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toto66
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Schicksalsschwere Stunden ....

Beitrag von toto66 »

Schicksalsschwere Stunden vor dem Minsk-Gipfel mit den Augen eines französischen Journalisten.

Dies ist eine Übersetzung des Artikels vom berühmten französischen Politikjournalisten, Philosophen und Schriftsteller – Bernard-Henri Lévy. Am 9. Februar 2014 ist er auf der Euromaidan-Bühne mit einer Rede aufgetreten, die am 10. Februar in der Zeitung «Le Monde» unter dem Titel “Wir sind alle Ukrainer” veröffentlicht wurde. Am 18. Februar 2014 hat er europäische Athleten dazu aufgerufen, ihre Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Sotschi aus Protest gegen die Gewalt in Kiew abzubrechen.

Bernard-Henri Lévy war während der schicksalsschweren Stunden vor dem Minsk-Gipfel an Petro Poroschenkos Seite.

Unser Treffen am Vorabend des Minsk-Gipfels wurde im Präsidentenpalast in Kiew für den Abend angesetzt. Aber sobald wir mit Gilles Herzog in Boryspil landeten, rief mich Valery Chaly an, ein Berater des Präsidenten, der bereits in Minsk war. “Bleiben Sie, wo Sie sind, fahren Sie auf keinen Fall in die Stadt. Ich kann nichts am Telefon sagen. Aber gleich kommt der Protokolldienst auf Sie zu und wird Ihnen alles erklären”.

Wir warten in einer verlassenen Flughafenhalle, wo Duty-Free miesen Kaffee und die in der ganzen Ukraine berühmte Schokolade der Marke “Roshen” anbietet, mit der Poroschenko sein Vermögen gemacht hat. Zwei Stunden später tauchen schwarz gekleidete Menschen auf, mit Kopfhörern und einem langen, flachen Koffer in der Hand. Nach mehreren Jahrzehnten in den Hot-Spots der Erde, habe ich gelernt, dass es ein sicheres Zeichen der Annäherung des Bosses ist. Alles kommt schnell in Bewegung: Hektik unter den Männern in Schwarz, schneller Rückzug wieder zum Flugplatz, wo auf uns ein Flugzeug mit zwei laufenden Turbinen wartet. Wir steigen ans Bord und gelangen in den hinteren Teil des Fliegers. Dann bittet uns der Sicherheitsbeauftragte, ihm die Handys auszuhändigen und führt uns in die vordere Kabine, wo wir von Poroschenko empfangen werden. Er ist nicht wieder zu erkennen: ein Hemd mit Tarnmuster, Camouflagehose, Kampfstiefel. Ungewöhnliche, besorgniserregende Blässe: ich habe ihn noch nie so gesehen. “Entschuldigen Sie diese Geheimmaßnahmen. Aber niemand außer ihm (er nickt auf den General Muschenko, den ukrainischen Armeebefehlshaber) weiß, wohin wir fliegen. Aus Sicherheitsgründen. Aber Sie werden sehen. Das ist schrecklich. Ich möchte, dass Sie Zeuge werden”.
Der Flug in Richtung Süd-Osten dauert eine Stunde. Wir fliegen nach Kramatorsk, wo eine Stunde zuvor, erzählt Poroschenko, einer blinden Bombardierung dutzende Zivilisten zu Opfer fielen. So fängt das Gespräch an:

-Morgen zur gleichen Zeit werden Sie von Angesicht zu Angesicht mit Putin stehen. Was werden Sie ihm sagen?

-Ich werde in nichts nachgeben. Weder die territoriale Integrität der Ukraine, noch das Recht, den europäischen Weg zu gehen, stehen zur Debatte.

-Und wenn er stur bleibt? Und wenn er sich an die Idee der Föderalisierung der Zone klammert, die sich in den Händen der Separatisten befindet?

-Dann werde ich die Verhandlungen abbrechen und die Frage zur öffentlichen Diskussion in der UNO stellen. Wir sind kein Äthiopien im Jahre 1935. Und auch keine Tschechoslowakei im Jahr 1938. Wir sind keine der kleinen Nationen, welche die Großmächte damals in Jalta geopfert haben. Ich bin auch nicht Ihr Freund Izetbegovic, der in Dayton der Zerstückelung Bosniens zugestimmt hat…

Ich sage ihm, dass Frankreich unter der Leitung von François Hollande solidarisch mit ihm ist, und dass es ein signifikanter Unterschied ist. Er weiß es. Ich erinnere ihn daran, dass Deutschland der Ukraine sehr viel schuldet (sieben Millionen Getötete während des Zweiten Weltkrieges!) und Bundeskanzlerin Merkel diese Schuld nicht ausklammern kann. Er schüttelt den Kopf, als wolle er sagen, dass er es auch weiss, aber nicht ganz sicher ist, dass es funktionieren wird. Auf jeden Fall ist er davon überzeugt, dass sein Land bereits einen zu grossen Preis für die Unabhängigkeit und Freiheit gezahlt hat, um den Diktat von jemandem zu akzeptieren.

-Ich hoffe, dass wir morgen ein Friedensabkommen unterzeichnen werden, aber der Krieg erschreckt uns nicht. Wie der General Charles de Gaulle einst sagte, haben die größten Völker in schweren Zeiten keine besseren Freunde, als sich selbst.
Dann erzählt Poroschenko bis zur Ankunft über eine feierliche Erklärung, mit der er bei der Eröffnung des Gipfels auftreten wird. Denn dort wird über die Zukunft seines Landes mehr denn je entschieden. Nach 10.00 Uhr abends landen wir in Charkiw. An der Landetreppe erwarten uns etwa dreißig gepanzerte Fahrzeuge.

Ich habe einen niedergeschlagenen Mann gesehen, der unermüdlich wiederholte: “Hier werden nur Zivilisten getötet. Das ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit”.

Unser Konvoi fährt durch das menschenleere Flachland nach Kramatorsk, wo wir nach drei Stunden Fahrt über eine ziemlich gute Straße, die sich in ihren letzten 50 Kilometern in ein durch Militärtechnik zerrüttetes und eingefrorenes Brei verwandelte, ankommen. Kein Licht. Keine Menschenseele. Plötzlich sehen wir eine Gruppe von Unglücklichen, die sich am Lagerfeuer wärmen. Genau hier, im Zentrum der Stadt, ist vor wenigen Stunden eine Rakete eingeschlagen, die aus einem Raketenwerfer “Smertsch” aus mehr als 50 Kilometer Entfernung abgefeuert wurde. Im Grunde genommen ist es eine riesige Streubombe, die beim Aufschlag ihre tödlichen Geschosse freisetzt: im Umkreis von 800 Metern starben 15 Menschen und 63 wurden verwundet.
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