Hendrik,
Ich bin dir noch eine Antwort schuldig und möchte das heute nachholen. Ich möchte doch zuvor vorausschicken, das ich ein intuitiver Autofahrer bin und daher mich nach 35 unfallfreiem fahren in allen möglichen Ländern dieser Welt in der Lage bin, auf Grund erhöhter Beobachtung des Verkehrs auch ohne Kenntnisse der Regeln gut zurecht zu finden. So such in Ukraine. Du magst ja Recht haben, dass es Gesetze und politischen Willen gibt, hier etwas aufzubauen. Allerdings gibt es zwischen dem was auf offizieller politischer Ebene deviniert und geschrieben wird und dem was der Ukraine bei den ausführenden Behörden praktiziert wird, und dem was bei den Menschen in der Ukraine ankommt, ein erheblicher Dissenz existiert. Dies ist so aus der Tradition in allen ehemaligen Sowjetstaaten so. Ich kann als Ausländer nur durch aufmerksame Beobachtung und vielschichtiges Hinterfragen „überleben“. Das heißt, ich schaue mir an wie der aktuelle Status der Verkehrsregeln ist. Die ändern sich in Ukraine fortwährend, genauso wie das „Strafmaß“. Nimm z. B. die Regelungen beim Kreisverkehr. Früher gab es eine eindeutige Regelung. Wer in den Kreis rein will hat Vorfahrt. Heute muss man vorher schauen welchen Kreisverkehr ich anfahre: Einen nach EU Regelung (Kreis hat Vorfahrt) oder einen nach alter Regelung. Früher gab es die Regel, du kannst immer +20km/h fahren. Einige (besonders die SUV-Fahrer) halten sich immer noch daran oder ignorieren selbst das. Aber bei der großen Masse hat sich nach meiner Beobachtung etwas geändert. Chaotisch ist es heute noch, aber der Verkehr ist weniger hektisch geworden. Die meisten haben angefangen die Polizei zu respektieren und wenn die Strafen mal an das Einkommen gekoppelt würden und seitens ordentlicher Gerichte auch eingetrieben würden, dann wirst auch du feststellen, dass sich was ändert. Vielleicht wird man für gewisse Dinge einfach blind, wenn man tagtäglich damit lebt. Wenn man allerdings mit etwas Abstand gelegentlich sich den neuen Dingen anpassen muss, dann schärft das die Beobachtungsgabe zwischen der Theorie und der Praxis ungemein. Und darauf verlasse ich mich. Ich denke, ich fahre mit meiner ausgeprägten Intitution weltweit recht gut. Nochmal ich bewundere deine Recherchearbeit und schaue mir deine Hinweise immer gerne an, aber letztendlich weiß ich, dass ich mich vor Ort als Ausländer nicht darauf berufen kann und muss mit der jeweiligen realen Praxissituation umgehen. Und DASS ist meine Message und dass recht unemotional ohne jemanden Belehren zu wollen. Man kann meinen Input nehmen oder es lassen. Das ist mir so ziemlich egal. Ich will keinen überzeugen, sondern liefere erlebte Informationen und jeder kann sich seinen Reim darauf machen. Am Ende ist jeder für sein Handeln selber verantwortlich.
Punkt.
Nun zu den stationären Geschwindigkeitsanlagen, die mir aufgefallen sind. Ob die genutzt werden oder nicht, weiß ich nicht. Aber die Ukrainer fahren dort extrem vorsichtig und auch nur mit 50km/h. Und richtig, ich habe dort selber keine offensichtlichen, wie hier in Deutschland gesehen, sondern kann nur vermuten, dass die Messsysteme und Kameras anders aussehen und ehr versteckt angeordnet sind. Ich bin nicht auf die Masten geklettert und habe das analysiert. Aber du kannst ja selber mal sehen.
1. Druzhby Narodiv Blvd zwischen Hlinka Lake und Metrostation Druzhby narodiv
2. Oleny Telihy Street zwischen Kreuzung Kyrylivska Street und Metro Dorohzhychi
3. Auch im Tunnel des Naberezhne Hwy, der unter dem Poshtova ploshcha führt, wäre ich vorsichtig.
sowie einige Stecken in der Region Oblonska.
4. Auf der Strecke von Kiev nach Liviv ist mir aufgefallen, dass nicht mehr nur an den bekannten Kontrollstellen „gemessen“ wird, sondern auch aus dem Polizei SUV in kleineren Ortschaften. Mit oder ohne gesetzlicher Grundlage. Fakt ist, dass sich viiiel mehr Fahrer an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält. Aber es gibt wie immer auch genug Ignoranten. Also Augen auf im Verkehr und schauen wie es real vor Ort aussieht.
Allen allzeit eine gute Fahrt
Viele Grüße
Hans