Kultur, Religion und GeschichteVölkermörder Stalin?

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Handrij
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Ukraine

Völkermörder Stalin?

#1 Beitrag von Handrij »

Norman Naimark plädiert dafür, die sowjetischen Massenmorde als Genozid zu werten

Dank der Öffnung der sowjetischen Archive gelang es der Forschung, die Logik des lange als irrational geltenden Vernichtungsfeldzugs Stalins gegen die eigene Bevölkerung nachzuvollziehen. Dieser neuen Erkenntnisse bedient sich Norman M. Naimark in seinem Essay "Stalin und der Genozid", um die stalinistischen Verbrechen - Entkulakisierung, Holodomor, Deportationen der Minderheiten und den Großen Terror 1937 - auf ihre "Genozidtauglichkeit" im völkerrechtlichen Sinn zu überprüfen.
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mbert
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Re: Völkermörder Stalin?

#2 Beitrag von mbert »

Handrij hat geschrieben:
Norman Naimark plädiert dafür, die sowjetischen Massenmorde als Genozid zu werten
Das ist ein wirklich interessanter und vielschichtiger Kommentar. Hierbei finde ich die Argumentation Naimarks sehr interessant - "Worin besteht der Unterschied, wenn es um Menschenleben geht?".

Tatsächlich ist Stalin zweifellos einer der schlimmsten Massenmörder des 20en Jahrhunderts, auch wenn die übliche "gebriefte" Argumentation von heutigen Kommunisten oder seit einiger Zeit auch von vielen Russen Stalins Grausamkeiten durch die besonderen Umstände durch den Aufbau des sozialistischen Systems und den Krieg mit Deutschland rechtfertigt und die Meinung vertritt, dass aufgrund "weniger niederer Motivation" Stalin und Hitler nicht gleichzusetzen seien.

In dem Diskurs um den Genozid-Begriff geht es aber eigentlich viel mehr um Begrifflichkeiten. Wenn unbestritten ist, dass Stalin ein Massenmörder ist (meine eigene Formulierung, kein Zitat!), ist er auch ein Völkermörder?

Der Journalist argumentiert nun in zwei Richtungen: eine Erweiterung des Genozidbegriffs wird nicht im UN-Sicherheitsrat durchsetzbar sein, weil Russland es nicht zulassen wird; außerdem - und das ist der interessante Aspekt - eine Opferrolle für die Ukraine (oder andere Opfer des Stalin-Regimes) nützt dem Opfer nicht, es steht eher im Wege, und, wie kürzlich von Erhard Eppler in [1] so treffend festgestellt, ist ein Selbstverständnis, das auf einer Opferrolle basiert, erfahrungsgemäß nur schwer friedensfähig.

Ich glaube (und hier verlasse ich den Kontext des Artikels), dass der Völkermord-Begriff tatsächlich nicht entscheidend ist. Wichtiger ist es, derartigen Massenmördern einen ihnen angemessenen Platz in der Geschichte zu geben und ihre Verbrechen nicht zu beschönigen oder zu verschweigen. Ob sich die Aggression gegen Völker oder gegen soziale Gruppen, reale oder eingebildete Klassenfeinde oder was auch immer richtet, sollte hier nicht zu einer künstlichen Unterscheidung oder Abstufung der Verbrechen im Vergleich mit anderen benutzt werden.

Ich finde es schade, dass Russland sich so schwer tut, Stalins Verbrechen historisch angemessen zu würdigen. Eigentlich hätte in den 90er Jahren eine große Chance bestanden, sich im Rahmen des Übergangs von einer kommunistischen und atheistischen zurück zu einer christlichen und der Tradition des alten Russland verbundenen Nation vom Ballast dieser Vergangenheit zu befreien, indem man sich klar von den Verbrechen der СССР distanziert hätte. Dies ist leider damals nur in Ansätzen geschehen und in Folge Stück für Stück wieder aufgehoben worden, bis man heute Stalin wieder als einen der größten Söhne des Landes betrachtet (man stelle sich mal vor, in Deutschland würde Hitler zu einem der größten Deutschen gewählt, oder die NPD würde in Dresden ein Hitler-Monument aufstellen!).

Ich hoffe, es ist trotz der gegenwärtigen Haltung Russlands möglich, dass den Opfern von damals eine historische Würdigung zuteil wird (freilich ohne dass eine "Opferrolle" im Sinne der oben genannten Aspekte entsteht) und ein Dialog ensteht im Geiste jenes berühmten Satzes: "Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung".

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Es genügt nicht, nur keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken!

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Hartmut
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Re: Völkermörder Stalin?

