Robert hat geschrieben:
Z.Bsp , daß besagter oranger PolitExperte nicht nur und nichtmal zuerst bestreffs der Sprache sich selber in die rechte Ecke stellte
Nun Robert, wir werden wohl keinen Konsens in unserer Beurteilung jenes Herren erreichen. Aber man sollte sich zumindest bemühen, ihn differenziert zu betrachten. Er war schon vor seinem Amtsantritt von Seiten Russlands als Feind eingestuft worden, in der Beziehung hatte er von vorn herein keine Chance, auch nur irgendetwas richtig zu machen.
Seine Versuche, der UPA eine gewisse Anerkennung zu verschaffen, wird ihm von politischen Gegnern gern als der Beweis seiner rechten Gesinnung vorgehalten. Ich habe mich in den letzen Jahren nicht zuletzt aufgrund unserer Diskussionen im FU eingehender damit beschäftigt, und es spielt auch eine Rolle, dass ich in diesem Zeitraum viel in der Westukraine unterwegs war und auch mal von Leuten direkt hören konnte, wie sie diesen Teil ihrer Geschichte beurteilen - und das klingt dann schon ganz anders, als das, was ihnen von anderen in den Mund gelegt wird.
Wichtig scheint mir, dass VJ sich bemüht hat, die Veteranen zusammenzubringen. Das war möglicherweise naiv, weil aufgrund der politischen Interessen einiger Leute nicht sein
durfte (ich denke, dass Du als alter Soldat sicher bestätigen wirst, dass es sogar gegenüber dem früheren Kriegsgegner ein Gefühl einer gewissen Verbundenheit gibt, das ist jedenfalls, was ich in England oft hörte).
Um die Verehrung der UPA in manchen Teilen der Ukraine zu verstehen, muss man sich mit den Gründen beschäftigen. Die sowjetische Geschichtsschreibung differenziert hier nicht weiter, es waren eben alles Faschisten. In der Westukraine würdigt man die UPA vor allem, wenn nicht sogar ausschließlich, für den Widerstand gegen die Rote Armee. Die Politik der OUN-Kader, die es auch in jener Phase noch gab, spielt hier keine große Rolle. Das ist durchaus vergleichbar mit der Würdigung der Roten Armee für die Befreiung von den Deutschen trotz des Stalin-Terrors, der danach wieder einzog, in anderen Teilen des Landes. Beide Beispiele sind völlig verständlich aufgrund der subjektiven Erlebnisse der Bevölkerungsteile, sie machen weder die einen zu Faschisten noch die anderen zu Kommunisten.
Die "Heiligsprechung" Banderas wird in meinem (westukrainischen) Bekanntenkreis übrigens ausnahmslos als "dumm" und "historisch fragwürdig" qualifiziert, da Bandera eben kaum persönlichen Einfluss auf diesen Befreiungskampf der UPA hatte und somit zu einer reinen Symbolfigur wird (im Grunde ähnlich Lenin unter den Kommunisten, dem erstaunliche intellektuelle und charakterliche Eigenschaften angedichtet wurden, die historisch höchst fragwürdig sind).
Was ich mit diesem kleinen Ausflug sagen möchte ist, dass die Zusammenhänge komplex sind und sich aus meiner Sicht eine simple "rechts-links-Qualifizierung" bei Juschchenko (wie auch bei den meisten anderen ukrainischen politischen Parteien) verbietet. Dass er politisch einigen Unsinn verzapft hat und auch vieles versprochene schuldig geblieben ist, gestehe ich gern ein.
Es genügt nicht, nur keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken!