Herkunft: Ukraine-Nachrichten: Gesellschaft: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurückLeider brachten zwanzig Jahre der stümperhaften Ukrainisierung den Donbass doch nicht auf den richtigen Weg.
Ukraine-Nachrichten ⇒ In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
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In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
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- Sonnenblume
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Das ist so bitter und so nachvollziehbar. Und das, obwohl im Donbass die meisten Subventionen aus Kiew landeten.RSS-Bot-UN hat geschrieben:Herkunft: Ukraine-Nachrichten: Gesellschaft: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurückLeider brachten zwanzig Jahre der stümperhaften Ukrainisierung den Donbass doch nicht auf den richtigen Weg.
Kein Wunder, dass sich Putin ausgerechnet dieses Gebiet für seine Destabilisierungspläne ausgesucht hat.
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- toto66
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Wie gut ich den Schreiber nach den teils wirklich surrealen Erfahrungen, die ich mit "meinen" Flüchtlingen letzte Woche zuhause in Lviv gemacht habe doch verstehen kann. Vielleicht finde ich mal Zeit und Kraft darüber zu schreiben.
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- Sonnenblume
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Ich würde mich freuen.toto66 hat geschrieben:Wie gut ich den Schreiber nach den teils wirklich surrealen Erfahrungen, die ich mit "meinen" Flüchtlingen letzte Woche zuhause in Lviv gemacht habe doch verstehen kann. Vielleicht finde ich mal Zeit und Kraft darüber zu schreiben.
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Unsere Tochter lebt noch in Zaporizhzhya, und arbeitet dort als Sicherheitsbeauftragte in einer Schule. Sie darf dort unter anderem dazu beitragen, dass die Flüchtlingskinder in dem Schulalltag integriert werden können. Dazu darf sie sich wiederholt mit deren Eltern "auseinandersetzen". Sie wird von vielen der Eltern wie der letzte Dreck behandelt, und darf sich mit geradezu grotesken Forderungen auseinandersetzen. Mittlerweile empfindet sie es als schon bodenlos verharmlosende Beschreibung, wenn behauptet wird, dass sich die Flüchtlinge wie die Schweine benehmen.
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- toto66
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Ich möchte ein paar Gedanken vorausschicken bevor ich auf meine “Erlebnisse” mit den bei mir untergekommenen Familienmitgliedern aus Luhansk zu sprechen komme.
(Ich kann auf diese Erlebnisse auch nicht so eingehen wie ich mir das gewünscht hätte, es gelingt mir einfach nicht eine wirkliche Schilderung aus den vielen kleinen Vorkommnissen zu machen.)
Die DDR (und andere Ex-Ostblock-Staaten) werden ja gemeinhin als Unrechtsstaaten bezeichnet. Das waren sie ohne Zweifel. Aber eben nicht überall. Wenn man als DDR-Bürger einen Verkehrsunfall mit Lieschen Müller hatte oder eine Bank überfiel ( auch das kam vor ) genügte die folgende Rechtssprechung durchaus rechtsstaatlichen Prinzipien.
Hatte man einen Verkehrsunfall mit privilegierten Funktionären des Staates oder geriet man gar politisch mit dem Staat aneinander war es mit der Rechtsstaatlichkeit vorbei. Dann konnte der Anwalt so gut sein wie er will, der Richter denken was er will, das Urteil wurde außerhalb des Gerichtssaales festgelegt.
So wie es die, die die Macht hatten für richtig hielten, unabhängig von Recht, Gesetz, Schuld, Unschuld.
Die Macht.
Wer mal länger als nur für einen touristischen Besuch der Sehenswürdigkeiten von Moskau und St.Petersburg unterwegs war weiß das das ein Begriff ist den die Russen für ihren Regierungs-.und Wirtschaftsapparat verwenden. Sie reden sehr häufig nicht von Regierung, Staat, Wirtschaftslobbyisten, sie reden von “der Macht“.
Und sie meinen damit einen Block von Leuten der all das vereint was Macht ist, Regierungsämter, Justiz, Polizei und alle anderen Arten der Strafverfolgungsbehörden, Armee, Wirtschaft, die Werkzeuge zur Bildung (Manipulierung) der öffentlichen Meinung.
Es ist eine vertikale Machtstruktur, von oben nach unten.
Oder, um es mit den Worten zu sagen die ich mal aus dem Mund eines Stasi-Mitarbeiters hören musste: was Recht und Unrecht ist in diesem Land bestimmen ganz allein wir.
Die da oben eben. Die Macht.
Die damals und heute unterscheiden sich nicht groß. Wie sollten sie auch, es sind ja entweder noch dieselben oder kommen aus dem selben Stall. Sie haben in vielen Staaten Ost- und Südosteuropas die Macht behalten oder wieder an sich gerissen. In Russland, in Weßrussland, der Ukraine, auch in Bulgarien.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen damals und heute. Die Diktatoren haben sich von der kommunistischen Ideologie befreit und die Macht an sich zum Sinn und Zweck erklärt. Und sie haben es zugelassen das Individuen Reichtum ohne jede gesellschaftliche Verpflichtung anhäufen dürfen. So lange sie der Macht bei ihrem Raubzug an Ressourcen jeder Art, bei ihrer Selbstbereicherung nicht in die Quere kommen…..
Entstanden ist aus dieser Pervertierung von Recht und schlussendlich Moral eine Gesellschaft in der ein junger Umweltschützer für Jahre in ein Straflager verbannt wird weil er den Zaun eines Provinzfürsten anmalte und sich andererseits die Täter des Angriffs auf die Ausstellung “Achtung, Religion” vor Gericht plötzlich als Opfer darstellen durften und auch so behandelt wurden.
Und das erstaunliche ist das die breite Öffentlichkeit sich an diesem offenkundigen, massiven, immer wieder zu Tage tretenden Unrecht, an dieser Instrumentalisierung und Beugung des Rechts (oder dessen Bruch) durch die Macht nicht stört.
Letzteres unterscheidet grosse Teile der Ukraine wohl von Russland und wie ich nach meinen Erfahrungen denke wohl auch die östlichen Zipfel der Ukraine vom Rest des Landes.
Das liegt wohl an Erfahrungen die man gemacht hat oder an jenen die man nicht gemacht hat.
Ich habe zuhause eine wirklich grosse Küche mit einem wirklich grossen Küchentisch. Ich bin zuhause ein “Küchenmensch”. Die Töpfe sind nah, der Kühlschrank, es ist Platz für Notebook und alles was ich sonst so daheim benötige. Die Küche ist der einzige Raum in dem ich rauchen darf. Also habe ich ganz zu Anfang einen TV an die Wand geschraubt und erklärt das das Wohnzimmer eigentlich überflüssig ist.
Unsere Vögel sehen das sicher anders…..
Am ersten Tag daheim schlafe ich immer lange. Nach dem aufstehen ins Bad, dann Küche. Auch beim letzten mal. Anders als sonst waren die Plätze um den grossen Tisch ziemlich belegt. Tanten, Cousinen, alles Frauen. 7 + die eine, die immer da ist.
