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Für den Schriftsteller war die Maidan-Revolution das Reifezeugnis der ukrainischen Gesellschaft: Der EU stellt er ein schlechtes Zeugnis aus

Der ukrainische Schriftsteller, Übersetzer und Psychoanalytiker Jurko Prochasko betrachtet die Maidan-Revolution als das Reifezeugnis der ukrainischen Zivilgesellschaft. Sie habe Fragen aufgeworfen, die auch für Westeuropa von Relevanz seien. Die Reaktionen dort empfindet Prochasko als ignorant, ängstlich und voller Argwohn. Die Ukraine würde sich von Westeuropa eine aufrichtige Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit ihrer Kultur und Politik wünschen.

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Ein wirklich gutes Interview, wobei ich beim Stichwort schwindendes Pathos etwas zusammengezuckt bin. Es fällt mir sehr schwer, mit dem Begriff Pathos überhaupt etwas Positives anzufangen...

Interessant finde ich Prochaskos Ansatz, sich auf 1848 zu berufen. Also auf das Jahr, in dem Polen, Deutschland, Italien, Ungarn und auch die Ukraine erfolglos versucht haben, einen bürgerlichen Nationalstaat zu errichten. Von den Ereignissen 1848 in der Ukraine weiß ich viel zu wenig. Aber der Ansatz ist nicht schlecht. Sich auf etwas berufen, was eben nicht historisch schwierig wird (Bürgerkrieg der UPA, z.T. antisemitische Kosaken).

Die Gedanken zur EU von Prochasko halte ich für sehr interessant. Insbesondere die zur schleichenden Oligarchie innerhalb der EU. Ich habe es ohnehin immer für vollkommen absurd gehalten, daß all die Kritiker der EU sich blindlings auf die Seite Russlands geschlagen haben. So ziemlich der aberwitzigste Verbündete in Europa im Kampf gegen die Konzentration auf wenige Konzerne innerhalb der EU. So nebenbei bemerkt: In puncto Lobby hat Deutschland leider sein seit Bismarcks Zeiten funktionierendes System Europa erfolgreich übergestülpt. Das ist zumindest meine Ansicht.

Dieses Interview ist eigentlich ein guter Ansatz, um über einiges hier im Forum zu diskutieren.