Dicker hat geschrieben:Ich verstehe Deinen Unmut schon,aber hier im Forum sind sicherlich auch viele mit der Regierung nicht so einverstanden.Es ist für mich eine aus der Notsituation gewählte Rada.Für mich ist Sie nur eine Übergangslösung und dieses ist den meisten Ukrainern auch bewusst. Reformen müssen schon sein ,aber nur mit Frischen Unverbrauchten und Korruptionsfreien Politikern die frei von Oligarchie sind.
Da bin ich spätestens seit der Kommunalwahl skeptisch. Die Älteren gehen nahezu geschlossen zur Wahl, die Jüngeren eher nicht. Zum Beispiel in Poltava gabs von Mamej (ich hoffe, ich entsinne mich richtig an den Namen) 8kg Zucker. Das zeigt: Veränderungen dauern manchmal viel länger. Auch wenn ein Teil der Ukrainer diese dringlichst wünscht.
Dicker hat geschrieben:Dieses braucht aber seine Zeit und kann nicht innerhalb der 18-20 Monaten geschehen.Sicher werden Harte Zeiten kommen,aber Lettland,Littauen usw haben auch dies Szenarien durchgemacht und stehen Heute mehr zum Westen.Die UA macht jetzt einen Lernprozess durch und wird Diesen mit der Zeit überwinden.
Da stimme ich Dir zu. Die Veränderungen werden sich über eine ganze Generation hinwegziehen und mit Rückschlägen begleitet sein.
Ein sehr wichtiges Thema wird die Umverteilung des Geldes und der Besitztümer in der Ukraine sein. Man kann die bisherige Geschichte der Ukraine auf folgendes runterbrechen. In der Sowjetzeit gab es im Reichtum relativ geringe Diskrepanzen zwischen den Bürgern - ein Zeichen diktatorischer oder sozialistischer Regime. Als Gegenreaktion gab es in den 90ern ein rein wirtschaftsliberales System mit ein paar Subventionen und einem bürokratischen System, welches mehr oder weniger am Reichtum versucht hat zu partizipieren. Auch deshalb, weil die Gehälter zu niedrig zum Leben waren oder auch nicht ausgezahlt wurden. Darum halte ich einen Vergleich mit dem Baltikum für schwierig. Zumal in der Ukraine das Volksvermögen ungleicher verteilt ist als in allen anderen Ländern Osteuropas. Im Prinzip müßte der Staat versuchen, diese dünne reiche Schicht stärker zu besteuern, um damit Investitionen zu tätigen. In funtionierenden Staaten sollte der Staat quasi als Umverteiler des Geldes dienen. Mittels Steuereinnahmen werden Projekte gefördert, die die Konjunktur auch ankurbeln und manchen Menschen ein Gehalt bringen. So ganz kurz umrissen. Das Problem der Ukraine ist bislang, daß z.B. der Gaspreis für Normalbürger stark subventioniert wird und dann Oligarchen wie Firtash mittels Bestechung von diesen subventionierten Preisen profitieren. Ergebnis: Dem Staat gehen Geldmittel flöten und ein Oligarch ist reich geworden. Plus ein paar Bürokraten/Abgeordnete, die bei diesem Deal hilfreich waren. Unter anderem gilt es, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Dicker hat geschrieben:Ich gebe Dir ein wenig Recht das mit USA auch nicht alles gut ist,aber haben wir nicht die Freiheit die wir geniessen nicht Ihnen zu verdanken !Sie haben uns im 2 WK von Diktatur befreit und geholfen alles auf zu bauen was kaputt war
So richtig begreife ich nicht, warum immer so viel von den USA die Rede ist. Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den USA und der Ukraine sind derart unterschiedlich, daß ein Bündnis für die Ukraine zwar sinnvoll ist, um die eigenen Grenzen endlich mal zu sichern. Aber die Ukraine wird einen eigenen Weg finden müssen, ihre Mißstände zu beseitigen.
Dicker hat geschrieben:Die UA hat doch mehr Durchgemacht unter der ehemaligen SU und vergisst nie was an Ihr verübt worden ist.Die Menschen sind es Leid unterdrückt und erniedrigt zu werden und wollen eigentlich nur in Frieheit und Frieden leben.
Das ist eines der Hauptprobleme. Russland glaubt, die Ukraine sei verpflichtet, mindestens Russland zu unterstützen, wenn Russland es den Ukrainern großzügigerweise erlaubt, eine eigene Flagge zu besitzen. Mal gehässig gesagt.
Dicker hat geschrieben:Ich bin erstaunt was Sie mit dem Maidan gemacht haben,aber dazu ist ja das Deutsche Volk nicht mehr in der Lage.
Da stimme ich Dir zu. Aber:
- Die Akteure des Majdans wollten die Macht nicht. Sie haben weder eine eigene Partei gegründet, noch haben sich viele Aktivisten überhaupt aufstellen lassen. Sie haben viele alten Akteure weiter gewähren lassen. Das könnte der Fehler sein (sehr vereinfacht gesagt - der von mir weiter oben verlinkte Artikel geht etwas ausführlicher darauf ein).
- Eine Revolution ist nur die Vorbedingung für Veränderungen. Es gibt aber keine Garantie, daß sie dann wie gewünscht die Zukunft verbessern. Positiv gesagt fürchten die ukrainischen Politiker den Willen der Bevölkerung nach Veränderung.