Naja, ich wie immer zu meinem Platz, Fernbedienung, Nachrichtenkanal. Meine Frau, ein Griff, Fernbedienung, TV aus. Ich bin kurz in mich gegangen, Fernbedienung, Nachrichten wieder an.
Thema, klar, Ostukraine, Krieg.
Binnen 10 Minuten war der Tisch leer.
Nun hatte ich natürlich recht schnell verstanden warum die Gattin den TV ausgeschaltet hat und worauf das hinausläuft. Ich war aber nicht bereit das zu akzeptieren.
Abends sind wir, begleitet von einem guten Freund aus Lviv (ich brauchte ein 2. Transportmittel) auf unsere Datscha in die Nähe von Brody gefahren. Ich wollte bei Schaschlik und Wodka herausbekommen wie die Familie wirklich so tickt. Den Begleiter hatte ich ganz bewusst gewählt, er ist einfach ein interessanter Typ. Vater Russe, Mutter Deutsche. Der Vater war Mitglied der sowjetischen Armee, hoch spezialisiert und hoch dekoriert, arbeitete nach der politischen Wende als Ausbilder bei der GSG9, wohnt heute noch in Deutschland. Unser Freund ist ein IT-Autodidakt, hat das dann auch studiert, war in dem Bereich bei einer Spezialeinheit der ukrainischen Polizei tätig und hat dann einige Jahre in den USA bei AT&T gearbeitet. Er hat in Lviv eine Firma im Bereich Computer, Softwareentwicklung und Sicherheitstechnik,ist ein wirkliches Computergenie, war auf dem Maidan und ist jetzt als Freiwilliger im Osten des Landes. Und hatte glücklicherweise gerade “Rotation”, sprich Fronturlaub.
Egal wie, wir haben gegessen, getrunken, uns erzählen lassen wie es diesem und jenem geht, dem Onkel, der Oma.
Irgendwann habe ich gefragt, wie konnte das passieren, wieso Luhansk ? Und mein Ton oder was auch immer hat wohl verraten das die eigentliche Frage war: wieso habt ihr, ihr Luhansker, das zugelassen ?
- Das wollten wir nicht !
Wieso hat keiner was dagegen gemacht ? In Charkiv ging es doch auch !
- ah,Charkiv. Das war genau so wie bei uns, noch schlimmer. Erst als die da den Kernes angeschossen hatten wurde es anders. Und dann sind die alle zu uns gekommen.
( Diese Antwort, weil sie mich bis heute beschäftigt, habe ich sicher fast wörtlich wiedergegeben. Ich verstehe die Aussage bis jetzt nicht richtig, aber ich habe eine Ahnung. Leider habe ich nicht nachgehakt)
Wie lief denn das Referendum? Haben viele Leute teilgenommen ?
- Ich kenne nur ganz wenige. Das war alles falsch. Wahlzettel mit Kopierer gemacht, keine Wählerlisten. Jeder konnte abstimmen so oft er wollte.
- bei mir im Haus hat ein Opa für seine ganze Familie, die im Urlaub war abgestimmt. Dann ist er mit neuen Wahlzetteln nach Hause gegangen, hat sie wieder ausgefüllt und im wieder im selben Lokal abgegeben.
- alte Leute waren viele dort, naja und die Separatisten
Wollt ihr denn die “Volksrepublik”?
- Das ist alles Unsinn.
Naja, viele Fragen, viele Antworten. Ich hab es verkürzt und sinngemäß geschildert.
Irgendwann sagt eine
- der Maidan ist schuld !
Wieso ?
- hättet ihr nicht warten können ?
Auf was ?
- ….im Januar wären Wahlen gewesen.
Ihr denkt, Janek wäre gegangen ? Nach Wahlen ?
- Schulterzucken…..
Aufgefallen ist mir in der Unterhaltung, ich, meine Frau, mein Freund, die Tanten und Cousinen, wir sagten alle “IHR”. Wir standen irgendwie auf verschiedenen Seiten. Wir machten die jeweils andere Seite bewusst oder unbewusst mitverantwortlich für den Krieg, die gesamte Situation.
Sie uns für das was wir denken und tun, wir sie für das was sie denken und tun oder eben nicht tun oder getan haben.
Du näherst dich dann einem Punkt der nicht mehr rational ist.
Wollt ihr denn das die Region Ukraine bleibt ?
- ….: Ja
- aber nur, wenn Poroshenko weg ist
Was ?
- er hat den Krieg gemacht
mein Freund: wir wollten keinen Krieg. Und ich kämpfe nicht für Poroshenko.
- wenn Poroshenko nicht geht bleibt eben die LNR !
mein Freund: wenn die Russen nicht gehen kämpfen wir. Mit oder ohne Poroshenko, das ist doch egal !
Die Cousine ist alles andere als dumm, hat gerade ihr Studium abgeschlossen. Ich hatte bei ihr eigentlich mehr Kenntnisse der Demokratie erwartet. Ich hake nach:
Der Poroshenko ist aber von den Ukrainern gewählt wurden ?
- Von uns nicht !
Naja, das ist aber euer Versäumnis und hätte am Ergebnis nichts geändert ?
- Das ist egal !
Naja,ok, bald sind Parlamentswahlen, da könnt ihr doch wählen wen ihr wollt?
- lachen
- wen denn ?
Na zum Beispiel euere LNR-Typen ?
- Alle lachen, eine sagt: wenn wir wieder wählen können in der Ukraine sind die alle schon lange in Russland. Ich würde sowieso keinen von denen wählen. Die sind nicht von uns.
Naja, aber ihr müsst doch irgend etwas wollen, einen Plan haben ? Wie soll es weitergehen ?
- Schulterzucken… ach, könnte es doch alles wieder sein wie früher… der Maidan ist schuld….
Naja, immerhin haben sie nicht gesagt es sei alles die Schuld der Faschisten. Vielleicht aus Höflichkeit, vielleicht weil man so etwas nach 2 Monaten Lviv nicht mehr wirklich denkt. Keine Ahnung.
Meinen Freund regt es trotzdem leicht auf.
Er sagt in etwa: wieso ist es meine Schuld das euere Kerle nicht in der Lage sind Probleme wie normale Menschen zu lösen. Wir haben geredet, euere haben geprügelt und geschossen.
- nein, ihr habt die Leute von der Berkut umgebracht.
Das wird nun alles nicht wortwörtlich und genau so und in dieser Reihenfolge gesagt wurden sein. Die Fragen sind nicht genau so und nicht so unverblümt gestellt wurden, es gab andere Gespräche zwischendurch.
Wenn ihr eine Linie sucht, gut, ich suche sie auch, immer noch.
Ich glaube, es gibt keine. Die Leute wissen nicht, was sie wollen.
Deshalb sind sie mit dem zufrieden was sie haben und vor allem sind sie damit zufrieden, weil sie Veränderung mehr als alles andere fürchten.
Sie glauben, das es für sie keinen Unterschied macht wer in Kiew regiert. Sie verbinden keine positiven Erwartungen mit der EU-Annäherung, im Gegenteil.
Sie glauben nicht das persönliches Engagment Einfluss auf das haben kann was passiert.
Sie glauben, das es die “Macht” für sie richten wird, vielleicht wollen sie es auch nur glauben.
Ich weiss spätestens seit der DDR 1989 das das falsch ist.