#3 Beitrag von Hartmut »

Stalin war Georgier, bitte nicht vergessen , auch wenn man es nicht wahrhaben will.Also ergo ,er war kein Russe. Da kann mal Mal sehen : Stalin Georgier , Sackaschwilli Georgier, Bezugnehmend zum Artikel im Umkehrschluss : Janzenjuk, Poroschenko, klimkin , Klitschko u.u. Ukrainer. Punkt.

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OhWeh
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Re: Völkermörder Stalin?

#4 Beitrag von OhWeh »

Hartmut, das ist Leichenschändung. Hatte erst nicht auf das Datum geschaut...

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Vorkuta
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Re: Völkermörder Stalin?

#5 Beitrag von Vorkuta »

Hartmut hat geschrieben: Samstag 28. Oktober 2017, 19:02 Stalin war Georgier, bitte nicht vergessen , auch wenn man es nicht wahrhaben will.Also ergo ,er war kein Russe. Da kann mal Mal sehen : Stalin Georgier , Sackaschwilli Georgier, Bezugnehmend zum Artikel im Umkehrschluss : Janzenjuk, Poroschenko, klimkin , Klitschko u.u. Ukrainer. Punkt.
Da ich mich schon länger für die Geschichte der UdSSR interessiere, habe ich mal etwas nachgelesen und bin im vergangenen Jahr den Kaukasus abgefahren. - Selbstverständlich bin ich nach Gori, der Geburtsstadt Stalins, des "Stälernen", gefahren und habe mir sehr genau das Museum angesehen:

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es war alles sehr interessant - was mich aber verwunderte, insbesondere bei der Betrachtung der Geschichte, war der allseits anzutreffende Personenkult zu Stalin. Es gibt eine Stalin Avenue:

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Man kann den Waggon besichtigen, in dem Stalin nach Potsdam zum Vier-Mächte-Abkommen fuhr:

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Und es gibt ein großes Stalin - Denkmal:

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ich hatte auch ganz großes Glück, daß ich mein Mobil direkt vor dem rathaus parken u. dort auch nächtigen konnte - der Security-Mann paßte auf:

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Bleibt mir nur noch die Frage, wie kann es sein, daß solch eine Person wie Stalin so hohe Ehrungen erfährt ... ?

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Hartmut
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Re: Völkermörder Stalin?

#6 Beitrag von Hartmut »

Weil man es so will. Es wird geheuchelt , man wird verarscht u.u., Bilder ohne Worte .

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joachim999
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Re: Völkermörder Stalin?

#7 Beitrag von joachim999 »

Der Unterschied zwischen Genocid und Massaker ist die Selektivität: Beim Massaker werden wahllos Leute herausgefischt und umgebracht. Beim Genocid bevorzugt Kinder, denn Kinder sind die Zukunft eines Volkes. Der Holodomor ließ bevorzugt Kinder sterben. Somit ist das Kriterium erfüllt.

Aber egal: Stalin Statuen sind gegen jedwedes Rechtsgefühl. Sie sollten rückgebaut werden.

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malshandir
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Re: Völkermörder Stalin?

#8 Beitrag von malshandir »

joachim999 hat geschrieben: Donnerstag 8. April 2021, 14:57 Der Unterschied zwischen Genocid und Massaker ist die Selektivität: Beim Massaker werden wahllos Leute herausgefischt und umgebracht. Beim Genocid bevorzugt Kinder, denn Kinder sind die Zukunft eines Volkes. Der Holodomor ließ bevorzugt Kinder sterben. Somit ist das Kriterium erfüllt.

Aber egal: Stalin Statuen sind gegen jedwedes Rechtsgefühl. Sie sollten rückgebaut werden.
Definition Ihrerseits ist falsch.
Die Konvention definiert Völkermord in Artikel II als „eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:

a) das Töten eines Angehörigen der Gruppe
b) das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
d) die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
e) die zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe“

Es ändert nichts daran, dass Stalin mit dem Holodomor einen Genozid begangen hat, jedoch ist das festmachen an Kindern kein Kriterium.
Stalin ging es um Tötend er Ukrainer, damit diese den Freiheitswillen verlieren und sich ihm bedingungslos unterwerfen.

Ich gehe hier sogar einen Schritt weiter. verantwortlich für den Genozid war die Russische Sowjetrepublik mit den Bolschewiki. Das sieht amna uch an den Umsiedlungen von russen in das Gebiet der ukraine, quasi Austausch der Bevölkerung.
Gleiches wollte Hitler in den besetzten Gebieten.

völkerrechtlich ist m.E. Russland verpflcihtet Enstchädigungen zu zahlen und sich bei der Ukraine zu entschuldigen.
ich erwarte hier den Kniefall von Putin.

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