eine der wohl schönsten Kreuzweganlage weltweit gibt. Dann weiter nach Ivano Frankove, ein Ort gelegen an einem wunderschönen Nationalpark. Leider konnten wir nach dem Starkregen nur wenig spazieren, da die Uferwege vom völlig naturbelassenen See sehr aufgeweicht waren. An diesem Ort, haben wir noch unseren letzten Großeinkauf gemacht. Vieles ist ca. 20 % billiger als in Lviv.
An der Grenze nach Polen ging alles sehr schnell und auch höflich ab. Eine Dame vom Zoll sprach sehr gut deutsch und interessierte sich mehr für das Womo als für den Horilka den ich in nicht unerheblichen Mengen mitführte. Die sehr große Dachbox, hatte weder auf der Hin noch auf der Rückfahrt jemanden interessiert. Auch die vielen Stauräume die ein Womo hat, wurden nicht beachtet. Hier ließen sich Unmengen schmuggeln.
Wieder in Polen, hatte meine Frau noch den Wunsch, die Stadt Kraków zu besuchen. Da wir noch Zeit hatten und ich von einen recht guten Campingplatz nahe Kraków wusste, war es ein prima Vorschlag, nicht gleich nach direkt nach Deutschland zu fahren.
Der Campingplatz Korona an der Straße nach Zakopane gelegen hat drei Landessterne, ist ruhig und sehr schön anlegt. Bei unserer Ankunft, hieß es aber vom jungen sehr engagierten Platzwart, dass die schönen Rasenflächen derart vom wochenlangen Regen aufgeweicht und somit nicht befahrbar wäre. Wir mussten auf dem befestigten Weg stehen und wie sich später noch herausstellte, war dies auch kein Fehler.
Am nächsten Morgen sind wir mit dem Bus in die Innenstadt gefahren. Es waren ca. 15 km bis zum Endpunkt Galeria Krakowska, ein super großes und sehr modernes Einkaufszentrum, gleich neben dem Hauptbahnhof. Ein Ticket, kostete bis dort hin, 4 Zloty je Nase (einen knappen Euro).
Kraków ist wunderschön, aber bei über 30°C auch sehr anstrengend. Wir machten mehrere Pausen in schattigen und etwas kühleren Hinterhofbistros, wo man auch preiswert essen kann.
Am späten Nachmittag, sind wir völlig erschöpft zurück zum Campingplatz und gerade waren wir angekommen, kam natürlich ein Gewitter und was für eines. Wir dachten, wie man so schön sagt, es geht die Welt unter. Extreme Blitze und die dazugehörenden sehr lauten Donner, Starkregen und dann auch noch Hagel. Jetzt waren wir froh, dass wir nicht auf dem Rasen standen, denn das war ein einziger See. Es floss kein Wasser mehr ab, der Boden war mehr als gesättigt. Gott sei Dank, hat der Hagel nicht die Plastikdachluken zerschlagen.
Der Platzwart war total hinüber, hatte er erst Tage zuvor die am Hang liegenden Hauptwege frisch geschottert und nun war das meiste wieder weggespült.
Am nächsten Morgen wieder strahlender Sonnenschein und sehr warm. Ein Kneippbad hatten wir direkt vor der Womotür. Das Wasser stand so drei Zentimeter hoch auf den Rasenflächen.
Wir haben uns dann noch zwei weitere Tage auf dem Campingplatz erholt und sind dann, mit einer Übernachtung bei Dresden, wieder überglücklich zu Hause angekommen. Ca. 30 km vor unserem Wohnort, hatten wir dann doch noch eine kleine Panne. Der rechte Hinterreifen ist geplatzt, hat aber Gott sei Dank nichts weiter beschädigt (hatte wohl doch ein paar Flaschen Horilka zu viel an Bord).
Ein Anruf bei den gelben Engeln und nach einer halben Stunde ging es schon weiter.
Abschließend, es war eine sehr schöne Fahrt, wenn unsere ursprünglichen Pläne auch nicht in Erfüllung gingen. Wir wollten ja auch einigen Forumsmitglieder mal Hallo sagen, die auf unserer geplanten Strecke ihr neues zu Hause haben. Schade, aber vielleicht klappt es im nächsten Jahr.
Ich hoffe, dass ich euch mit diesem, doch recht ausführlichen Reisebericht nicht gelangweilt habe.
Liebe Grüße
lev