Die, die das auch wissen verlassen den Donbass, wie uns obiger Artikel zeigt. Und das nicht erst seit Beginn des Krieges. Ich glaube das Bildung zumindest teilweise und/oder eine gewisse Zeit vor Propaganda schützt. Und vor allem eigenes Erleben. Vielleicht findet man hier den Grund dafür warum sich keine Studenten, keine Künstler, Wissenschaftler zu den Zielen der Separatisten bekannt haben. Im Unterschied zur Maidan-Bewegung.
Vielleicht ist das das positivste Ergebnis der Unterbringung der Flüchtlinge bei mir für mich persönlich. Das etliche von ihnen das erste Mal in ihrem Leben im Westen des Landes waren und sehen konnten das die Leute hier auch hart arbeiten und nicht nur die Axt wetzen und Russen fressen wollen. Vielleicht sehen sie künftig manches anders, aber werden sie den Mut haben daheim den Hetzern zu widersprechen ?
Luhansk ist ihre Heimatstadt und sie möchten größtenteils dahin zurück und das so schnell wie möglich. Sie sind Ukrainer, möchten in der Ukraine bleiben, aber glauben das das nicht in ihren Händen liegt.
Sie wollen ein Ende des Krieges, egal zu welchem Preis.
Letzteres kann ich sogar ein bisschen verstehen.
Eine der Tanten, ich nenn sie der Einfachheit halber alle Tanten, Onkel und Cousinen, Cousins, ist tot, eine andere schwer verletzt. Die grosse Schwester meiner Frau, die in Luhansk geblieben ist hat ein Bein verloren.
Letzteres haben wir ausgerechnet an dem Tag erfahren als ich wieder nach Hause kam. Ich hatte das “Vergnügen” diese Geschichte ihrem 12-jährigem Sohn zu erklären, der bei uns ist.
Wir nähern uns mit großen Schritten dem Tag an dem sich der Beginn des Maidan zum ersten Mal jährt. Er war und ist richtig, gerechtfertigt und gerecht, davon bin ich nach wie vor überzeugt. Diese neue Ukraine hat eine Zukunft.
Was das Aufstehen der Ukrainer mit sich bringen würde hat wohl in dieser Art kaum jemand erwartet.
Die Ereignisse, die persönlichen Erlebnisse geschehen so schnell das es schwer ist sich an das ganze Jahr richtig zu erinnern.
An die Euphorie am Anfang, das Entsetzen nach dem Angriff auf die Studenten in Kiev, an die gewaltige Mobilisierung, das sammeln von Geld, Essen, Decken usw., an die Tage als wir eine Arbeitskollegin meiner Frau samt ihren Kindern nach den ersten Toten in Kiev bei uns verstecken mussten, weil sie Angst haben mussten angegriffen zu werden in ihrem Haus, da ihr Bruder bei der Berkut war.
Ich erinnere mich an die Sorgen, an die schlaflosen Nächte, wenn sich Freunde aus Kiev mal ein paar Stunden nicht meldeten, wie man zwischen Internet-Livestream, Telefon und TV pendelte oder am besten alles gleichzeitig machte.
Ich erinnere mich an einen Satz aus einem Film über den Maidan:
“Man hatte Angst ins Bett zu gehen weil man fürchtete aufzuwachen und alles ist vorbei. Das wäre furchtbar gewesen.”
Dann das Gemetzel in Kiev, das werde ich nie vergessen, vom 18.2. bis zum 20.2.2014 und dann der Sieg .. …der den Ukrainern dann doch nicht gegönnt wurde. Viel davor, dazwischen, danach.
Seitdem habe ich viele Kerzen angezündet, viele Blumensträusse niedergelegt. Zwei Bekannte aus Lviv sind tot, Familienangehörige von Bekannten oder Freunden verletzt und tot. Besonders schlimm war das Begräbnis auf unserem Dorf (Datscha), wo zwei junge Männer, deren Väter ich gut kenne beerdigt wurden. Nationalgardisten, Freiwillige.
Über 8000 Leute aus der Region Lviv sind an der ATO beteiligt, ca. 3000 aus der Stadt immer im Osten. Der Krieg ist allgegenwärtig, egal mit wem und wo man auch immer ist.
Man bekommt so viel unverstellten und unverfälschten Input direkt Betroffener das manche These, die in Deutschland und vor allem auch hier aufgestellt wird über Intentionen, Ursachen, Beteiligte und Verlauf nur Kopfschütteln verursacht.
Ich habe in dem knappen Jahr eine Menge gelernt. Über die Ukrainer. Über ein stolzes Volk. Über Freundschaft, Opferbereitschaft, Willen.
Ich habe sie immer gemocht und geachtet, in dem knappen Jahr haben sie meine Hochachtung erworben.
Sie mögen korrupte Geschäftsleute und Politiker haben in dem Land, vielleicht auch nicht sonderlich fähige Generäle. Eine Menge Schurken und vollkommen amoralische Typen.
Aber sie haben eine große Zahl entschlossener Menschen, die lieber aufrecht sterben als kniend zu leben. Wo sie sind ist Hoffnung.
Sie kämpfen nicht für ihre Politiker, denen sie bestenfalls aus schlechter Erfahrung einen Vertrauensvorschuss gewähren, sie kämpfen für ihr Land und ihre Überzeugung das es anders sein kann und wird als es war.
Es hat mich überrascht. Ich bewundere das.
Und es sollte eine Mahnung und Warnung an die sein die im Forum ( und anderswo ) schon einen Abgesang auf die Ukraine und damit auf ihr Volk und dessen Freiheit halten.
Sie werden nicht aufgeben und sie werden nicht kapitulieren. Auch nicht vor der grössten Armee Europas. Gerade vor der nicht.
Ich habe Familienmanagment in Kriegzeiten lernen müssen. Wie kann man Angehörige versorgen wenn es keine Möglichkeiten von Geld-oder Warentransfers mehr gibt ? Oder lernen müssen, das nicht funktionierende Wasserleitungen weniger das Leben direkt bedrohen als vielmehr die Selbstversorger vor allem dadurch trifft das sie Garten und Tiere nicht mehr versorgen können. Und viele andere Sachen über die ich vorher nie nachgedacht habe.
Es ist ziemlich bedrückend das man mit ein paar Klicks am Computer Geld hin und her bewegen kann oder könnte, aber trotzdem nicht in der Lage ist es dorthin zu bekommen wo es Not lindern kann. Auch nur die Nichtverfügbarkeit von Banken und Postämtern verändert das Leben fundamental.
Am ganz späten Abend auf der Datscha, die “politische Debatte” war lange vorbei, sagte die Tante, die mit ihren beiden erwachsenen Töchtern bei uns ist: ich würde gern zuhause alles verkaufen und hierher zu euch kommen. Aber wer kauft heute schon etwas in Luhansk…?”
( Sie hat eine Menge zu verkaufen, 2 Häuser, eine Wohnung, mehrere Geschäfte ).
Ich war vollkommen überrascht: “Du würdest hierher kommen wollen ?”
- Lviv ist schön, hat sie dann gesagt, bei euch ist es gut und in Luhansk, das wird nichts mehr .
Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr auf dieser Welt unterwegs.
Ich war in sehr vielen ihrer Ecken und Winkel, beruflich und privat, auf allen Kontinenten. Immer ein Reisender.
Ein Freund sagte vor vielen Jahren zu mir: “Man sollte sein Herz nicht an mehr hängen als man in einem Koffer tragen kann.”
Das war immer mein Motto.
Nun hat die Ukraine in dem letzten Jahr mein Herz gefangen.
Die passt nicht in einen Koffer. Die kann ich nicht wegtragen.
Also muss ich wohl bleiben.
Slava Ukraina !
Heroem slava !
(Ich kann auf diese Erlebnisse auch nicht so eingehen wie ich mir das gewünscht hätte, es gelingt mir einfach nicht eine wirkliche Schilderung aus den vielen kleinen Vorkommnissen zu machen.)
Die DDR (und andere Ex-Ostblock-Staaten) werden ja gemeinhin als Unrechtsstaaten bezeichnet. Das waren sie ohne Zweifel. Aber eben nicht überall. Wenn man als DDR-Bürger einen Verkehrsunfall mit Lieschen Müller hatte oder eine Bank überfiel ( auch das kam vor ) genügte die folgende Rechtssprechung durchaus rechtsstaatlichen Prinzipien.
Hatte man einen Verkehrsunfall mit privilegierten Funktionären des Staates oder geriet man gar politisch mit dem Staat aneinander war es mit der Rechtsstaatlichkeit vorbei. Dann konnte der Anwalt so gut sein wie er will, der Richter denken was er will, das Urteil wurde außerhalb des Gerichtssaales festgelegt.
So wie es die, die die Macht hatten für richtig hielten, unabhängig von Recht, Gesetz, Schuld, Unschuld.
Die Macht.
Wer mal länger als nur für einen touristischen Besuch der Sehenswürdigkeiten von Moskau und St.Petersburg unterwegs war weiß das das ein Begriff ist den die Russen für ihren Regierungs-.und Wirtschaftsapparat verwenden. Sie reden sehr häufig nicht von Regierung, Staat, Wirtschaftslobbyisten, sie reden von “der Macht“.
Und sie meinen damit einen Block von Leuten der all das vereint was Macht ist, Regierungsämter, Justiz, Polizei und alle anderen Arten der Strafverfolgungsbehörden, Armee, Wirtschaft, die Werkzeuge zur Bildung (Manipulierung) der öffentlichen Meinung.
Es ist eine vertikale Machtstruktur, von oben nach unten.
Oder, um es mit den Worten zu sagen die ich mal aus dem Mund eines Stasi-Mitarbeiters hören musste: was Recht und Unrecht ist in diesem Land bestimmen ganz allein wir.
Die da oben eben. Die Macht.
Die damals und heute unterscheiden sich nicht groß. Wie sollten sie auch, es sind ja entweder noch dieselben oder kommen aus dem selben Stall. Sie haben in vielen Staaten Ost- und Südosteuropas die Macht behalten oder wieder an sich gerissen. In Russland, in Weßrussland, der Ukraine, auch in Bulgarien.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen damals und heute. Die Diktatoren haben sich von der kommunistischen Ideologie befreit und die Macht an sich zum Sinn und Zweck erklärt. Und sie haben es zugelassen das Individuen Reichtum ohne jede gesellschaftliche Verpflichtung anhäufen dürfen. So lange sie der Macht bei ihrem Raubzug an Ressourcen jeder Art, bei ihrer Selbstbereicherung nicht in die Quere kommen…..
Entstanden ist aus dieser Pervertierung von Recht und schlussendlich Moral eine Gesellschaft in der ein junger Umweltschützer für Jahre in ein Straflager verbannt wird weil er den Zaun eines Provinzfürsten anmalte und sich andererseits die Täter des Angriffs auf die Ausstellung “Achtung, Religion” vor Gericht plötzlich als Opfer darstellen durften und auch so behandelt wurden.
Und das erstaunliche ist das die breite Öffentlichkeit sich an diesem offenkundigen, massiven, immer wieder zu Tage tretenden Unrecht, an dieser Instrumentalisierung und Beugung des Rechts (oder dessen Bruch) durch die Macht nicht stört.
Letzteres unterscheidet grosse Teile der Ukraine wohl von Russland und wie ich nach meinen Erfahrungen denke wohl auch die östlichen Zipfel der Ukraine vom Rest des Landes.
Das liegt wohl an Erfahrungen die man gemacht hat oder an jenen die man nicht gemacht hat.
Ich habe zuhause eine wirklich grosse Küche mit einem wirklich grossen Küchentisch. Ich bin zuhause ein “Küchenmensch”. Die Töpfe sind nah, der Kühlschrank, es ist Platz für Notebook und alles was ich sonst so daheim benötige. Die Küche ist der einzige Raum in dem ich rauchen darf. Also habe ich ganz zu Anfang einen TV an die Wand geschraubt und erklärt das das Wohnzimmer eigentlich überflüssig ist.
Unsere Vögel sehen das sicher anders…..
Am ersten Tag daheim schlafe ich immer lange. Nach dem aufstehen ins Bad, dann Küche. Auch beim letzten mal. Anders als sonst waren die Plätze um den grossen Tisch ziemlich belegt. Tanten, Cousinen, alles Frauen. 7 + die eine, die immer da ist.
Naja, ich wie immer zu meinem Platz, Fernbedienung, Nachrichtenkanal. Meine Frau, ein Griff, Fernbedienung, TV aus. Ich bin kurz in mich gegangen, Fernbedienung, Nachrichten wieder an.
Thema, klar, Ostukraine, Krieg.
Binnen 10 Minuten war der Tisch leer.
Nun hatte ich natürlich recht schnell verstanden warum die Gattin den TV ausgeschaltet hat und worauf das hinausläuft. Ich war aber nicht bereit das zu akzeptieren.
Abends sind wir, begleitet von einem guten Freund aus Lviv (ich brauchte ein 2. Transportmittel) auf unsere Datscha in die Nähe von Brody gefahren. Ich wollte bei Schaschlik und Wodka herausbekommen wie die Familie wirklich so tickt. Den Begleiter hatte ich ganz bewusst gewählt, er ist einfach ein interessanter Typ. Vater Russe, Mutter Deutsche. Der Vater war Mitglied der sowjetischen Armee, hoch spezialisiert und hoch dekoriert, arbeitete nach der politischen Wende als Ausbilder bei der GSG9, wohnt heute noch in Deutschland. Unser Freund ist ein IT-Autodidakt, hat das dann auch studiert, war in dem Bereich bei einer Spezialeinheit der ukrainischen Polizei tätig und hat dann einige Jahre in den USA bei AT&T gearbeitet. Er hat in Lviv eine Firma im Bereich Computer, Softwareentwicklung und Sicherheitstechnik,ist ein wirkliches Computergenie, war auf dem Maidan und ist jetzt als Freiwilliger im Osten des Landes. Und hatte glücklicherweise gerade “Rotation”, sprich Fronturlaub.
Egal wie, wir haben gegessen, getrunken, uns erzählen lassen wie es diesem und jenem geht, dem Onkel, der Oma.
Irgendwann habe ich gefragt, wie konnte das passieren, wieso Luhansk ? Und mein Ton oder was auch immer hat wohl verraten das die eigentliche Frage war: wieso habt ihr, ihr Luhansker, das zugelassen ?
- Das wollten wir nicht !
Wieso hat keiner was dagegen gemacht ? In Charkiv ging es doch auch !
- ah,Charkiv. Das war genau so wie bei uns, noch schlimmer. Erst als die da den Kernes angeschossen hatten wurde es anders. Und dann sind die alle zu uns gekommen.
( Diese Antwort, weil sie mich bis heute beschäftigt, habe ich sicher fast wörtlich wiedergegeben. Ich verstehe die Aussage bis jetzt nicht richtig, aber ich habe eine Ahnung. Leider habe ich nicht nachgehakt)
Wie lief denn das Referendum? Haben viele Leute teilgenommen ?
- Ich kenne nur ganz wenige. Das war alles falsch. Wahlzettel mit Kopierer gemacht, keine Wählerlisten. Jeder konnte abstimmen so oft er wollte.
- bei mir im Haus hat ein Opa für seine ganze Familie, die im Urlaub war abgestimmt. Dann ist er mit neuen Wahlzetteln nach Hause gegangen, hat sie wieder ausgefüllt und im wieder im selben Lokal abgegeben.
- alte Leute waren viele dort, naja und die Separatisten
Wollt ihr denn die “Volksrepublik”?
- Das ist alles Unsinn.
Naja, viele Fragen, viele Antworten. Ich hab es verkürzt und sinngemäß geschildert.
Irgendwann sagt eine
- der Maidan ist schuld !
Wieso ?
- hättet ihr nicht warten können ?
Auf was ?
- ….im Januar wären Wahlen gewesen.
Ihr denkt, Janek wäre gegangen ? Nach Wahlen ?
- Schulterzucken…..
Aufgefallen ist mir in der Unterhaltung, ich, meine Frau, mein Freund, die Tanten und Cousinen, wir sagten alle “IHR”. Wir standen irgendwie auf verschiedenen Seiten. Wir machten die jeweils andere Seite bewusst oder unbewusst mitverantwortlich für den Krieg, die gesamte Situation.
Sie uns für das was wir denken und tun, wir sie für das was sie denken und tun oder eben nicht tun oder getan haben.
Du näherst dich dann einem Punkt der nicht mehr rational ist.
Wollt ihr denn das die Region Ukraine bleibt ?
- ….: Ja
- aber nur, wenn Poroshenko weg ist
Was ?
- er hat den Krieg gemacht
mein Freund: wir wollten keinen Krieg. Und ich kämpfe nicht für Poroshenko.
- wenn Poroshenko nicht geht bleibt eben die LNR !
mein Freund: wenn die Russen nicht gehen kämpfen wir. Mit oder ohne Poroshenko, das ist doch egal !
Die Cousine ist alles andere als dumm, hat gerade ihr Studium abgeschlossen. Ich hatte bei ihr eigentlich mehr Kenntnisse der Demokratie erwartet. Ich hake nach:
Der Poroshenko ist aber von den Ukrainern gewählt wurden ?
- Von uns nicht !
Naja, das ist aber euer Versäumnis und hätte am Ergebnis nichts geändert ?
- Das ist egal !
Naja,ok, bald sind Parlamentswahlen, da könnt ihr doch wählen wen ihr wollt?
- lachen
- wen denn ?
Na zum Beispiel euere LNR-Typen ?
- Alle lachen, eine sagt: wenn wir wieder wählen können in der Ukraine sind die alle schon lange in Russland. Ich würde sowieso keinen von denen wählen. Die sind nicht von uns.
Naja, aber ihr müsst doch irgend etwas wollen, einen Plan haben ? Wie soll es weitergehen ?
- Schulterzucken… ach, könnte es doch alles wieder sein wie früher… der Maidan ist schuld….
Naja, immerhin haben sie nicht gesagt es sei alles die Schuld der Faschisten. Vielleicht aus Höflichkeit, vielleicht weil man so etwas nach 2 Monaten Lviv nicht mehr wirklich denkt. Keine Ahnung.
Meinen Freund regt es trotzdem leicht auf.
Er sagt in etwa: wieso ist es meine Schuld das euere Kerle nicht in der Lage sind Probleme wie normale Menschen zu lösen. Wir haben geredet, euere haben geprügelt und geschossen.
- nein, ihr habt die Leute von der Berkut umgebracht.
Das wird nun alles nicht wortwörtlich und genau so und in dieser Reihenfolge gesagt wurden sein. Die Fragen sind nicht genau so und nicht so unverblümt gestellt wurden, es gab andere Gespräche zwischendurch.
Wenn ihr eine Linie sucht, gut, ich suche sie auch, immer noch.
Ich glaube, es gibt keine. Die Leute wissen nicht, was sie wollen.
Deshalb sind sie mit dem zufrieden was sie haben und vor allem sind sie damit zufrieden, weil sie Veränderung mehr als alles andere fürchten.
Sie glauben, das es für sie keinen Unterschied macht wer in Kiew regiert. Sie verbinden keine positiven Erwartungen mit der EU-Annäherung, im Gegenteil.
Sie glauben nicht das persönliches Engagment Einfluss auf das haben kann was passiert.
Sie glauben, das es die “Macht” für sie richten wird, vielleicht wollen sie es auch nur glauben.
Ich weiss spätestens seit der DDR 1989 das das falsch ist.
Die, die das auch wissen verlassen den Donbass, wie uns obiger Artikel zeigt. Und das nicht erst seit Beginn des Krieges. Ich glaube das Bildung zumindest teilweise und/oder eine gewisse Zeit vor Propaganda schützt. Und vor allem eigenes Erleben. Vielleicht findet man hier den Grund dafür warum sich keine Studenten, keine Künstler, Wissenschaftler zu den Zielen der Separatisten bekannt haben. Im Unterschied zur Maidan-Bewegung.
Vielleicht ist das das positivste Ergebnis der Unterbringung der Flüchtlinge bei mir für mich persönlich. Das etliche von ihnen das erste Mal in ihrem Leben im Westen des Landes waren und sehen konnten das die Leute hier auch hart arbeiten und nicht nur die Axt wetzen und Russen fressen wollen. Vielleicht sehen sie künftig manches anders, aber werden sie den Mut haben daheim den Hetzern zu widersprechen ?
Luhansk ist ihre Heimatstadt und sie möchten größtenteils dahin zurück und das so schnell wie möglich. Sie sind Ukrainer, möchten in der Ukraine bleiben, aber glauben das das nicht in ihren Händen liegt.
Sie wollen ein Ende des Krieges, egal zu welchem Preis.
Letzteres kann ich sogar ein bisschen verstehen.
Eine der Tanten, ich nenn sie der Einfachheit halber alle Tanten, Onkel und Cousinen, Cousins, ist tot, eine andere schwer verletzt. Die grosse Schwester meiner Frau, die in Luhansk geblieben ist hat ein Bein verloren.
Letzteres haben wir ausgerechnet an dem Tag erfahren als ich wieder nach Hause kam. Ich hatte das “Vergnügen” diese Geschichte ihrem 12-jährigem Sohn zu erklären, der bei uns ist.
Wir nähern uns mit großen Schritten dem Tag an dem sich der Beginn des Maidan zum ersten Mal jährt. Er war und ist richtig, gerechtfertigt und gerecht, davon bin ich nach wie vor überzeugt. Diese neue Ukraine hat eine Zukunft.
Was das Aufstehen der Ukrainer mit sich bringen würde hat wohl in dieser Art kaum jemand erwartet.
Die Ereignisse, die persönlichen Erlebnisse geschehen so schnell das es schwer ist sich an das ganze Jahr richtig zu erinnern.
An die Euphorie am Anfang, das Entsetzen nach dem Angriff auf die Studenten in Kiev, an die gewaltige Mobilisierung, das sammeln von Geld, Essen, Decken usw., an die Tage als wir eine Arbeitskollegin meiner Frau samt ihren Kindern nach den ersten Toten in Kiev bei uns verstecken mussten, weil sie Angst haben mussten angegriffen zu werden in ihrem Haus, da ihr Bruder bei der Berkut war.
Ich erinnere mich an die Sorgen, an die schlaflosen Nächte, wenn sich Freunde aus Kiev mal ein paar Stunden nicht meldeten, wie man zwischen Internet-Livestream, Telefon und TV pendelte oder am besten alles gleichzeitig machte.
Ich erinnere mich an einen Satz aus einem Film über den Maidan:
“Man hatte Angst ins Bett zu gehen weil man fürchtete aufzuwachen und alles ist vorbei. Das wäre furchtbar gewesen.”
Dann das Gemetzel in Kiev, das werde ich nie vergessen, vom 18.2. bis zum 20.2.2014 und dann der Sieg .. …der den Ukrainern dann doch nicht gegönnt wurde. Viel davor, dazwischen, danach.
Seitdem habe ich viele Kerzen angezündet, viele Blumensträusse niedergelegt. Zwei Bekannte aus Lviv sind tot, Familienangehörige von Bekannten oder Freunden verletzt und tot. Besonders schlimm war das Begräbnis auf unserem Dorf (Datscha), wo zwei junge Männer, deren Väter ich gut kenne beerdigt wurden. Nationalgardisten, Freiwillige.
Über 8000 Leute aus der Region Lviv sind an der ATO beteiligt, ca. 3000 aus der Stadt immer im Osten. Der Krieg ist allgegenwärtig, egal mit wem und wo man auch immer ist.
Man bekommt so viel unverstellten und unverfälschten Input direkt Betroffener das manche These, die in Deutschland und vor allem auch hier aufgestellt wird über Intentionen, Ursachen, Beteiligte und Verlauf nur Kopfschütteln verursacht.
Ich habe in dem knappen Jahr eine Menge gelernt. Über die Ukrainer. Über ein stolzes Volk. Über Freundschaft, Opferbereitschaft, Willen.
Ich habe sie immer gemocht und geachtet, in dem knappen Jahr haben sie meine Hochachtung erworben.
Sie mögen korrupte Geschäftsleute und Politiker haben in dem Land, vielleicht auch nicht sonderlich fähige Generäle. Eine Menge Schurken und vollkommen amoralische Typen.
Aber sie haben eine große Zahl entschlossener Menschen, die lieber aufrecht sterben als kniend zu leben. Wo sie sind ist Hoffnung.
Sie kämpfen nicht für ihre Politiker, denen sie bestenfalls aus schlechter Erfahrung einen Vertrauensvorschuss gewähren, sie kämpfen für ihr Land und ihre Überzeugung das es anders sein kann und wird als es war.
Es hat mich überrascht. Ich bewundere das.
Und es sollte eine Mahnung und Warnung an die sein die im Forum ( und anderswo ) schon einen Abgesang auf die Ukraine und damit auf ihr Volk und dessen Freiheit halten.
Sie werden nicht aufgeben und sie werden nicht kapitulieren. Auch nicht vor der grössten Armee Europas. Gerade vor der nicht.
Ich habe Familienmanagment in Kriegzeiten lernen müssen. Wie kann man Angehörige versorgen wenn es keine Möglichkeiten von Geld-oder Warentransfers mehr gibt ? Oder lernen müssen, das nicht funktionierende Wasserleitungen weniger das Leben direkt bedrohen als vielmehr die Selbstversorger vor allem dadurch trifft das sie Garten und Tiere nicht mehr versorgen können. Und viele andere Sachen über die ich vorher nie nachgedacht habe.
Es ist ziemlich bedrückend das man mit ein paar Klicks am Computer Geld hin und her bewegen kann oder könnte, aber trotzdem nicht in der Lage ist es dorthin zu bekommen wo es Not lindern kann. Auch nur die Nichtverfügbarkeit von Banken und Postämtern verändert das Leben fundamental.
Am ganz späten Abend auf der Datscha, die “politische Debatte” war lange vorbei, sagte die Tante, die mit ihren beiden erwachsenen Töchtern bei uns ist: ich würde gern zuhause alles verkaufen und hierher zu euch kommen. Aber wer kauft heute schon etwas in Luhansk…?”
( Sie hat eine Menge zu verkaufen, 2 Häuser, eine Wohnung, mehrere Geschäfte ).
Ich war vollkommen überrascht: “Du würdest hierher kommen wollen ?”
- Lviv ist schön, hat sie dann gesagt, bei euch ist es gut und in Luhansk, das wird nichts mehr .
Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr auf dieser Welt unterwegs.
Ich war in sehr vielen ihrer Ecken und Winkel, beruflich und privat, auf allen Kontinenten. Immer ein Reisender.
Ein Freund sagte vor vielen Jahren zu mir: “Man sollte sein Herz nicht an mehr hängen als man in einem Koffer tragen kann.”
Das war immer mein Motto.
Nun hat die Ukraine in dem letzten Jahr mein Herz gefangen.
Die passt nicht in einen Koffer. Die kann ich nicht wegtragen.
Also muss ich wohl bleiben.
Slava Ukraina !
Heroem slava !
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- Sonnenblume
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Tausend Dank toto!!! Ich bewundere dich für all das, was du auf dich nimmst und leide mit dir, wenn ich an die Toten und Verletzten denke, die für eine bessere Ukraine gestorben sind und noch sterben. Es wird nicht umsonst gewesen sein, egal wie lange es noch dauert, bis die Ukrainer ihr Ziel erreicht haben.
Slawa Ukraini und JA, Herojem Slawa!
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- telzer
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
toto meine Gedanken sind auch bei Euch , und auch immer auf der Krim bei meiner Familie
Wenn erst alle glauben, dass Vereinbarungen und Absprachen nur dazu da sind um später bei der ersten Gelegenheit wieder gebrochen zu werden, wäre das gleichbedeutend mit dem Anfang vom Ende. (unbekannter Autor)
Jetzt ist diese Zeit ! слава Україні
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
@ toto66: Ich danke dir ebenfalls und möchte dir versichern,daß du mit diesem Bericht meinen Respekt mehr als verdient hast!
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
toto - eine Idee habe ich schon. Der einzige Präsident aus dem Westen war Leonid Kravchuk. Und der war KPdSU-Mitglied und Parlamentspräsident der Ukrainischen SSR. Es ist eine Art Gewohnheitsrecht des Donbass gewesen, daß der Regierende "einer der Ihren" sein mußte. Mag sein, daß da auch noch die seit 70 Jahren geschürten Ängste hinzukommen. Aber ich denke, auf den Gedanken bist Du auch schon gekommen.
Meine Freundin hat dereinst in Moskau und nicht in Lviv ihr Studium gemacht, weil in Lviv nur "Faschisten" wohnen. Heutzutage wird ihr Schritt schon schneller, wenn sie ein Geschäft mit Lviv Handmade Chocolate sieht. Weil Lviv draufsteht, ist es noch viel leckerer... Aber diese Ängste stecken in vielen Menschen im Osten noch tief. Es scheint lange zu dauern, bis diese irrationalen Ängste langsam vergehen (naja - bei vielen Deutschen werden diese irrationalen Ängste gerade weiter gepflegt...).
Aber es gab viele wichtigere Stellen. Diese hier zum Beispiel:
Ach was. Ich habe Deinen Bericht mit Genuß gelesen.
Meine Freundin hat dereinst in Moskau und nicht in Lviv ihr Studium gemacht, weil in Lviv nur "Faschisten" wohnen. Heutzutage wird ihr Schritt schon schneller, wenn sie ein Geschäft mit Lviv Handmade Chocolate sieht. Weil Lviv draufsteht, ist es noch viel leckerer... Aber diese Ängste stecken in vielen Menschen im Osten noch tief. Es scheint lange zu dauern, bis diese irrationalen Ängste langsam vergehen (naja - bei vielen Deutschen werden diese irrationalen Ängste gerade weiter gepflegt...).
Aber es gab viele wichtigere Stellen. Diese hier zum Beispiel:
Das war auch mein Eindruck, der sich bei meinem Besuch in Kyiv im August verfestigt hat. Ich hoffe, sie werden diesen Kampf ohne allzu große Verluste gewinnen können.toto66 hat geschrieben:Sie kämpfen nicht für ihre Politiker, denen sie bestenfalls aus schlechter Erfahrung einen Vertrauensvorschuss gewähren, sie kämpfen für ihr Land und ihre Überzeugung das es anders sein kann und wird als es war.
Es hat mich überrascht. Ich bewundere das.
Und es sollte eine Mahnung und Warnung an die sein die im Forum ( und anderswo ) schon einen Abgesang auf die Ukraine und damit auf ihr Volk und dessen Freiheit halten.
Sie werden nicht aufgeben und sie werden nicht kapitulieren. Auch nicht vor der grössten Armee Europas. Gerade vor der nicht.
Ach was. Ich habe Deinen Bericht mit Genuß gelesen.
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- toto66
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
naja, ich glaube das in der Ukraine wie auch in Russland oder andren Nachfolgestaaten der UdSSR Politik und die neureiche Wirtschaft auf eine ziemlich einzigartige Weise verwoben sind. Parteien sind eigentlich nur der politische Arm von einzelnen Oligarchen oder Oligarchengruppen, bar jeder Ideologie. Es geht nur darum Macht und Reichtum nutzbringend zu verbinden. Das gibt es auch anderswo, aber nicht in dieser Offensichtlichkeit.
Da es im Westen der UA keine grossen Oligarchen gibt fiel mit dem Geld die politische Macht halt in den Osten.
Unbegreiflich ist für mich nur wie die Menschen im Osten sich mit den Gangstern verbunden fühlen. Bezgl. Janukowitsch sagte man vor den Wahlen dort an jeder ecke: Er ist ein Bandit, aber er ist unser Bandit
Und sie sind offenkundig immer noch nicht aufgewacht.
Da es im Westen der UA keine grossen Oligarchen gibt fiel mit dem Geld die politische Macht halt in den Osten.
Unbegreiflich ist für mich nur wie die Menschen im Osten sich mit den Gangstern verbunden fühlen. Bezgl. Janukowitsch sagte man vor den Wahlen dort an jeder ecke: Er ist ein Bandit, aber er ist unser Bandit
Und sie sind offenkundig immer noch nicht aufgewacht.
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Lieber toto,
mir kommen die Tränen beim Lesen deines Berichts, danke dafür! Auch ich habe die Situation 1989 in der DDR noch bildlich vor Augen, wir haben viele Verwandte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Über den Jahreswechsel habe ich in der UA mit unseren Verwandten über den Maidan diskutiert und gesagt mit den paar Leuten bekommt ihr ein korruptes machtbesessenes Regime nicht weg, in der DDR haben sie es so und so gemacht (YouTube gab es ja damals nicht). Sie haben es trotzdem geschafft!
Unsere Verwandten in der Ukraine haben mir zu Beginn der Einmischung Russlands gesagt: "Wir essen lieber Dreck und trinken altes Wasser, zurück geht aber nicht mehr". Ich hoffe sie behalten Recht. Direkt betroffen durch Angehörige im Westen sind wir nicht.
Zur vertikalen Macht. Als meine Frau vor 14 Jahren das erste Mal nach D kam war eines der tollsten Erlebnisse wie entspannt und locker hier in D mit offiziellen (Polizei, Staatsbedienstete jeder Gattung) umgegangen wird. Für mich im Gegenzug bei der Beschaffung der Heiratsdokumente in UA wie dort gedienert, geschmiert wurde. Eine sehr lehrreiche Zeit für uns beide. Unsere Besucher aus der UA fragten uns damals regelmäßig wie sie sich bei Kontrollen von der Polizei verhalten müssen, meine Antwort: "Kontrolle Polizei, kann mich nicht erinnern wann ich eine hatte".
Eine Anmerkung/ Idee zum Donbass: Im August diesen Jahres in der Ukraine kam ich ins Gespräch mit einem Lehrer für Geschichte, ich fragte nach dem BIP der Region Donbass, stimmt es wirklich das dort das Geld verdient wird, ohne Donbass ist UA nichts? usw. Antwort: der Donbass ist seit Jahren eine absteigende, total depressive Region. Das machte mich nachdenklich, Donbass, Bergbau, Schwerindustrie, das hatten wir auch mal, im Ruhrgebiet. Dort wurde das Geld verdient, das zuhause der Thyssens und Krupps (Oligarchen?), die haben die BRD wieder nach vorn gebracht. Und heute?
Meine Frau liebt ihr Land, die Kultur und Menschen über alles, ich habe das Land und die Menschen lieben gelernt. Wir sind mehrfach im Jahr zu Besuch dort, haben Haus und Hof in UA. Wenn ich meine Frau frage ob sie sich noch vorstellen kann in UA zu leben: "NEIN". Und das ist begründet in der Unwegsamkeit durch die vertikale Macht, etwas was wir hier so nicht mehr erfahren.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen das ich ein "JA" höre wenn ich sie in einigen Jahren wieder frage, ja weil die Macht in dem Umfang wie heute nicht mehr existiert und die Menschen ihr Leben freier gestalten können, sich unsere Kinder ähnlich frei entfalten können wie sie es hier in D können.
Gruß
Stefanowitsch
mir kommen die Tränen beim Lesen deines Berichts, danke dafür! Auch ich habe die Situation 1989 in der DDR noch bildlich vor Augen, wir haben viele Verwandte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Über den Jahreswechsel habe ich in der UA mit unseren Verwandten über den Maidan diskutiert und gesagt mit den paar Leuten bekommt ihr ein korruptes machtbesessenes Regime nicht weg, in der DDR haben sie es so und so gemacht (YouTube gab es ja damals nicht). Sie haben es trotzdem geschafft!
Unsere Verwandten in der Ukraine haben mir zu Beginn der Einmischung Russlands gesagt: "Wir essen lieber Dreck und trinken altes Wasser, zurück geht aber nicht mehr". Ich hoffe sie behalten Recht. Direkt betroffen durch Angehörige im Westen sind wir nicht.
Zur vertikalen Macht. Als meine Frau vor 14 Jahren das erste Mal nach D kam war eines der tollsten Erlebnisse wie entspannt und locker hier in D mit offiziellen (Polizei, Staatsbedienstete jeder Gattung) umgegangen wird. Für mich im Gegenzug bei der Beschaffung der Heiratsdokumente in UA wie dort gedienert, geschmiert wurde. Eine sehr lehrreiche Zeit für uns beide. Unsere Besucher aus der UA fragten uns damals regelmäßig wie sie sich bei Kontrollen von der Polizei verhalten müssen, meine Antwort: "Kontrolle Polizei, kann mich nicht erinnern wann ich eine hatte".
Eine Anmerkung/ Idee zum Donbass: Im August diesen Jahres in der Ukraine kam ich ins Gespräch mit einem Lehrer für Geschichte, ich fragte nach dem BIP der Region Donbass, stimmt es wirklich das dort das Geld verdient wird, ohne Donbass ist UA nichts? usw. Antwort: der Donbass ist seit Jahren eine absteigende, total depressive Region. Das machte mich nachdenklich, Donbass, Bergbau, Schwerindustrie, das hatten wir auch mal, im Ruhrgebiet. Dort wurde das Geld verdient, das zuhause der Thyssens und Krupps (Oligarchen?), die haben die BRD wieder nach vorn gebracht. Und heute?
Meine Frau liebt ihr Land, die Kultur und Menschen über alles, ich habe das Land und die Menschen lieben gelernt. Wir sind mehrfach im Jahr zu Besuch dort, haben Haus und Hof in UA. Wenn ich meine Frau frage ob sie sich noch vorstellen kann in UA zu leben: "NEIN". Und das ist begründet in der Unwegsamkeit durch die vertikale Macht, etwas was wir hier so nicht mehr erfahren.
Ich wünsche mir von ganzem Herzen das ich ein "JA" höre wenn ich sie in einigen Jahren wieder frage, ja weil die Macht in dem Umfang wie heute nicht mehr existiert und die Menschen ihr Leben freier gestalten können, sich unsere Kinder ähnlich frei entfalten können wie sie es hier in D können.
Gruß
Stefanowitsch
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Zum Thema Ukrainer und deutsche Polizei fällt mir noch einer ein:
Mein Schwager arbeitet bei Moto Svietch in Zapo. Er musste zu einem Treffen nach Italien, und wollte die Gelegenheit nutzen, Europa ein wenig kennen zu lernen, und ist mit dem Auto hingefahren. Auf dem Rpckweg war er etwas unachtsam, und ist von der hieisgen Polizei geblitzt und angehalten worden. Kein Problem sagte er sich, und versuchte dann die Polizisten zu bestechen. Diese waren jedoch sehr unangenehm überrascht, lehnten das Geld ab und nahmen ihn beinahe fest. Er durfte das Bußgeld direkt bezahlen, bekam sogar eine Quittung und ist ziemlich verstört weitergefahren.
P. S.: Meine Frau hatte anfangs mit den hiesigen Beamten ebenfalls so ihre Probleme. Ich machte ihr stets klar, dass die nur dazu da sind, um zu helfen. Sie nehmen daher keine Geschenke an, und versuchen auch nicht, dich zu schikanieren. Sie hat sich mittlerweile an den hiesigen Service gewöhnt, und kann sich daher masslos über die ukrainischen Kleptomanen in den Amtsstuben aufregen, welche einem nach wie vor alle möglichen Knüppel zwischen die Beine werfen, und denen der Begriff "Service" absolut nicht geläufig ist. Erst letztens kamen wir wieder in den Genuss der ukrainschen Staatsbeamten. Das mit dem schikanieren durfte ich anfangs unter anderem im unkrainischen Konsulat miterleben. Mittlerweile arbeitet dort ausgesprochen kooperatives Personal, ein Vorbild für die gesamte Ukraine
Mein Schwager arbeitet bei Moto Svietch in Zapo. Er musste zu einem Treffen nach Italien, und wollte die Gelegenheit nutzen, Europa ein wenig kennen zu lernen, und ist mit dem Auto hingefahren. Auf dem Rpckweg war er etwas unachtsam, und ist von der hieisgen Polizei geblitzt und angehalten worden. Kein Problem sagte er sich, und versuchte dann die Polizisten zu bestechen. Diese waren jedoch sehr unangenehm überrascht, lehnten das Geld ab und nahmen ihn beinahe fest. Er durfte das Bußgeld direkt bezahlen, bekam sogar eine Quittung und ist ziemlich verstört weitergefahren.
P. S.: Meine Frau hatte anfangs mit den hiesigen Beamten ebenfalls so ihre Probleme. Ich machte ihr stets klar, dass die nur dazu da sind, um zu helfen. Sie nehmen daher keine Geschenke an, und versuchen auch nicht, dich zu schikanieren. Sie hat sich mittlerweile an den hiesigen Service gewöhnt, und kann sich daher masslos über die ukrainischen Kleptomanen in den Amtsstuben aufregen, welche einem nach wie vor alle möglichen Knüppel zwischen die Beine werfen, und denen der Begriff "Service" absolut nicht geläufig ist. Erst letztens kamen wir wieder in den Genuss der ukrainschen Staatsbeamten. Das mit dem schikanieren durfte ich anfangs unter anderem im unkrainischen Konsulat miterleben. Mittlerweile arbeitet dort ausgesprochen kooperatives Personal, ein Vorbild für die gesamte Ukraine
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- lev
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Auch von mir herzlichen Dank für deinen Beitrag. Er zeigt, dass Erlebtes nicht zuvergleichen ist mit Meinungen und Betrachtungen der verschiedensten Medien.
Habe erst heute deinen Beitag gelesen, da ich den ganzen September in Lviv war und ich dort kein Internet habe.
Habe erst heute deinen Beitag gelesen, da ich den ganzen September in Lviv war und ich dort kein Internet habe.
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- toto66
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Ich bin gerade wieder zuhause und erlebe tagtäglich wieder sonderbare, bemerkenswerte, nachdenklich stimmende oder lustige Sachen. Ich werde sie, wenn es die Zeit erlaubt Ende der Woche zusammenfassen.
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Re: In den Donbass kehre ich nicht mehr zurück - UN
Ich danke Dir hier mal für den Bericht über die Geburtstagsfeier sowie die kurze Einschätzung über den Bürgermeister von Lviv.
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